Sechzehn

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In der Dunkelheit meines Zimmers, während das Mondlicht durch die Vorhänge sickerte und die Schatten in seltsamen Mustern über die Wände krochen, konnte ich nicht schlafen. Mein Kopf war ein Wirbelsturm aus Gedanken und Gefühlen, die mich nicht zur Ruhe kommen ließen. Der Gedanke daran, dass ich Eser geküsst hatte, ließ meine Brust schmerzen, als hätte jemand ein schweres Gewicht darauf gelegt.Eser, der bald Vater wird. Eser, der mit einer anderen Frau ein Kind erwartet. Der Gedanke daran trieb mir die Tränen in die Augen, und obwohl ich versuchte, sie zu unterdrücken, konnte ich es nicht. Sie liefen heiß über meine Wangen, nass und salzig, wie der bittere Geschmack meiner eigenen Dummheit.Wie konnte ich nur? Wie konnte ich mich von ihm küssen lassen, wissend, dass er bald Vater wird? Was dachte ich mir dabei? Mein Herz schlug schmerzhaft in meiner Brust, und ich fühlte mich, als würde ich innerlich zerbrechen.Ich schwor mir, dass ich mich nicht in ihn verlieben würde. Das durfte ich einfach nicht. Es war zu riskant, zu gefährlich – nicht nur für mich, sondern auch für Yağmur und das ungeborene Kind. Sie hatten es verdient, dass Eser an ihrer Seite war, nicht ich. Ich war nicht diejenige, die ihm gehören sollte. Nicht in dieser Realität, nicht in irgendeiner.In der Stille der Nacht schloss ich fest die Augen und versprach mir, stark zu bleiben. Egal, wie sehr mein Herz auch zu ihm hingezogen sein mochte, ich würde nicht zulassen, dass es weiterging. Für Yağmur, für das Baby und auch für mich.

Die Semesterferien hatten begonnen, und ich war dankbar dafür. Ich konnte meine ganze Energie und Zeit im Kinderheim investieren, wo die Kinder mir eine willkommene Ablenkung boten. Jeden Tag füllte sich mein Herz mit einer anderen Art von Freude, wenn ich mit ihnen spielte, lachte und ihnen half, ihre kleinen Probleme zu lösen. Ihre Unschuld und Freude waren ansteckend und halfen mir, meine eigenen Sorgen für kurze Zeit zu vergessen.Aber die Kinder hatten ihre eigenen Wünsche. „Wann kommt Eser wieder?" fragten sie immer wieder, ihre Augen leuchteten bei dem Gedanken an ihn. Sie mochten ihn wirklich, und ich konnte ihnen kaum einen Wunsch abschlagen. Also fragte ich meine Chefin, ob Eser wiederkommen könnte, um mit den Kindern zu spielen, und sie stimmte zu.Am nächsten Tag kam Eser ins Kinderheim, und die Kinder stürmten auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Er ließ sich auf ihre Spiele ein, lachte mit ihnen und zeigte eine Seite von sich, die ich selten zu sehen bekam. Er war so gut mit den Kindern, dass es fast wehtat, ihn so zu sehen. Sie schauten zu ihm auf, als wäre er ein Held, und in diesen Momenten schien er das auch zu sein.Nach der Arbeit saßen wir zusammen in seinem Auto. Die Stille zwischen uns war nicht unangenehm, aber schwer, als ob es viel zu sagen gäbe, was unausgesprochen blieb. Plötzlich drehte er sich zu mir und sagte: „Wir gehen heute Abend mit Edgar und Cağla essen. Ich habe bei einem Asiaten reserviert."Überrascht fragte ich: „Woher wusstest du, dass ich asiatisches Essen mag?"Er zuckte nur mit den Schultern, als wäre es keine große Sache. „Ich hab's mir gedacht."Der Abend verging schnell, und bald fanden wir uns im Restaurant wieder. Cağla und Edgar waren schon da und warteten auf uns. Als wir durch die Tür traten, nahm Eser meine Hand, und ich spürte, wie Cağla unsicher zu uns herüberblickte. Ihre Verunsicherung war förmlich spürbar, und ich konnte ihre Fragen in ihren Augen lesen.Wir setzten uns, und der Kellner brachte die Speisekarten. Doch bevor jemand bestellen konnte, wandte sich Cağla an uns und fragte: „Seit wann läuft das zwischen euch?"Eser antwortete ruhig: „Seit einem Monat."Cağla sah aus, als könnte sie es nicht glauben. Sie schüttelte den Kopf, ihre Augen verengten sich vor Wut. „Irem, was tust du da?", fragte sie scharf. „Wie kannst du dich auf einen Mann einlassen, der bald Vater wird?"Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Sie waren die Wahrheit, die ich versucht hatte zu verdrängen, und jetzt, da sie ausgesprochen wurden, schmerzten sie umso mehr. Ich wollte etwas sagen, wollte mich erklären, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Eser schwieg, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Ich wusste, dass Cağla nur das Beste für mich wollte, aber in diesem Moment war alles, was ich fühlte, Schmerz und Verwirrung.

Braune Augen [Irem ♥ Eser] *NEUE VERSION*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt