Tragebuch Teil 3.

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Kann ich mich an jemanden anderes wenden als an dich? Du bist aufmerksam , da wo ich es nicht bin. Du bist unverletzlich, einen Wille wie deinen zu haben - was würde ich manchmal dafür geben ein wenig mehr wie du zu sein?
Nachdem man seiner Blindheit bewusst wird, ist Alles noch schwerer, man zweifelt gar noch an sich selbst, ob man denn überhaupt noch mithalten kann oder überhaupt noch aufstehen will. Bewusstsein, bedrückt und verzweifelt - das ist der bitter-süßeste Genuss für unsere Mühe.

Es geht mir gut, weil ich weiß dadurch, dass ich das Lieben doch noch nicht ganz verlernt habe - sensibel sein, dass ist meine einzigste Sucht, meine einzige Lust.
Niederschläge, nach Höhenflügen - Alles ist vergehend in aller Ewigkeit, wie der Schmerz, doch auch nicht gleichbleibend ist, sondern durch routiniertes Leiden und kleinere Schläge immer mehr abzustumpfen scheint. So auch der Zweifel, nichts ist wertvoller als ein Menschen den man vertrauen kann - nichts ist schwerer für den Verstand, eben genau, dass zu glauben. Aber ich wollte es immer glauben, also sollte ich es jetzt auch noch.
Es trieb mich hin und her... viel zu aufgepeitscht und ohne wirkliches Ziel, will ich jetzt mehr ankern als je zu vor. Wo ist der Hafen? Fragte ich mich das ehrlich gesagt nicht schon immer?

Der Kapitän ist ein Gutglück-Segler, ein Narr, der keine Ahnung hat, wie tief das Meer ist. Wie tief du bist, ich ein naiver Irrer. Ausgefahren nach einem Einsiedlerleben, ich finde mich wieder am Ende der Szene - "gut improvisiert bis jetzt" so dachte ich...

Ich bin nicht Zarathustra, ich will nicht wie jemand sein - ich will einfach "ich" sein, irgendwo war immer eine Falschheit, eine kalte Fassade und dahinter innerliche Unruhen. Wie soll da kein Spiel daraus werden, immer ringend das keiner etwas bemerkt - von alldem was mich angreifbar und verletzlich macht. Eine einzige Stelle, ein einziger Blick - Mind ist wie Wind, denn es bläst die Glut unter der Asche zur Flamme - es entfachte wieder mal in mir, nach dem ich mich wieder voller Vertrautheit sehnte und mit Hingabe fast schon hinwarf. Wärme, Freude und eine Quelle unendlicher Inspiration, mich packte eine aufblühende Neugierde - noch etwas das ich nicht verstehe... ich konnte das nicht glauben. Ein Wunder trifft das nächste, mein Blick für die Dinge war so schon neu und voller Interesse. Es war mir nicht bewusst, dass ich geblendet und noch müde vom langen Schlaf und der Narkose im Dasein, eben nicht alles gleich wahrnahm - später jedoch immer wieder erschrocken über meine Dummheit, die ich erkannte. Wo alle doch meinen alten Geist bewunderten, da verlor ich das Wahre, den Bezug zur Realität eben in vielen, wirren Gedanken und Mutmaßungen. Selbstreflektierende Erkenntnis, einprägsam aber in welchem Maß, wo soll man noch prägen, wenn man niemanden außer sich selbst gehören will.

Ich gehörte dem Leben, selbst meine Lust verwarf ich im schnellen Glück und Übereifer.
Was gilt da dann noch die Lust, außer Scham und Trieb - ohne Sinn außer Betäubung und falsche Vorstellung. Meine Kraft wurde schwach, die Tage grau und voll mit bunten Bildern und dem Schönreden von verbitterter Hoffnung und auf wackligen Stelzen. So saß ich, wartend auf eine klare Antwort, eine Richtung, das nächste Zeichen.

Nein, warum sollte mir jemand Zeichen geben?
Wem wäre ich wichtig genug?

Wer wäre dazu in der Lage, hier unten, mich Herabstürzenden aufzufangen?

Brüder, alte Freunde und neue - vor allem eine Neue, leichtfüssige und flüchtige Wahrheit.
Ich träumte wieder, noch ein Wunder von dem ich nicht wusste was es bedeutet. Unterbewusst und in einer Tiefe, lag ein Schatz dessen Licht trotz meines Sinkens der einzige Grund für das Leben gewesen ist, mich hier hinab zuführen. Lustigkeit und Schwermut, auf und ab ohne Luft zu holen - vergebe mir mein Vergessen, vergebe mir mein Trotzen, zieht mich wieder hoch und stoßt mich wieder. Halt die Luft an, schreit ihr mir zu - mir gleicht es wie geistiges Waterboarding, ich berge all dein Gutes schon, deine alte Seele ich wusste nicht wie zerbrechlich sie ist... ich will uns retten sowie du mich gerettet hast. Ti Amor.

das LASTERTRAGE-BUCH 💀 Prosa & KomaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt