POV Ona Batlle
Freudestrahlend gehen Salma und ich an den Reportern vorbei. Wir haben gerade im Hinspiel der UWCL gegen Brann Bergen gespielt und mit 3-1 gewonnen. Somit können wir es in der Rückrunde ein wenig entspannter angehen. Letzte Saison habe ich noch für Manchester United W.F.C. gespielt und jetzt stehe ich mit Barça im Viertelfinale der Champions League. Es war wirklich die beste Entscheidung gewesen, zurück zu meinem Jugendverein zu gehen. Ich fühle mich hier einfach unfassbar wohl und das liegt vor allem an einer Spielerin, doch sie weiß nicht, dass sie einer der Gründe ist, warum ich so gerne Teil der Barça-Familie bin. Außerdem bin ich nur eine halbe Stunde von meinen Eltern.
Und genau diese Person erregt auch jetzt meine Aufmerksamkeit. Lucy gibt gerade ein Interview für eine spanische Zeitschrift und sie hat deutliche Verständigungsprobleme.
Sie spricht mittlerweile schon gut spanisch, doch heute hat sie anscheinend einen leichten Blackout. Im Grunde genommen geht es ihr so, wie mir mit der englischen Sprache.
„Geh' ruhig schon mal zum Bus. Ich rette eben Lucy", sage ich zu Ona, die mich wissend anlächelt. „Dann sei du mal ihre Retterin.", zwinkert geht Salma an mir vorbei.
Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich mich Lucy nähere.
Vorsichtig berühre ich sie an ihrer rechten Schulter. Erschrocken zuckt Lucy zusammen und schaut mich verwundert an. „Brauchst du Hilfe?" Ihre Wangen färben sich leicht rötlich und ich muss ehrlich zugeben, dass ihr die Röte unfassbar gut steht. Auch ihre haselnussbraunen Augen lassen meine Knie jedes Mal weich werden. Schon im Finale des World Cups hat sie mich um den Verstand gebracht.
„Ein bisschen.", kommt es von Lucy und sie kratzt sich verlegen am Hinterkopf.
„¿Puede repetir la pregunta?", wende ich mich an die junge Reporterin, die mich leicht irritiert anschaut. „Sí, le pregunté qué quería para el próximo partido.", wiederholt die Blondine ihre Frage noch einmal. Wissend nicke ich kurz und wende mich an Lucy. „Sie hat dich gefragt, was du dir für das nächste Spiel wünscht." Lucy scheint kurz zu überlegen. „Ich wünsche mir, dass wir genau so gut ins Spiel starten und als Team die beste Leistung erbringen."
Wieder drehe ich mich zu der Reporterin und übersetze ihr Lucy's Antwort.
„Eso es todo. Muchas gracias y todo lo mejor.", beendet die Reporterin das Interview. Leicht irritiert schaut Lucy mich an und ich signalisiere ihr, dass das Interview beendet ist.
Lucy und ich machen uns auf den Weg zum Mannschaftsbus. „Danke, du hast mich gerettet.", bedankt sich Lucy bei mir. „Gerne doch. In England hatte ich auch meine Probleme und mich immer unwohl gefühlt, wenn ich Interviews auf englisch geben musste." Ich merke, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Mir ist es ein wenig peinlich vor Lucy zuzugeben, dass ich nicht so der Profi bin, wenn es um die englische Sprache geht.
Aus den Augenwinkel sehe ich, dass mich Lucy mit hochgezogener Augenbraue anschaut. „Ich finde, dass du sehr gut englisch sprichst. Du sprichst besser englisch als Keira spanisch.", kommt es prompt von Lucy. Bei ihrem Kommentar über die Sprachkenntnisse von Keira muss ich aufpassen, dass ich nicht anfange zu lachen.
Es stimmt wirklich. Ihr spanisch ist absolut nicht mit dem von Lucy zu vergleichen und dabei hat sie mindestens zweimal in der Woche Unterricht. Ich persönlich finde es sehr schade, dass Keira so wenig Interesse an der Sprache hat. Außerdem wundert es mich, dass Lucy mir so etwas sagt. Immerhin sind die Beiden sehr gut befreundet. Von Mapi und Salm weiß ich, dass zwischen den Beiden auch etwas mehr war als nur Freundschaft, Mapi sagte mir auch, dass es zwischen Keira und Lucy Streitereien gegeben haben soll, doch so wie sie miteinander umgehen, macht mir das jetzt nicht so den Anschein.
Außerdem guckt Lucy Keira an, wie ein verliebtes Kalb.
Gut, ich muss auch zugeben, dass ich im vor meinem Wechsel zu Barça einen genauen Bericht, von meinen sehr guten Freundinnen Laia und Leila bekommen habe, wer mit wem datet. Lo sé, dass es sehr kindisch klingt aber ich hatte keine Lust auf ein Eifersuchtsdrama, wenn ich mich mit einer Kollegin gut verstehen und ihre Freundin das als falsches Signal ansieht.
Darüberhinaus muss ich noch betonen, dass Barça viele Pärchen hat oder zumindest sind fast alle Spielerinnen vergeben. Man nennt den Klub auch „Partnerbörse". Ich meine, wir haben schon die attraktivsten Spielerinnen.
Lucy und ich sind bereits am Mannschaftsbus angekommen. Draußen tummeln sich unzählige Fans und rufen unsere Namen. Ich bin schon so lange Fußballprofi, doch an so manche Tumult habe ich mich noch nicht gewöhnt oder empfinde es immer noch als unglaublich, dass ich so viele Fans habe.
„Soll ich deine Tasche in den Kofferraum bringen?", fragt mich Lucy und reißt mich damit aus meinen Träumereien. Sie muss gemerkt haben, dass ich in einem anderen Universum unterwegs gewesen bin, denn sie lacht kurz auf.
Seitdem ich Lucy das erste Mal lachen gehört habe, ist es für mich, als würde die Sonne aufgehen. Natürlich kann ich das niemandem erzählen. Auch nicht Leila und Laia. Die Beiden würden mir sofort sagen, dass ich mich an Lucy's Hals schmeißen soll, doch erstens bin ich nicht so ein Mensch und zweitens möchte ich nicht zwischen die Beziehung mit Keira funken. Meine Mutter hat immer gesagt, dass wenn ein Mensch dich liebt, wird er auf dich von ganz alleine aufmerksam. Leider dauert mir das bei Lucy ein bisschen zu lange, aber ich kann eben nichts dagegen machen.
„Ähm, nein. Ich kann sie auch selbst wegbringen, aber danke.", entgegne ich ihr, was sie mit einem weiteren Nicken quittiert.
Gemeinsam gehen wir um den Bus herum. Der Kofferraum ist schon ziemlich gut gefüllt. Da aber noch einige Mädels in der Kabine sind oder Interviews geben, wird er gleich noch voller.
Ich beuge mich nach unten, um meine Tasche hinein zu stellen. Beim aufrichten durchfährt mich ein starker Schmerz in der rechten Schulter. „Ay!", erfährt es mir laut, dass ich sehe, wie sich Lucy zusammenzuckt. Ich halte mich an meiner Schulter fest, während Lucy mich erschrocken anguckt.
„¿Qué fue lo que pasó?", fragt sie mich mit besorgter Stimme. Ay Dios! Ihr Akzent ist total süß, doch so richtig kann ich mich darauf nicht konzentrieren, weil ich von diesen unerträglichen Schmerzen geplagt werde.
„Mir tut die Schulter weh.", erkläre ich ihr. Schmerzerfüllt verziehe ich mein Gesicht. Gut, dass mich kein Fan sehen kann, denn dann wären es keine schönen Fotos geworden.
„Dreh' dich um.", fordert Lucy mich auf. Verwirrt schaue ich sie an, doch anstatt ihren Satz zu wiederholen, packt Lucy mich an der Hüfte und dreht mich um, so dass ich mit dem Rücken zu ihr stehe.
Wie in Trance nehme ich ihren starken aber zugleich auch sanften Griff wahr. Plötzlich spüre ich ihre starken Händen an meinen Schultern, die sanft zu massieren beginnen. Lucy's Geruch steigt mir in die Nase. Die Kombination aus Jasmin und Sandelholz ist einfach unwiderstehlich.
Sanft fängt Lucy an meine Schulter zu massieren. Ich schließe meine Augen, um den Moment noch mehr zu genießen. „Ist es jetzt besser?", fragt mich Lucy mit rauer Stimme, die meine Knie weich werden lässt. Mein ganzer Körper ist mit Gänsehaut überzogen.
Auch ihr Atem, der meinen Nacken streift, treibt mich gerade an den Rand des Wahnsinns. Weiß Lucy eigentlich, was sie gerne tut?
„Ja, vielen Dank.", sage ich zu ihr. Leider lässt Lucy von mir ab und deutet mir mit einer Handbewegung an, dass ich wieder um den Bus gehen soll. Ich weiß nicht warum, aber in mir macht sich eine leichte Frustration bereit.
Gerade als wir um den Bus herumgehen, kommt uns Keira entgegen. Als sie mich jedoch sieht, verdunkelt sich ihre Miene. Ich drehe meinen Kopf leicht nach hinten und sehe, wie Lucy ihr ihre Tasche freudestrahlend abnimmt und zum Kofferraum bringt.
Mit einem Seufzer auf den Lippen steige ich in den Bus.
Mein Blick wandert sofort in die hintere Sitzreihe. Zu meinem Glück ist mein Lieblingsplatz noch frei.
Während meine Teamkolleginnen ausgelassen den Sieg feiern, gehe ich kommentarlos an ihnen vorbei. Natürlich ernte ich den ein oder anderen fragende Blick, doch niemand spricht mich darauf an, was mir gerade auch ziemlich recht ist.
Erschöpft lasse ich mich in den Sitz fallen und ziehe mir meine silbernen APPLE AirPods Max über die Ohren, die zuvor um meinen Hals lagen. Anschließend ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und lasse meine After-Match-Playlist laufen. Sofort ertönt das Lied Tusa von KAROL G und Nicki Minaj. Ein Grinsen schleicht über mein Gesicht. Dieses Lied ist einer der Lieblingslieder von Leila und mir.
Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Natürlich kann ich nicht abstreiten, dass ich Lucy attraktiv finde. Schließlich ich sie nicht die erste Frau, die ich attraktiv finde.
Meine Eltern haben sich früher immer gewundert, warum ich mich mehr für weibliche Schauspieler oder überhaupt mehr für Frauen interessiert habe. Irgendwann haben sie mich dann selber geoutet, weil sie gedacht haben, dass Leila und ich ein Paar wären. Naja, wir haben manchmal wirklich ausgesehen, wie ein Pärchen. Mein Bruder Joan hat ähnlich reagiert. Er fing an zu lachen und sagte zu mir, dass ich es endlich selber gemerkt habe. Leider spielt er beim SV Zams und daher sehen wir uns nur sehr selten. Ab und zu fehlt mir sein Rat wirklich.
Ich hebe meinen Kopf und sehe, wie Lucy und Keira einsteigen. Sie wirken glücklich und vertraut miteinander. Ein leises Knurren entfährt mir. Ich muss dringend einen klaren Kopf bekommen. Mein Gefühlsausbruch gerade, war nur ein Missverständnis. Hoffentlich hat mein inneres Ich jetzt verstanden, dass Lucy tabu ist und ich es auch gerade nicht gebrauchen kann, irgendwo Chaos zu stiften.
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Fuego Y Pasión
Fanfiction"Never fuck the company" ist ein guter Ratschlag. Zumindest sollte man versuchen den Rat zu befolgen. Es sei denn, eine Person schafft es doch, dir den Kopf zu verdrehen. Kannst du der Person widerstehen? Wie wirkt es sich auf die Mannschaft aus? Ab...