Kapitel 8

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POV Ona Batlle

Leise summe ich zu „La Verdad" von Farga vor mich hin. Meinen Blick habe ich aus dem Fenster gerichtet
Ich weiß nicht warum, aber für mich hat die Aussicht, aus dem Flugzeug, immer etwas beruhigendes. Außerdem ist es eine gute Art, um mich von meinen Gedanken abzulenken.

Der gestrige Abend steckt mir einfach noch in den Knochen. Zu meinem Glück, konnte ich auf der Rückfahrt bei Alexia mitfahren.

So, wie jetzt auch, habe ich gestern Lucy's Blick die ganze Zeit auf mir gespürt. Dabei musste ich mich wirklich zusammenreißen, damit ich Lucy nicht vor versammelter Mannschaft darauf anspreche. Das schlimme an der Sache ist jedoch, dass ich ihren Blick absolut nicht deuten konnte. Zudem kommt noch, dass Lucy sich heute wahrscheinlich bewusst direkt hinter mich gesetzt hat. Sie hat einen guten Zug gemacht, denn ihr Geruch treibt mich seit über einer Stunde in den Wahnsinn.
Ich versuche mich mit Musik abzulenken, doch so richtig funktioniert es nicht. Teilsweise habe ich sogar das Gefühl, dass ich ihren Atem in meinem Nacken spüre.

Durch meine Kopfhörer nehme ich den berühmten Nachrichtenton wahr. Neugierig drehe ich mein Handy um, das in meinem Schoß liegt.
Überrascht stelle ich fest, dass ich eine Nachricht von Leila bekommen habe.

L: Hola Guapa, ich wollte nachfragen, wie es der heißblütigen Spanierin mit der kühlen Engländerin geht :)

Ein Schnauben entfährt mir. Es war klar, das so etwas nur von Leila kommen kann.
Kurz überlege ich, was ich ihr schreiben soll.

O: Der heißblütigen Spanierin geht es ganz gut, nur die kühle Engländerin schwankt sehr zwischen Zurückhaltung und Hingabe. Wie geht es dir?

L: Mir geht es gut, doch reden wir lieber über dich! Was heißt schwanken? Hattet ihr wieder Sex???????

Ich rolle mit den Augen. Sie denkt auch, dass ich Lucy jeden Tag um ihren Hals falle und wir quasi durchgehend vögeln. Wahrscheinlich hat sie sich schon mit Leila unterhalten. So, wie ich die Beiden kenne, haben sie sich bestimmt auch schon darüber unterhalten, was Lucy und ich bereits getrieben haben und vor allem wo.

O: Nein, wir hatten keinen Sex!!! Aber einmal kann sie die Finger nicht von mir lassen und dann würdigt sie mich keines Blickes!

L: Fummeln zählt auch :D ;) Spaß bei Seite. Was ist los zwischen euch?

O: Nada. Sie weicht mir aus oder lässt ihrer Eifersucht freien Lauf. Danach geht sie zu ihrer Keira und ich fühle mich wie ein Spielzeug.

Ich muss aufpassen, dass ich nicht anfange zu weinen. Ein Kloß hat sich bereits in meinem Hals gebildet.
Vorsichtshalber wische ich mir hastig über die Wange und sofort spüre ich Lucy's auf mir.

L: Ay, sie weiß einfach nicht was sie will! Genau das ist ihr Problem. Versuch ihr aus dem Weg zu gehen. Ich weiß, es ist schwierig aber nur so kannst du ihr zeigen, dass sie dir am Arsch vorbeigeht.

Soll ich Leila schreiben, dass Lucy mir nicht am Arsch vorbeigeht? Ja, ich habe gestern noch gesagt, dass ich ihr aus dem Weg gehen will aber es ist eben nicht so einfach. Vor allem nicht, wenn wir für den gleichen Verein spielen.
Schwer atme ich aus. Vielleicht sollte ich wieder zurück nach England gehen? Aber dann wäre ich wieder weit weg von meinen Eltern.
Mierda! Warum muss es so kompliziert sein?! Aber warum wundere ich mich auch? Ich hatte noch nie Glück in der Liebe. Schon damals nicht, als ich meiner Schulfreundin eine Liebeserklärung gemacht habe und sie sich anschließend darüber lustig gemacht hat. Seitdem bin ich sehr vorsichtig. Das ist auch der Grund, warum mein Vater immer so nervös wird, wenn ich ihm erzähle, dass ich jemanden gut finde. Von Lucy habe ich ihnen noch nichts erzählt, wobei mein Bruder schon etwas geahnt hat. Aber Joan hat mich nie darauf angesprochen, da er immer wartet bis ich es ihm erzähle.

O: Ich versuche es, doch es ist schwierig und jedes Mal, wenn sie einen Schritt auf mich zu macht, werde ich schwach.

Super! Jetzt lasse ich über WhatsApp vor Leila die Hose runter.

L: Guapa, du brauchst definitiv eine Ablenkung!

Frustriert reibe ich mir über die Stirn. Leila hat definitiv zu viel von der englischen Luft geatmet und dreht schon genau so durch wie Lucy.

O: Ich will mich nicht durch die ganze Weltgeschichte vögeln sondern nur von Lucy wegkommen!

L: Ich weiß! Und das funktioniert nur mit Ablenkung.

O: Ich will mich nicht ablenken, sondern komplett von ihr wegkommen.

L: Das ist fast das selbe. Du brauchst einfach eine Frau, die dich auf andere Gedanken bringt.

O: Und wo soll ich eine Frau kennenlernen? Ich habe keine Zeit für Dates. Selbst Coco kommt zu kurz.

L: Arme Coco :( Hmmm...ich habe da schon eine Idee ;)

Ay Dios! Wenn Leila eine Idee hat, dann ist sie entweder abgrundtief schlecht oder sie geht schief. Ein Seufzer entfährt mir und für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen. Will ich überhaupt wissen was Leila vorhat? Eigentlich nicht, denn ich weiß schon, dass es nach hinten los geht.

O: Möchte ich wissen, was du vor hast?

L: Ja, willst du :) Ich komme für ein paar Tage vorbei und wir tun so als hätten wir etwas miteinander <3

Ich lese mir die Nachricht mehrmals durch. Spinnt sie? Ich kann doch nicht so tun als hätte ich eine Beziehung mit meiner besten Freundin!

O: Du spinnst doch? Wir werden garantiert nicht so tun als hätten wir etwas miteinander!
Ich kann doch nicht in mein Drama einbeziehen!

L: Warum? Nur, weil wir sehr gut befreundet sind, heißt es nicht, dass wir nicht etwas miteinander haben können. Außerdem schwanken schon genug Gerüchte um mein Liebesleben. Ona, ich liebe Drama und es macht mir nichts aus. Schließlich will ich ja auch, dass du wieder glücklich bist und nicht ständig der Eiskönigin hinterher trauerst.

Was soll ich nur von dieser Idee halten? Sie ist völlig bescheuert. Ja, ich weiß, dass es Gerüchte um Leila's Liebesleben geht, denn ich war auch schon einmal ein Teil davon aber wir beiden hatten noch nie etwas miteinander. Ich weiß es wirklich nicht. Soll ich wirklich eine so große Lüge in mein Leben lassen, nur um Lucy von mir zu entfernen? Die ganze Sache wird doch dann noch komplizierter!


L: Ona?

O: Ich überlege es mir.

Ich stecke mein Handy in meine Jackentasche und schaue wieder aus dem Fenster. Warum auch immer, macht sich Nervosität in mir breit. Ich weiß wirklich nicht, was Leila sich dabei denkt. Zudem kommt, dass ich nicht weiß, wie Leila es anstellen will, dass wir beide als Pärchen durchgehen. Dafür sind wir Beide einfach viel zu gut und lange befreundet.

„Darf ich mich zu dir setzen?" Ich zucke beim Klang der Stimme zusammen. Erschrocken drehe ich meinen Kopf nach links. „Ähm, ja.", sage ich und deute auf den Platz neben mich. Na super! Sie hat mir gerade noch gefehlt.
Lucy lässt sich neben mir und den Sitz fallen. „Geht es dir gut?", fragt sie mich. Fragend schaue ich sie an. „Deine Augen sind glasig", erklärt sie mir. Ich bin ein wenig verwundert, denn ich höre einen Hauch von Besorgnis in ihrer Stimme. Mir hat es gerade noch gefehlt, dass Lucy wieder sentimental wird.
„Ja, mir geht es gut.", versichere ich ihr und reibe mir kurz über die Augen.
„Sicher? Wenn etwas ist, dann kannst du ruhig mit mir sprechen." Ich ziehe eine Augenbraue nach oben. „Ich glaube nicht, dass ich dir mein Herz ausschütten sollte, nach all dem, was zwischen uns passiert ist." In Lucy's Augen sehe ich, dass sie über meine Worte nachdenkt. Ihr scheint meine Aussage nicht zu passen, denn sie legt ihre Stirn in Falten.
„Trotzdem sind wir Freunde." Lucy's Aussage lässt mich stutzig werden. Freunde? Wir?
„Friends with benefits.", antworte ich spöttisch.
„Nein, wir sind Freunde und Freunde erzählen sich Alles.", korrigiert sie meine Aussage, was bei mir nur ein Augenrollen verursacht.
„Jap, wir sind Freunde, die im Bett miteinander waren.", entgegne ich ihr. Lucy will gerade etwas erwidern, doch sie stockt. Mein Blick folgt ihrem und bleibt an Keira haften, die auf uns zu kommt. Sie sieht wütend aus. Ay Dios! Was hat ihr denn die Laune so vermiest?

Zu meinem Leidwesen bleibt Keira direkt bei uns stehen.
„Lucy, kann ich kurz mit dir sprechen?" Von der Seite sehe ich, dass sich ihr Gesichtsausdruck ändert.
„Ja natürlich. Komm, wir gehen nach hinten." Verwundert schaue ich den Beiden hinterher. Ich bin echt fasziniert, wie ambivalent Lucy ist. Sie kriecht Keira buchstäblich in den Hintern.

Die Wut überkommt mich. Ich öffne den Chat mit Leila.

O: Ich bin dabei.

L: Sehr gut :) Übermorgen bin ich da! Sage dir, wann ich lande und dann kannst du mich vom Flughafen abholen.

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