Siebzehn

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Die Party war in vollem Gange, die Musik dröhnte durch die Shishabar, während die Luft dick von Rauch und Gelächter war. Die große Torte, die Ann hereingebracht hatte, war bereits fast aufgegessen, und die Gäste drängten sich um Eser, um ihm ihre Geschenke zu überreichen. Jeder Einzelne wurde von Eser herzlich bedankt, seine Augen leuchteten, und sein Lächeln war breit und ausgelassen. Er genoss die Aufmerksamkeit sichtlich, auch wenn ich bemerkte, dass sein Blick immer wieder zu mir wanderte.Ich stand abseits mit Fulya, Burak und Samet, während wir uns leise unterhielten. Samet hatte Fulya und Burak gerade beglückwünscht, was das frisch verliebte Paar zum Strahlen brachte. Es war offensichtlich, dass sie überglücklich miteinander waren, und ich freute mich ehrlich für meine Schwester. Doch bevor das Gespräch weitergehen konnte, spürte ich plötzlich eine starke Hand auf meiner Schulter. Ich drehte mich um und sah, dass es Eser war, der sich an mich schmiegte. Sein Arm legte sich fest um meine Taille, und er grinste Samet breit an."Und, Samet," begann Eser mit einem süffisanten Lächeln, "willst du uns nicht auch gratulieren?" Seine Stimme war leicht lallend, aber in seinem Blick lag eine provokative Schärfe, die mich alarmierte.Burak und Fulya sahen mich ungläubig an, als ob sie jeden Moment eine Erklärung von mir erwarten würden. Die Luft schien für einen Moment stillzustehen, und ich konnte die Verwirrung und das Unbehagen in ihren Augen lesen.„Eser macht nur Spaß," sagte ich hastig und löste mich aus seinem Griff. Ich versuchte, ruhig und gelassen zu wirken, aber mein Herz hämmerte wild in meiner Brust. "Er hat ein bisschen zu viel getrunken, das ist alles."Fulya warf mir einen besorgten Blick zu, während Burak Eser skeptisch musterte. Samet schwieg, doch ich konnte sehen, dass er das Spiel durchschaute, das Eser hier spielte."Ja, ja, nur Spaß," murmelte Eser, als er sich ein weiteres Glas Absinth einschenkte. "Spaß ist mein zweiter Vorname, oder nicht?"Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Die Party näherte sich langsam Mitternacht, und die Gäste begannen, sich zu verabschieden. Edgar und Cağla hatten sich in eine Ecke zurückgezogen und sahen glücklich aus, während Samet weiterhin in einem ruhigen Gespräch mit Burak vertieft war. Eser hingegen war merklich angetrunken, sein Lächeln schien fest auf seinem Gesicht eingefroren zu sein, doch seine Augen verrieten eine andere Geschichte.Kurz vor Mitternacht schlug Burak vor, dass er uns Schwestern nach Hause bringen sollten. Ich war erleichtert, dass jemand die Initiative ergriff. Es war Zeit zu gehen. Wir verabschiedeten uns von Edgar, Cağla, Samet und Eser. Eser hielt meinen Blick fest, als ich mich von ihm verabschiedete, seine Augen funkelten unter dem Einfluss des Alkohols. Es war, als wollte er noch etwas sagen, doch ich wandte mich ab, bevor er die Chance dazu hatte.Im Auto war die Stimmung gedämpft. Fulya saß neben Burak auf dem Beifahrersitz, während ich hinten Platz genommen hatte. Der Motor brummte leise, und das Licht der Straßenlaternen flackerte durch das Fenster. Ich war in Gedanken versunken, als Fulya plötzlich ihre Stimme erhob.„Was meinte Eser vorhin damit?" fragte sie und drehte sich halb zu mir um. Ihre Augen suchten meinen Blick, und ich konnte die Besorgnis in ihnen erkennen.„Er ist angetrunken," antwortete Burak schnell, als wolle er die Situation entschärfen. „Er hat bestimmt nur Spaß gemacht. Du kennst ihn doch, Fulya."Doch ich konnte sehen, dass Fulya nicht zufrieden war mit dieser Erklärung. Sie schaute mich weiterhin fragend an, und ich spürte, wie der Druck in mir wuchs. Ich konnte sie nicht weiter anlügen, doch die Wahrheit war zu kompliziert, um sie einfach so auszusprechen.„Hast du Burak etwas erzählt?" fragte ich schließlich und sah meine Schwester direkt an. Ich musste sicher sein, dass sie nicht schon Verdacht geschöpft hatte.„Nein," antwortete Fulya zögernd. „Warum? Was sollte ich ihm erzählen?"Burak, der uns beobachtete, runzelte die Stirn und fragte: „Worum geht es hier eigentlich? Was soll ich wissen?"Ich fühlte, wie sich mein Magen zusammenzog. Die Lügen und die Verwirrung, die Eser um uns alle gesponnen hatte, wurden zu einem Netz, das sich immer enger um mich legte. Doch ich konnte nicht zulassen, dass meine Schwester oder Burak in diesen Strudel hineingezogen wurden.„Nichts Wichtiges," murmelte ich schließlich und zwang mich zu einem schwachen Lächeln. „Es ist alles in Ordnung. Wirklich."Doch in meinem Herzen wusste ich, dass nichts in Ordnung war.

Braune Augen [Irem ♥ Eser] *NEUE VERSION*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt