Zweiter Blick

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Augen auf, Nachts um 4:04
Es ist die Zeit, in der das Unbewusste mutig und ungeschönt ans Licht tritt. Hier, wo der Tag sich im Schlummer verliert, öffnet sich der Raum für die ehrlichsten Gedanken und tiefsten Einsichten. Es ist die Stunde der Wahrheit, die Stunde, in der die Seele spricht.

Die glitzernde Linie auf dem Spiegel ist die moderne Alchemie der Illusion. Eine Kreditkarte zieht hier die Grenze zwischen Realität und Trugbild, Diamanten glänzen, aber gefährlich. Im Spiegel zeigt sich die Vergänglichkeit der falschen Freuden. Der flüchtige Glanz verbirgt die tiefere Leere, die sich hinter dem momentanen Rausch verbirgt. Die glänzenden Versprechungen des Konsums und der oberflächlichen Freuden sind trügerisch.

In den Illusionen der Nacht verbirgt sich die Wahrheit des kommenden Tages. Jeder Sommernachtstraum endet mit dem Erwachen des neuen Morgens. Die Träume der Nacht nähren die Hoffnungen des Tages. Sie sind die Quelle unserer Inspiration und unseres Mutes, weiterzumachen, selbst wenn die Realität hart und unerbittlich ist. Die Illusionen und Träume der Nacht bereiten uns auf die Herausforderungen des Tages vor und geben uns die Kraft, weiterzumachen.

Ich will nichts mehr sagen müssen, ich möchte schweigend belächeln.

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Ich lieg wach, der, der immer so gut schlafen kann.
Ich bring die Nacht aufs Papier, weil die Gedankenströme fließen - immer noch.
Dachte ich brenn nie aus, doch nun füllen nur noch Impulse die Seiten.
Die Sonne geht unter und wieder auf, und ich hänge verschlafend dazwischen.
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Ihr versteht mein Handeln nicht, ich versuche es euch zu erklären.
Als ich 18 Jahre alt war, da kam ich in Versuchung mit einer Substanz über die mehr geurteilt als gewusst wird - bis heute ist euer Irrglaube noch davon überzeugt, dass es Dinge gibt welche nur Schlecht sind. Dies ist ein Trugschluss eurerseits. Das liegt daran das diese Substanz, der Stein, festigt und charakterliche Züge geltender macht. Ähnlich wie einer Waffe, diese ist nicht schlecht - nur Menschen sind schlecht welche sie benutzen für falsche Zwecke.
Mit 18 Jahren war ich, ebenso wie jetzt, ohne Hintergedanken, ohne Zweifel daran das ich dieser Substanz nicht Herr werden würde. So war es letztendlich auch, ich habe experimentiert mit ihr.

Ich wurde durch sie zum Lyriker & Musiker, lernte meine Grenzen kennen - wie lange kann ich wach bleiben, wie weit kann ich gehen?  Ich hatte dann meine erste Nahtoderfahrung und diese war schöner als ihr es euch vorstellen könnt. Ich hatte keine Angst, ich hab in mich selbst vertraut. Ich ließ es dann einfach hinter mir, 9 Jahre lang ohne Substanz, ohne auch nur einen Gedanken weiter daran zu verschwenden. Bis schließlich ein neuer Freund, gar verführerisch mich öfters fragte, ob ich vielleicht nicht doch mal eine ziehen will. Ich lehnte mehrfach ab, bis aus einem Streit Zuhause mein Wille sagte " Was liegt daran?" - nun war es so, dass ich erneut aus mir herauskommen wollte und viel zu sagen hatte. Ich begann mich tiefer mit Musik und der Substanz zu beschäftigen, lernte wie man produziert, wie man schafft und kreiert. Ich stellte meine gesamte Ernährung um, das Fasten fällt leicht auf dem Stein. Ich sagte dem Alkohol ab, kein Bier mehr jeden Tag nur noch Tee und Wasser, kein Fleisch mehr nur noch Rohkost, viel Gemüse und Obst.

Aus diesem Grund, verdanke ich meiner Neugier, den Ausbau meiner Talente. Ich schrieb mein erstes Buch "Meister der Drogen". Alle anderen haben scheinbar nicht das Bewusstsein gehabt, für was der Stein jedem Einzelnen nutzen kann. Deshalb vertraut ihr nicht auf mich, ihr könnt nicht glauben, dass ich es nicht aus Vergessen oder Übermut tue.

Ich war bereits da, wo ihr vielleicht nie hin wollt, hab mich betäubt vor eurem Zweifeln. Ich habe Geduld bewiesen, doch ihr zogt an mir, so dass ich fallen sollte. Eine graue Wolke setzte sich um meine Seele, meine Visionen begannen im Nebel eures Missgönnen zu verschwinden. Doch ich steig wieder auf, setzte mich auf das fliegende Pferd - Ketamin ließ mich fliegen, heraus aus dem Dunst der alten Stadt in der ich mittlerweile wieder lebe. Ich sah es erneut, mein Schicksal - jetzt musste ich so schnell wie möglich diese Gedanken, diesen Traum einfangen um ihn nicht wieder, durch euch Verführer, zu vergessen. Dafür benötigt es entweder Ruhe oder Wille - ich entschied mich für den gefährlichen, schnellen Weg. Denn schließlich bin ich ihn schon einmal gegangen, ohne daran gelitten zu haben. Der Stein, er brachte den Willen rasch wieder zur alten Größe - marschierte durch den Sumpf, schrieb auf was ich hier sah. Merkte mir alle falschen Gesichter und wischte mir schließlich den Dreck von den Hosenbeinen, zusammen mit allen Kletten und Blutegeln. Jetzt bin ich wieder dort, an dem Ort wo ich vor 2 Jahren stand - noch gefestigter und wahrlich immer noch ungebrochen. Ich hab etwas gerastet, darüber nachgedacht was ich von euch halte - der Sturm kommt, haltet euch fest.

das LASTERTRAGE-BUCH 💀 Prosa & KomaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt