Dreizehn

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Die Verlobungsfeier war ein Traum. Überall funkelten Lichterketten, die in sanftem Gold schimmerten und den Raum in ein warmes, gemütliches Licht tauchten. Die Tische waren mit weißen Tischdecken, goldenem Besteck und wunderschönen Blumenarrangements dekoriert. Überall konnte man das Lachen und die fröhlichen Gespräche der Gäste hören. Es war, als ob für diesen Abend alle Sorgen und Spannungen vergessen worden wären. Ich beobachtete, wie sich die beiden Familien miteinander unterhielten. Es war fast schon surreal zu sehen, wie sich meine Eltern so herzlich mit Esers Familie unterhielten. Die Mütter hatten sich schnell angefreundet, tauschten Handynummern aus und lachten über gemeinsame Anekdoten. Es fühlte sich an, als wären sie seit Jahren befreundet. „Wir sollten das unbedingt wiederholen," sagte Esers Vater und lächelte freundlich. „Wie wäre es, wenn wir euch nächstes Wochenende zu einem Abendessen in unser Restaurant einladen?" Mein Vater nickte begeistert. „Das wäre großartig! Wir freuen uns schon darauf." In diesem Moment konnte ich es kaum fassen, wie sich alles an diesem Abend verändert hatte. Hätte mir jemand vor ein paar Wochen gesagt, dass unsere Familien zusammen essen würden, hätte ich es nicht geglaubt. Doch trotz der Herzlichkeit blieb in meinem Inneren ein schwerer Knoten zurück. Die Worte von Eser, dass ich für ihn eine Feindin sei, schmerzten noch immer. Es war, als ob sich ein Teil von mir daran festklammerte, dass wir uns durch all die Treffen mit Edgar und Cağla nähergekommen wären. Ich hatte wirklich geglaubt, dass da mehr war. Er war sogar mit mir im Kinderheim gewesen und hatte mit den Kindern gespielt. Doch anscheinend war das alles nicht genug. 

Die kommende Woche war geprägt von endlosen Stunden an der Uni, Lernen und meiner Arbeit im Kinderheim. Ich versuchte, mich so gut es ging abzulenken, doch Esers Worte ließen mich einfach nicht los. Besonders, wenn ich abends allein in meinem Zimmer lag, kehrten die Gedanken zurück, und ich fragte mich, wie es weitergehen sollte. Am Donnerstagabend kam Fulya früher von der Arbeit nach Hause. Sie ging direkt auf den Balkon, offenbar in dem Glauben, sie sei allein im Haus. Ich hörte, wie sie ihr Telefon auf Lautsprecher stellte und ein Gespräch begann. Ihre Stimme war leise und verunsichert, fast schon bedrückt. „Bist du sicher, Yağmur?" fragte sie, ihre Stimme zitterte leicht. „Ja, Fulya. Ich bin im vierten Monat schwanger," kam die Antwort, die mich schockierte. Ich hielt den Atem an, als ich hörte, wie Fulya überrascht reagierte: „Im vierten Monat? Hast du das vorher nicht gemerkt?" Yağmur klang verzweifelt. „Ich wusste es, aber ich konnte es niemandem sagen. Ich habe sogar an eine Abtreibung gedacht." „Und... ist das Kind wirklich von Eser?" fragte Fulya, ihre Stimme klang jetzt noch unsicherer. Eine kurze Stille folgte, bevor Yağmur mit einer Mischung aus Wut und Schmerz antwortete: „Frag doch Eser selbst!" Die Worte trafen mich wie ein Schlag. Tränen schossen mir in die Augen und liefen unaufhörlich meine Wangen hinunter. Eser wird Vater. Diese Realität war zu viel für mich. Ich stürmte in mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir und brach in Tränen aus. Die Emotionen, die in mir tobten, waren unkontrollierbar. Wie konnte das passieren? Warum tat es so weh? Nach einer Weile wischte ich mir die Tränen weg, schnappte mir meine Jacke und verließ das Haus. Ich musste einfach raus, weg von allem. Meine Füße trugen mich automatisch zum Mainufer. Der Wind wehte mir ins Gesicht, kühl und erfrischend, aber auch tröstlich. Ich hoffte, dass die frische Luft mir helfen würde, meine Gedanken zu ordnen.Doch plötzlich hörte ich eine Stimme hinter mir. „Geht es dir gut?" Es war Samet. Neben ihm stand ein Freund, doch ich konnte mich nicht auf ihn konzentrieren. Stattdessen umarmte ich Samet, als wäre er mein Rettungsanker, und brach erneut in Tränen aus.„Ich leide so sehr, Samet," stammelte ich unter Tränen. „Ich hätte nie gedacht, dass es so weh tun kann." Samet hielt mich fest, seine grünen Augen strahlten eine Wärme und Fürsorge aus, die ich in diesem Moment so dringend brauchte. Er sagte nichts, drückte mich einfach nur fest an sich, während ich meinen Kummer herausweinte. Langsam beruhigte ich mich und löste mich aus seiner Umarmung. „Es tut mir leid," murmelte ich und bemerkte, dass sein Freund sich diskret zurückgezogen hatte. Samet nahm meine Hand und führte mich zu einer nahegelegenen Bank. „Möchtest du darüber sprechen?" fragte er sanft. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich will nicht darüber reden. Aber... warum bist du und Eser nicht mehr befreundet? Ihr wart doch so eng. Eser hat mir gesagt, dass du für ihn genauso ein Feind bist wie ich." Samet musste lachen. „Eser war mein bester Freund, genauso wie Edgar. Wir waren ein unzertrennliches Trio. Doch nach dem Bruch mit Eser habe ich auch den Kontakt zu Edgar verloren, aber Burak... Burak ist anders. Er ist vernünftiger als Eser." „Ja, das stimmt," stimmte ich ihm zu. „Ich mag Burak auch sehr." „Weißt du, manchmal ist es schwer zu verstehen, warum Freundschaften enden. Aber es gibt Dinge, die man nicht ändern kann. Eser hat seinen eigenen Kopf, und ich habe meinen." Ich nickte langsam, während ich seine Worte aufnahm. „Danke, Samet. Du hast mir heute wieder das Leben gerettet," sagte ich theatralisch, was ihn erneut zum Lachen brachte. „Es ist mir immer eine Ehre, deine Rettung zu sein," erwiderte er lächelnd. „Wie wäre es, wenn wir etwas essen gehen?"
Ich lächelte dankbar und nahm seine Einladung an. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu einem kleinen, gemütlichen Restaurant, das Samet kannte. 

Braune Augen [Irem ♥ Eser] *NEUE VERSION*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt