Fünf

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Die Nacht war alles andere als erholsam. Meine Träume waren unruhig und wirr, ständig von Bildern und Gefühlen durchzogen, die mich aufwühlten. Es war, als würde mein Verstand versuchen, die widersprüchlichen Emotionen in meinem Inneren zu verarbeiten, ohne mir eine Atempause zu gönnen. In einem besonders lebhaften Traum fand ich mich plötzlich in einer dunklen Gasse wieder, die von schwachem, flackerndem Licht erleuchtet wurde. Die Luft war kühl und schwer, als würde ein Sturm aufziehen. Ich hörte meinen eigenen Atem, laut und ungleichmäßig, während ich durch die Gasse ging. Plötzlich stand er da – Eser, so real, dass es mein Herz aus dem Takt brachte. Seine braunen Augen fixierten mich, und obwohl ich die Wut auf ihn noch spürte, schien sie für einen Moment in den Hintergrund zu treten. Er kam näher, und ich konnte den vertrauten Duft seines Parfüms riechen, gemischt mit etwas Dunklem und Verführerischem. Mein Herz schlug schneller, meine Atmung wurde flacher. Seine Präsenz war überwältigend, und obwohl mein Verstand mir sagte, dass ich weggehen sollte, konnte ich mich nicht rühren. Er drückte mich sanft, aber bestimmt gegen die kühle, raue Wand der Gasse, und unsere Gesichter waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt. Seine Augen schienen mich zu durchbohren, und trotz allem, was er getan hatte, fühlte ich eine unerklärliche Anziehungskraft, die mich fesselte. „Eser...," hauchte ich, während er seine Hand sanft an meine Wange legte. Sein Gesichtsausdruck war für einen Moment weich, fast zärtlich, und er lächelte mich mit einem sympathischen Lächeln an, das mein Herz höherschlagen ließ. Alles um uns herum schien zu verschwinden, und in diesem Moment fühlte es sich an, als wäre er mein edler Prinz, mein Retter in dieser dunklen Nacht. Langsam, fast zögerlich, neigten sich seine Lippen meinen, und mein Herz schmolz unter der Intensität dieses Augenblicks. Die Welt stand still, als er seine Lippen sanft auf meine presste, und ich klammerte mich an seinem Oberteil fest, aus Angst, dass dieser Moment zu schnell enden könnte, dass er einfach verschwinden würde und mich wieder in der Dunkelheit zurücklassen würde. Seine Küsse waren weich, fast so, als ob er jede Sekunde davon auskosten wollte. Doch gerade als ich begann, mich dem Gefühl hinzugeben, änderte sich die Stimmung. Die Zärtlichkeit in seinen Bewegungen wich plötzlich etwas Kaltem, und bevor ich realisieren konnte, was geschah, spürte ich, wie seine Lippen hart auf meine pressten, beinahe schmerzhaft. Er biss fest zu, sodass ein stechender Schmerz durch meinen Körper fuhr. „Wieso hast du das getan?" flüsterte ich benommen, während mein Körper langsam zu Boden sank. Die Kraft verließ mich, und ich konnte den bitteren Geschmack von Blut auf meinen Lippen schmecken. „Weil du meine Feindin bist," zischte er kalt, während seine Augen vor unbarmherziger Entschlossenheit glühten. „Dachtest du ernsthaft, dass ich es jemals ernst mit dir meinen könnte?" Seine Worte waren wie Gift, das sich in meinem Körper ausbreitete, während er mit einem grausamen, mephistophelischen Lachen in der Dunkelheit verschwand. Mein Körper fühlte sich schwer und leblos an, und alles um mich herum begann sich zu drehen, bis ich das Gefühl hatte, in einen endlosen Abgrund zu fallen. Doch bevor ich gänzlich in die Dunkelheit stürzen konnte, riss mich ein scharfer Schmerz in der Realität zurück.„Autsch!" schrie ich wütend, als ich abrupt aufwachte und feststellte, dass ich tatsächlich aus dem Bett gefallen war. Der Schmerz in meiner Seite und die Verwirrung darüber, was Traum und was Realität war, ließen mich für einen Moment fassungslos auf dem Boden liegen. „Verdammter Idiot," murmelte ich, während ich mich aufrappelte und mit groben Schritten ins Badezimmer ging. Mein Herz pochte noch immer wild, und ich spürte die Nachwirkungen des Traums wie ein Echo in meinem Kopf. Ich drehte den Wasserhahn auf und ließ kaltes Wasser über mein Gesicht fließen, in der Hoffnung, die wirren Gedanken zu vertreiben. „Niemals!" fauchte ich in den Spiegel, mein eigenes Spiegelbild anstarrend, das mir trotzig entgegenblickte. „Nie im Leben werde ich mich auf dich einlassen! Es heißt Krieg, Eser!" Das kalte Wasser brachte ein wenig Klarheit in meinen Kopf, doch die Wut blieb. „Nur weil du gut aussiehst, heißt das noch lange nicht, dass du alles bekommst," knurrte ich weiter, während ich mich zu einem breiten Grinsen zwang. „Wir werden schon sehen, wie hässlich du bist." Natürlich war das sarkastisch gemeint, aber es gab mir die Kraft, die ich brauchte, um mich nicht von ihm unterkriegen zu lassen. Ich trocknete mein Gesicht ab, verließ das Badezimmer und lief in die Küche, um mir ein Glas kaltes Wasser einzuschenken. Ich trank es in einem Zug, in der Hoffnung, dass es die letzten Spuren des Traums fortspülen würde. Doch auch als ich wieder in mein Zimmer ging, fühlte ich die Nachwirkungen des Erlebten. Ich öffnete die Balkontür und trat hinaus in die kühle Nachtluft. Der frische Wind war eine Wohltat, und ich atmete tief ein, um meinen Geist zu beruhigen. Doch als ich den Blick zum klaren Nachthimmel hob, sah ich den leuchtenden Vollmond, und in ihm schien sich Esers Gesicht abzubilden. „Scheiße!" knurrte ich und schmiss die Balkontür zu. „Auf ihn werde ich nicht reinfallen!" garantierte ich mir selbst und legte mich schließlich wieder ins Bett. Trotz der aufgewühlten Gefühle gelang es mir, irgendwann doch noch einzuschlafen.

Braune Augen [Irem ♥ Eser] *NEUE VERSION*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt