Kapitel 12

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POV Ona Batlle

Zwei Wochen später...

Warum müssen Koffer immer so schwer sein? Frustriert hebe ich ihn noch einmal hoch, um ihn auf mein Bett zu heben. Der Flug war anstrengend und meine Laune ist, trotz der Siege gegen Belgien und Tschechien, ziemlich im Keller. Eigentlich müsste ich gute Laune haben, denn die Fake-Beziehung mit Leila läuft wirklich gut. Wir haben sogar drei Fotos gepostet. Auf dem einen lag ich auf Leila's Bauch, und auf den anderen beiden Fotos hat mich Leila in den Arm genommen und wir haben glücklich in die Kamera gelächelt.
Leila wurde zwar nicht in den Kader nominiert, doch sie ist trotzdem mitzukommen, um uns zu unterstützen. Laia haben wir dann kurzerhand von unserem Plan erzählt. Natürlich war sie alles andere als begeistert, doch nachdem ich ihr die Situation erklärt habe, konnte sie sich ein wenig damit anfreunden. Naja, Leila hat sie dazu gezwungen sich mit der Situation anzufreunden.

Am Anfang habe ich mich wirklich schwer getan und wollte auch nicht so ganz glauben, dass der Plan irgendwie funktioniert. Aber Leila hat mir keine falschen Hoffnungen gemacht. Natürlich hatte sie des Öfteren einen sarkastischen Kommentar auf den Lippen, als ich die Fotos hochgeladen hat, doch ich habe mir eine Antwort darauf verkniffen. Teilweise hatte sie sogar recht. Natürlich mussten wir das ein oder andere Foto auch mehrmals wiederholen. Ich hatte manchmal Probleme dabei den richtigen Gesichtsausdruck zu finden. Letztendlich sind die Fotos wirklich sehr gut geworden und ich hätte geglaubt, dass zwischen mir und Leila etwas laufen würde. Ab und zu kam mir der Gedanke, warum Leila so gut mit der Materie vertraut ist. Wer weiß, wie oft sie schon einmal die Freundin von jemandem gespielt hat. Zumindest haben wir Beide so gut gespielt, dass keine der Mädels einen Verdacht geschöpft hat. Nicht einmal in den sozialen Medien wurden irgendwelche Gerüchte geschürt. Die üblichen Kommentare waren natürlich auch dabei.

Von Lucy kam natürlich keine Reaktion. Sie hat mir weder privat geschrieben noch hat sie etwas in die Barça-Gruppe geschrieben. Aber um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Lucy ist zwar wie ein stilles Gewässer, doch die sind bekanntlich tief.
Mir fällt ein, dass ich noch eine Nachricht von Leila bekommen habe. Ich bin gespannt, was sie von mir möchte.
Mittlerweile habe ich es auch geschafft meinen auf das Bett zu heben. Ich frage mich wirklich, was ich eingepackt habe.
Mein Herz spüre ich heute doppelt so stark in meiner Brust und daher weiß ich, dass ich es definitiv eingepackt habe. Es fühlt sich einfach unwahrscheinlich schwer an.
Natürlich bin ich froh, das unser Plan aufgegangen ist, doch jetzt muss ich Lucy wieder gegenüberstehen. Um ehrlich zu sein, habe ich es während den letzten zwei Wochen versäumt darüber nachzudenken, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll.
Meine große Sorge ist, dass ich wieder schwach werde. Lucy hat eben eine gewisse Anziehungskraft auf mich und diesen Fakt, kann ich definitiv nicht leugnen.
Ich müsste aber lügen, wenn ich sagen würde, dass ich ein gutes Spiel abgeliefert habe. Sehr oft habe ich, auch während einer Partie, an Lucy gedacht oder mir vorgestellt, wie sie gleich auf mich zukommt, so, wie sie es früher immer gemacht hat. Leila und Laia haben meine eher miserable Stimmung bemerkt und mich versucht aufzumuntern. Ich bin froh, dass nicht alle Mädels und vor allem Montserrat Tomé, unsere Trainerin, mitbekommen haben, dass ich schlechte Wochen hatte. Anscheinen konnte ich das durch mein fußballerisches Talent verstecken.

Die Lust am auspacken ist mir definitiv vergangen, weshalb ich zurück ins Wohnzimmer gehe und mein Handy aus der Jackentasche hole. Dafür, dass wir April haben, ist es noch relativ kalt in Barcelona. Außerdem bin ich eine absolute Frostbeule. Wahrscheinlich möchte mir mein Körper so sagen, dass ich mich von Lucy fernhalten soll.

Ich gehe zu meiner weißen Couch, setze ich im Schneidersitz hin und öffne neugierig den Chat von Leila.

L: Hoffe, du bist gut angekommen :) Hast du die Reina del hielo schon gesehen?

Leila liebt es Menschen einen Spitznamen zu geben. Leider passen sie meistens überhaupt nicht, doch den, den sie für Lucy ausgesucht hat, passt perfekt.

O: Ja, ich bin gut angekommen und nein, ich habe sie noch nicht gesehen.

L: Schade. Ich wüsste gerne, wie sie reagiert. Außerdem möchte ich wissen, ob sich mein Aufwand, den ich in meinem Urlaub betreiben habe, gelohnt hat ;)

Für einen kurzen Moment überlege ich, wie Lucy reagieren soll. Was stellt sich Leila vor?
So, wie ich Lucy kenne, prallt die ganze Situation an ihr ab.

O: Du kennst doch Lucy. Ihr wird es total egal sein.

L: Das glaube ich nicht. Ich vermute, dass sich tief im inneren des Eisblocks ein Herz befindet.

Ich ziehe mein Stirn kraus und denke über Leila's Aussage nach. Tatsächlich habe ich auch manchmal das Gefühl, dass Lucy doch ein Herz besitzt. Immerhin spüre ich es, wenn sie mich küsst.

O: Und wenn sie nicht reagiert?

L: Hmm...Dann müssen wir uns einen neuen Plan überlegen. Aber ich weiß, dass Lucy auf die Fotos und Stories reagieren wird.

O: Ich vertraue auf dein Bauchgefühlt.

Ich lege mein Handy neben mich und stehe auf. Da unsere Wohnungen, die uns auf dem Campus zur verfügung gestellt werden, einen offenen Wohn- und Essbereich haben, muss ich nur drei Schritte machen, um in meine Küche zu kommen. Komischerweise war meine Wohnung, die ich bei Manchester United W.F.C. hatte, genau so aufgestellt. Wahrscheinlich hat sich darum der selbe Architekt gekümmert.
Ich hole mir ein Glas aus dem Schrank und gieße Wasser hinein. Anschließend gehe ich zum Fenster, wodurch ich direkt auf den Parkplatz schauen kann.
Kurz nippe in an dem Wasser, bis ein schwarzes Auto meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es dauert einige Minuten bis das Auto geparkt wird und ich erkenne, wer aus dem Auto aussteigt.
Ich muss schlucken als ich Keira und Lucy erkenne. Bei Lucy's Anblick beginnt mein Herz kurz zu stolpern. Lucy hat ein hellblaues T-Shirt und eine graue Hose an. Hellblau steht ihr wirklich sehr gut und in der Hose hat sie einen schönen Hintern.
Mierda! Ich kann doch jetzt kein Herzklopfen bekommen und schon gar nicht an ihren Hintern denken!
Ich sehe, wie Lucy die Koffer aus dem Kofferraum herausholt. Beide schnappen sich ihre Koffer und gehen gemeinsam zum Wohngebäude. Plötzlich hebt Lucy ihren Kopf und schaut mich an. Für einen kurzen Moment habe ich das Gefühl, dass sich unsere Blicke treffen, was jedoch ziemlich unwahrscheinlich ist, weil die Entfernung einfach zu groß ist.

Und als ob sich ein Schalter in Lucy's Kopf umdreht, geht sie einen Schritt nach rechts und legt ihren Arm um Keira's Taille. Danach schaut sie zu mir hoch und ich könnte schwären, dass sie mich provokant anlächelt. Ich bin wirklich geschockt, denn jetzt zieht sie Keira ganz nah an sich heran und drückt ihr einen Kuss auf die Wange, was Keira zum lachen bringt.
Überglücklich geht Keira mit Lucy in den Wohnkomplex, während ich absolut nicht weiß, was ich fühlen soll.
Mir drohen dir Knie zu versagen, weshalb ich schnell zur Couch gehe. Dabei muss ich mich an der Kücheninsel festhalten, um nicht doch noch das Gleichgewicht zu verlieren.

Auf der Couch angekommen, schnappe ich mir wieder mein Handy. Mit zittrigen Fingern tippe ich eine Nachricht an Leila.

O: Lucy hat es geschluckt! Sie gibt gerade mit Keira im Arm über den Parkplatz!

Es dauert keine Minute bis Leila mir eine Antwort schreibt.

L: Wusste ich es doch! Von wo aus hast du sie gesehen?

O: Aus meinem Küchenfenster und ich schwöre dir, dass sie mich provokant angeguckt hat.

L: Sei mir nicht böse, aber es hat funktioniert und das ist die perfekte Ausgangssituation.

Oh ich könnte Leila gerade erschlagen. Ich wollte, dass wir damit Lucy in meine Arme treiben und nicht in die von Keira!

O: Ahja? Und was jetzt?

L: Lucy steht auf dich. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche. Jetzt liegt es an dir und deinem Charme. Du musst Lucy zeigen, was sie verloren hat.

O: Ich soll nackt vor ihr herumlaufen damit sie zu mir zurückkommt?

L: Von mir aus, kannst du das auch nackt machen. Aber du musst ihr zeigen, dass du interessanter bist als Keira.

O: Große Klasse! Und was ist mit unserer „Beziehung"?

L: Du sagst Nichts. Du spielst mit deinem Charme und erwähnst mich mit keiner Silbe. Jetzt gehst du in die Offensive und lockst Lucy. Du wirst sehen, dass sie anbeißt. Jetzt weißt du zumindest, dass sie an dir interessiert ist, denn sonst würde sie sich nicht so an Keira heran schmeißen.

O: Aha?

L: Guapa, Keira ist so interessant wie ein Eimer und so attraktiv wir ein Ausschlag. Du glaubst doch wohl nicht, dass Lucy mehr an ihr interessiert ist als an dir?

O: Stimmt.

L: Siehst du. Jetzt mach' dir keinen Kopf, sondern lieber einen schönen Abend.

O: Du hast recht.

Ich schmeiße mein Handy zurück auf dir Couch und fahre mir über mein Gesicht.
Warum muss gerade Alles so kompliziert sein?
Gerade habe ich das Gefühl, dass Leila's Plan doch ein totaler Reinfall war. Lucy wird mich doch nie wieder so sehr beachten, wie sie es vor den Länderspielen getan hat.
Mierda! Es bringt auch nichts, wenn ich jetzt Trübsal blase. Ich muss mir einen neuen Plan überlegen oder ich lass' es einfach bleiben. Lucy scheint doch mit Keira zusammen zu sein. Naja, oder sie tut zumindest so, weil sie mich eifersüchtig machen will und ich muss zugeben, dass es funktioniert hat.
Die ganze Situation ist wirklich zum verrückt werden. Vielleicht sollte ich erst einmal auf Abstand gehen und auf den nächsten Schritt von Lucy warten. Gut, so wie ich sie kenne, wird sie den ersten Schritt sowieso nicht machen, weswegen ich dringend nachhelfen muss.
Zuerst sollte ich aber ins Bett gehen, denn morgen früh hat Jonatan das erste Training angesetzt. Ich kann ihn verstehen, denn in drei Tagen spielen wir zu Hause gegen Villareal. Eigentlich ist das keine große Sache, doch Jonatan möchte gerne immer auf Alles vorbereitet sein.

Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen. Mein Blick wandert kurz zu dem Koffer, der auf der linken Seite liegt. Ich überlege, ob ich ihn heute noch auspacken soll. Schnell verschiebe ich jedoch den Gedanken. Mit einem Auge stelle ich mir noch einen Wecker, ehe ich mich auf die rechte Seite drehe und in einen unruhigen Schlaf falle.

Fuego Y PasiónWo Geschichten leben. Entdecke jetzt