Neunzehn

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Am Dienstagabend, als ich mich gerade in mein Bett kuschelte, vibrierte mein Handy. Es war eine Nachricht von Eser. „Pack deine Sachen, ich hole dich morgen früh ab. Wir machen einen Roadtrip." Ich las die Nachricht zweimal, mein Herz schlug schneller. Eser und ich hatten in den letzten Wochen viele Momente geteilt, einige davon schön, andere verwirrend. Aber diese Nachricht war unerwartet. Ein Roadtrip? Wohin? Und warum so plötzlich?
Ich legte das Handy auf meinen Nachttisch und starrte an die Decke. Gedanken rasten durch meinen Kopf. Was hatte er vor? Wo würde er mich hinbringen? Aber bevor ich mich in all den Fragen verlieren konnte, überwog die Vorfreude. Ein Roadtrip konnte aufregend sein, eine Flucht aus dem Alltag, weg von den Sorgen, die ständig über mir schwebten. Schnell sprang ich aus dem Bett und begann, meinen Koffer zu packen. Bequeme Kleidung, etwas Warmes für den Abend, und natürlich die Kamera, um die Momente festzuhalten.Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker früh, aber ich war schon wach, aufgeregt wie ein kleines Kind vor einem großen Abenteuer. Nachdem ich geduscht und mich angezogen hatte, griff ich nach meinem Koffer und zog ihn zur Tür. Es war noch still in der Wohnung, und als ich in den Flur trat, spürte ich die kühle Morgenluft durch das geöffnete Fenster. Kurz darauf hörte ich draußen ein Auto vorfahren. Ein kurzer Blick aus dem Fenster bestätigte, was ich vermutet hatte – Eser war da.Ich trat hinaus, und da stand er, lässig an seinen Wagen gelehnt, die Hände in den Taschen, mit einem schiefen Lächeln, das immer so ein bisschen geheimnisvoll wirkte. „Guten Morgen, Canim," sagte er, als er mich sah, und streckte mir die Hand entgegen. „Bereit?"„Für alles," antwortete ich, während ich ihm die Hand reichte und er mir half, den Koffer im Kofferraum zu verstauen.Wir stiegen ins Auto, und während er den Motor startete, schoss ich ihm einen neugierigen Blick zu. „Und wohin geht's?" fragte ich, das Lächeln auf meinen Lippen nicht ganz unterdrücken könnend.„Das wirst du schon sehen," erwiderte er nur, und wir fuhren los. Die Stadt erwachte gerade erst zum Leben, als wir durch die Straßen von Frankfurt rollten. Es fühlte sich gut an, die grauen Mauern der Stadt hinter sich zu lassen und in die Ungewissheit eines neuen Abenteuers zu fahren.Unsere Reise führte uns hinaus aufs Land, und je weiter wir fuhren, desto mehr änderte sich die Landschaft. Hochhäuser und Beton wichen sanften Hügeln und Feldern, die sich unter der sanften Sonne des frühen Vormittags erstreckten. Die Straßen wurden schmaler, von Bäumen gesäumt, und die Luft fühlte sich klarer an. Es war befreiend, dem Alltagsstress zu entfliehen, einfach loszulassen und die Fahrt zu genießen.„Wir nehmen die Romantische Straße," erklärte Eser schließlich, als ich zum wiederholten Male die Karte auf dem Armaturenbrett betrachtete. „Es ist eine der schönsten Routen Deutschlands. Sie führt durch alte Städte, Burgen und Schlösser. Ich dachte, das wäre mal was anderes."Ich nickte, plötzlich neugierig auf das, was vor uns lag. Die Romantische Straße – ich hatte davon gehört, aber sie selbst zu erleben, war eine ganz andere Sache. Der Name allein versprach so viel: Romantik, Geschichte, Kultur. Es klang nach einem perfekten Ort, um sich zu verlieren und vielleicht auch, um sich selbst wiederzufinden.Unsere erste Station war Würzburg, eine Stadt, die für ihren barocken Charme bekannt ist. Wir parkten das Auto in der Nähe der Residenz, einem prächtigen Schloss, das auf einer Anhöhe thronte und über die Stadt wachte. „Lass uns hier eine Pause machen," schlug Eser vor, und ich war sofort einverstanden.Die Residenz war atemberaubend. Wir spazierten durch die weitläufigen Gärten, die voller bunter Blumen standen, und ließen uns von der Ruhe des Ortes einnehmen. Eser zeigte mir die Highlights der Anlage, und wir machten Fotos vor den beeindruckenden Statuen und Springbrunnen. „Stell dir vor, wie die Menschen hier vor Hunderten von Jahren gelebt haben," sagte ich, während wir durch eine der großen Hallen des Schlosses gingen, deren Wände mit kunstvollen Gemälden verziert waren.„Ja, sie hatten sicher ein interessantes Leben," antwortete Eser nachdenklich, während er die kunstvollen Deckenmalereien betrachtete. „Aber ich denke, unser Leben ist auch nicht weniger interessant." Er sah mich an, und in seinem Blick lag etwas, das ich nicht ganz deuten konnte. Eine Spur von Melancholie vielleicht, oder war es einfach nur Zufriedenheit? Ich konnte es nicht sagen, aber es berührte mich auf eine Weise, die ich nicht erwartet hatte.Nach der Besichtigung fuhren wir weiter, durch malerische Dörfer und entlang sanfter Flüsse. Der nächste Halt war Rothenburg ob der Tauber, eine mittelalterliche Stadt, die wie aus einem Märchen entsprungen schien. Die alten Fachwerkhäuser, die gepflasterten Straßen und die kleinen Läden, die traditionelle Handwerkskunst anboten, ließen mich in eine andere Zeit eintauchen.„Wie gefällt es dir?" fragte Eser, als wir durch eine der engen Gassen schlenderten.„Es ist wunderschön," antwortete ich ehrlich. „Wie eine Reise in die Vergangenheit."Wir fanden ein kleines Café, setzten uns draußen an einen der Holztische und bestellten Kaffee und Kuchen. Die Sonne schien warm auf unsere Gesichter, und der Duft von frisch gebackenem Brot lag in der Luft. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen alles perfekt schien. Wir redeten über alles Mögliche – über das, was wir auf der Fahrt gesehen hatten, über unsere Pläne für die nächsten Tage und sogar über unsere Zukunftsträume.„Hast du schon mal daran gedacht, wo du in zehn Jahren sein möchtest?" fragte Eser plötzlich.Ich zögerte, während ich über seine Frage nachdachte. „Ich weiß es nicht genau," gab ich zu. „Vielleicht in einem Job, den ich liebe, vielleicht in einer eigenen Wohnung. Vielleicht..." Ich stockte, als ich merkte, dass ich den Satz nicht beenden konnte.„Vielleicht was?" hakte er nach, seine Augen auf mich gerichtet.„Vielleicht mit jemandem, der mich versteht und den ich verstehe," antwortete ich schließlich, meine Worte fast flüsternd.Eser nickte langsam, als würde er meine Gedanken nachvollziehen können. „Das klingt nach einem guten Plan," sagte er leise, und ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, was er wohl gerade dachte.Nachdem wir Rothenburg verlassen hatten, setzten wir unsere Reise fort. Die Landschaft wurde noch malerischer, die Straßen kurviger, und die Ausblicke atemberaubender. Wir hielten an verschiedenen Aussichtspunkten an, machten Fotos und genossen einfach die Schönheit der Natur. Irgendwann hielten wir in einem kleinen Dorf, um ein spätes Mittagessen zu genießen. Es war ein einfaches Gasthaus, das traditionelle bayerische Gerichte servierte. Der Geruch von Braten und frischen Brezeln empfing uns, als wir eintraten.„Das hier ist genau, was wir brauchen," sagte Eser, als wir uns an einen rustikalen Holztisch setzten. „Etwas Herzhaftes nach der ganzen Fahrt."

Braune Augen [Irem ♥ Eser] *NEUE VERSION*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt