Kapitel 27

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POV Ona Batlle

Erschrocken zucke ich zusammen als ich das Klopfen an der Tür höre. Wer ist das jetzt?

Für einen kurzen Moment keimt die Hoffnung auf, dass es Lucy ist. Schnelle stehe ich auf und gehe gespannt zur Tür. Ich hoffe auch, dass es sich um einen Scherz handelt, denn ich habe eigentlich keine Lust auf Besuch. Zumal man mir deutlich ansieht, dass ich geweint habe.

Leise gehe ich zu der Tür und halte mein Ohr an sie, um eventuell herauszufinden, wer vor der Tür steht.

Gerade lege ich mein Ohr an, hämmert es plötzlich laut gegen die Tür. Joder! Warum ist das so laut!

Ich lasse von der Tür ab und reibe mir über mein rechtes Ohr. Joder, wehe es ist nichts wichtiges!

Langsam öffne ich die Tür und schiebe meinen Kopf vor. Ich brauche einen Moment, um zu realisieren, dass Lucy vor der Tür steht. Und schon beginnen auch meine Gedanken wieder zu rasen. Wut, Verwirrung, Trauer, Erleichterung und Liebe, jagen durch meinen Körper und vernebeln mir nun vollkommen mein Denkvermögen.

Mein Blick lasse ich auf Lucy's Gesicht ruhen. Erschrocken muss ich feststellen, dass man auch ihr ansieht, dass sie geweint hat. Im Grunde genommen sieht sie aus wie ein verprügelter Hund.

Ich weiß nicht, wie lange ich Lucy anschaue, doch irgendwann gebe ich mir einen Ruck und öffne die Tür komplett.

Vor mir steht Lucy, die aussieht, als wäre sie vor dem Tod, davon gerannt. Ihre Haare stehen in alle Himmelsrichtungen ab. Ihre Wangen sind gerötet und auch ihre Augen deuten daraufhin, dass sie geweint hat. Schweratmend steht sie vor mir. Lucy hat mich mit mit ihrem Blick fixiert.

Mir steigt die Röte ins Gesicht. Meine Gefühle entscheiden sich gerade immer noch, ob sie sich darüber freuen sollen, dass Lucy vor mir steht oder nicht.

Je länger wir uns gegenüber stehen, desto unangenehmer wird die Situation. Deswegen trete ich einen Schritt zurück.

„Pasa", bitte ich Lucy mit kratziger Stimme. Ich kann deutlich sehen, dass Lucy Probleme dabei hat, meiner Aufforderung nachzukommen. Doch sie scheint sich schnell gefangen zu haben und kommt meiner Aufforderung nach. Lucy geht an mir vorbei. Wieder steigt mir ihr Geruch in die Nase. Für einen Moment muss ich aufpassen, dass ich nicht aufhöre zu denken.

Bevor ich Lucy in mein Wohnzimmer folge, seufze ich leise aus, damit sie es nicht mitbekommt.

Im Grunde genommen haben wir wieder das gleiche Szenario. Lucy steht ein paar Meter von mir entfernt. Auch jetzt hat sie die Arme vor ihrer Brust verschränkt, doch dieses Mal wirken ihre Gesichtszüge weicher.

Ich wende meinen Blick von ihr ab und schaue zu Coco, die hinter Lucy, in ihrem Körbchen liegt.

Um ehrlich zu sein, weiß ich jetzt nicht, was ich tun soll. Ich habe auch keine Ahnung, was ich sagen soll. Selbst Lucy schafft es nicht irgendetwas zu sagen. Wenn sie nicht reden will, warum ist sie dann hergekommen? Immerhin ist die Situation für mich auch nicht leicht. Hätte sie mich nicht alleine weinen lassen können?

Ich kann noch nicht einmal mit jemanden über dieses Chaos sprechen. Mir würde sowieso niemand glauben.

So langsam weiß ich wirklich nicht mehr, was ich machen soll. Lucy ist jetzt bei mir in der Wohnung, doch so stumm wie ein Stein. Trotzdem sollte ich mich ruhig verhalten und abwarten, welchen Zug Lucy als nächstes macht. Die Gefahr, dass Lucy einen emotionalen Ausbruch haben kann, ist nämlich relativ groß. Zumal ich Lucy's Stimmung absolut nicht einschätzen kann.

Plötzlich zucke ich zusammen, als ich aus den Augenwinkel sehe, wie Lucy auf mich zukommt. Erschrocken schellt mein Kopf nach oben. Ich bekomme nur noch mit wie sie ihre Handy um mein Gesicht und ihre Lippen auf meine legt.

Fuego Y PasiónWo Geschichten leben. Entdecke jetzt