Neun

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Nachdem ich den anstrengenden Tag hinter mir gelassen hatte, wollte ich mich gerade auf mein Bett fallen lassen, als mein Handy plötzlich klingelte. Ich griff danach und sah Çağlas Namen auf dem Display aufleuchten. Es war eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal in der Shishabar getroffen hatten, und ich musste zugeben, dass ich neugierig war, was sie jetzt wollte. „Hey, Çağla!" begrüßte ich sie fröhlich, als ich den Anruf entgegennahm. Es tat gut, ihre Stimme zu hören, und ich freute mich auf einen Moment der Normalität nach all dem Drama in den letzten Tagen. „Irem! Es ist so schön, von dir zu hören. Wie geht's dir?" fragte sie, ihre Stimme klang wie immer fröhlich und warm. „Ganz gut," antwortete ich ehrlich und lehnte mich zurück. „Und dir? Wie läuft's mit Edgar? Ihr scheint ja ein ziemlich süßes Paar zu sein." Çağla lachte leise. „Es läuft großartig, danke der Nachfrage. Er ist wirklich ein toller Kerl. Aber genug von mir, wie läuft's bei dir? Wir haben uns ja seit der Shishabar nicht mehr gesehen." Ich seufzte leise und zuckte mit den Schultern, obwohl sie das natürlich nicht sehen konnte. „Ach, du weißt ja, Uni, Arbeit im Kinderheim... das übliche. Aber ehrlich gesagt, hat mich diese Sache mit Eser ziemlich beschäftigt." Çağla lachte erneut, diesmal etwas lauter. „Das kann ich mir vorstellen. Aber weißt du was? Genau deswegen rufe ich an. Edgar hat mir erzählt, dass Eser gerne wieder ein Treffen zu viert hätte. Ich glaube, er möchte einiges klären. Und Edgar und ich dachten, dass es vielleicht gut wäre, wenn wir uns nochmal alle zusammen treffen." Mein Herz machte einen kleinen Sprung. Eser will sich nochmal treffen? Nach allem, was passiert war? Das weckte meine Neugier. Warum wollte er mich wiedersehen? Und was könnte er diesmal wollen? Immerhin war er im Restaurant so höflich gewesen, eine Seite von ihm, die ich vorher nicht wirklich gesehen hatte. „Interessant," antwortete ich nachdenklich. „Wann soll das Ganze stattfinden?" „In etwa einer Stunde," sagte meine beste Freundin und fügte schnell hinzu: „Edgar und ich holen dich ab, wenn du interessiert bist. Wir könnten dann zusammen hinfahren." Ich zögerte einen Moment, bevor ich antwortete. Aber die Neugier war zu stark. „Ja, ich bin dabei. Es wird bestimmt... aufschlussreich." „Super! Wir freuen uns. Bis gleich, Irem!" Çağla klang zufrieden, und ich konnte ihre Vorfreude förmlich spüren, bevor sie auflegte. Mit einem tiefen Atemzug stand ich auf und überlegte, was ich anziehen sollte. Ich wollte nicht übertrieben aufgestylt erscheinen, aber auch nicht so, als hätte ich mich gar nicht bemüht. Schließlich entschied ich mich für etwas Casual, das bequem war, aber dennoch schick aussah: eine dunkelblaue Skinny-Jeans, die meine Beine gut betonte, und dazu ein schlichtes, weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt. Über das T-Shirt zog ich eine leichte, graue Strickjacke, die locker fiel und dem Outfit eine entspannte Note gab. An den Füßen trug ich meine weißen Sneakers – bequem und perfekt für einen ungezwungenen Abend. Dann ging ich ins Bad, um mich dezent zu schminken. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass ich mich für Eser herausgeputzt hatte, aber ich wollte dennoch gepflegt aussehen. Ein bisschen Mascara, um meine Wimpern zu betonen, ein Hauch von roséfarbenem Rouge auf den Wangen, um meinem Gesicht etwas Frische zu verleihen, und ein nude-farbener Lippenstift – das war alles, was ich brauchte. Als ich fertig war, betrachtete ich mich kurz im Spiegel. Das war ich – unverfälscht, ehrlich, ohne große Mühe. Genau so wollte ich Eser gegenübertreten. Kaum hatte ich das Badezimmer verlassen, kam Fulya ins Zimmer. Sie sah mich kritisch an und bemerkte sofort, dass ich nicht einfach nur zu Hause bleiben würde. „Wohin geht's?" „Edgar und Çağla holen mich gleich ab," antwortete ich, während ich noch meine Haare richtete. „Wir treffen uns mit Eser... nochmal zu viert." Fulya hob eine Augenbraue und lächelte dann. „Oh, das klingt interessant. Na ja, viel Spaß, und lass dich nicht ärgern, okay?" Ich grinste und nickte. „Keine Sorge, ich weiß, was ich tue." „Das hoffe ich doch," erwiderte Fulya, bevor sie mich mit einem zwinkernden Lächeln verabschiedete. Ich ging ins Wohnzimmer, um auf Çağla und Edgar zu warten. Die Minuten vergingen langsam, und mit jeder verstrichenen Sekunde wuchs meine Anspannung. Was würde dieser Abend bringen? Würde Eser wieder so höflich und zuvorkommend sein wie im Restaurant? Oder würde er wieder in seine alte, arrogante Art zurückfallen? Endlich hörte ich das vertraute Brummen eines Autos vor unserem Haus. Ich schnappte mir meine Tasche, warf einen letzten Blick in den Spiegel, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung war, und ging dann nach draußen, wo Edgar und Çağla bereits auf mich warteten. Çağla winkte mir begeistert zu, während Edgar sich charmant aus dem Fenster lehnte und grinste. „Bereit für einen weiteren spannenden Abend?" fragte Çağla, als ich die Tür öffnete und auf den Rücksitz stieg. „Bereit, so sehr wie man es sein kann," antwortete ich mit einem kleinen Lächeln und schloss die Tür hinter mir. Ich wusste, dass dieser Abend anders werden würde als unser letztes Treffen – aber ob das gut oder schlecht war, das würde sich erst noch zeigen.

Braune Augen [Irem ♥ Eser] *NEUE VERSION*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt