8. Ich liebe dich

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Louis:

Alles fühlt sich an wie in einem Film, als würde ich nicht anwesend sein. Vielleicht auch ein Traum, aus dem ich bald aufwachen werde, oder eher Alptraum. Ein Blick in Harrys Augen und ich weiß, dass es echt ist und wir uns ein letztes Mal diese Nähe geben werden. Mein Herz zerbricht bei diesem Gedanken.

Wir liegen auf dem Bett, unsere Klamotten haben wir schon verloren und alles passiert wie in Zeitlupe. Harrys Hände sind überall, mein Körper steht in Flammen. Er lässt sich Zeit und auch seine Lippen erkunden jeden Zentimeter. Man könnte fast annehmen, er will sich alles genau einprägen, jede Stelle von mir, damit er sie nicht vergisst.

Meine Hände streicheln ihn ebenfalls überall, denn ich kann sicher sagen, dass ich mir alles einprägen will, um es nie zu vergessen. Als ob ich das könnte.

Er wendet sich von meinem Körper ab und erobert wieder meine Lippen. Seine Zunge bittet um Einlass, den ich ihr sofort gewähre. Ein Kuss, der so voller Emotionen und Schmerz ist, dass ich augenblicklich feuchte Augen bekomme, doch ich reiße mich zusammen.

Er lässt von meinen Lippen ab und befeuchtet seine Finger mit seinem Speichel. Langsam führt er sie zu meinem Eingang und dringt mit dem ersten ein. Er lässt mich dabei keine Sekunde aus den Augen. Unsere Blicke sind verankert und keiner möchte sich von dem anderen lösen. Diese schönen grünen Augen, die etwas dunkler geworden sind und doch so traurig aussehen.

Ein zweiter Finger dringt in mich ein und ich keuche auf. Ich will ihn spüren, ich halte es nicht mehr aus. Ich drücke ihm mein Becken entgegen, als er die Finger in scherenartigen Bewegungen spreizt.

"Bitte.", hauche ich. Ein dritter Finger würde nicht schaden, doch das halte ich nicht mehr aus. Ich möchte noch eine Weile ein Andenken an das was wir haben, oder besser gesagt hatten. Etwas verunsichert zieht er sich ein Kondom über und platziert sich vor meinem Eingang.

Ich nicke ihm nochmal zustimmend zu und schon drückt er seine Spitze in mich. Es zieht ein bisschen, doch es ist okay, schließlich wollte ich es so. Er lässt mir Zeit, drückt sich Stück für Stück in mich. Quälend langsam und doch richtig, da ich nicht will, dass das hier so schnell endet.

Als er mich vollständig ausfüllt, beginnt er sich sanft aber bestimmt zu bewegen. Wir stöhnen um die Wette, tauschen schlampige Küsse und sehen uns immer wieder tief in die Augen. Nach einer Weile, wird Harry etwas schneller, doch der Akt bleibt sanft.

Noch nie hatten wir es auf diese Weise miteinander getan. Es war immer schnell und hart, womit ich absolut kein Problem habe, doch heute fühlt sich das falsch an. Heute fühlt es sich an, als würden wir Liebe machen, was mir nur noch mehr das Herz bricht.

Wir lieben uns nicht, er gehört einer Anderen und es ist sogar so ernst, dass er mich fallen lässt. Ich schüttle den Kopf um meine Gedanken zu vertreiben und konzentriere mich wieder auf das Hier und Jetzt.

Harry verändert seinen Winkel etwas und trifft mit jedem Stoß meine Prostata. Ich will mich zurückhalten, doch ich kann nicht mehr. Harry geht es wohl genau so und nachdem er nochmal seine Geschwindigkeit etwas erhöht und mich damit Sterne sehen lässt, ergieße ich mich mit einem gehauchten 'Harry' auf den Lippen zwischen unsere Körper.

Harry folgt mir wenige Stöße später und blickt mir wieder tief in die Augen, bevor er sich runter beugt und mich küsst. Ein letzter Kuss, der alle Dämme bei mir brechen lässt. Die Tränen laufen über meine Wangen und ich schluchze. Ich will nicht, dass er geht.

Harry löst sich von mir und küsst meine Tränen weg, dabei landen jedoch seine ebenfalls auf meinen Wangen, denn auch er weint. So liegen wir uns eine Weile in den Armen, nicht bereit uns zu verabschieden.

Doch es kommt, wie es kommen muss. Nachdem wir uns etwas beruhigt haben, zieht er sich aus mir raus und macht uns sauber. Seine Klamotten zieht er sich wieder an und steht unbeholfen vor mir. "Danke, Lou. Es war wirklich eine schöne Zeit mit dir. Es tut mir leid."

Wieder brechen wir in Tränen aus und ich umarme ihn ganz fest. "Ich hoffe du wirst glücklich.", hauche ich, denn so sehr ich ihn auch haben möchte, sein Glück wird bei mir immer an erster Stelle stehen.

Wir lösen uns und er gibt mir noch einen letzten zarten Kuss auf die Lippen, ehe er zur Tür hinausgeht und sich noch ein letztes Mal zu mir umdreht. Ein kleines Lächeln ziert sein Gesicht, das überhaupt nicht zu seinen geröteten Augen und den Tränen passt. "Ich werde dich nie vergessen."

Ich sollte etwas erwidern, das sollte ich wirklich, doch ich kann nichts sagen. In meinem Kopf kreisen drei Worte, die ich unmöglich aussprechen kann und die mich ebenfalls überraschen. Ich beiße mir fest auf die Unterlippe, um es nicht versehentlich zu sagen, doch die Erkenntnis schlägt jetzt volle Wucht auf mich ein und das zu spät.

Harry dreht sich um und ich blicke ihm noch hinterher. Ein letztes Mal werfe ich ihm noch einen Luftkuss zu, ehe er in den Aufzug steigt und aus meinem Sichtfeld verschwindet. "Ich liebe dich.", flüstere ich in den leeren Gang hinein, wohl wissend, dass Harry es nicht mehr hören kann.

Die Gefühle treffen mich mit voller Wucht und als ich wieder in meinem Bett liege und Harrys Duft mich überall verfolgt, beginne ich erneut zu weinen. Wie konnte ich es nur so lange übersehen, dass ich mich in ihn verliebt habe.

Seit seinem letzten Besuch ist alles anders geworden. Das komische kribbeln in meinem Bauch und dass ich ihn wahnsinnig vermisst habe, obwohl wir uns bald wieder gesehen hätten und wir schon deutlich länger voneinander getrennt waren und natürlich der Stich ins Herz, als er mir mitteilte, dass es vorbei ist und er Naomi haben will, ohne mich.

Ich kann es ihm nicht verübeln. Für uns war immer klar, dass wir nur rein sexuelle Anziehung füreinander empfinden, doch ich glaube, ich habe die Gefühle einfach unterdrückt. Ich wollte nie eine Beziehung mit jemand anderen eingehen, weil in meinem Hinterkopf immer Harry war und einfach keiner an ihn rankommen konnte.

Wie soll ich das jetzt nur ohne ihn schaffen? Wie soll ich das alles ertragen?

I just keep on coming back to you (Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt