Kapitel 2

204 5 0
                                    

POV Ona Batlle

Verschlafen und müde öffne ich die Tür vom Trainingsgebäude. Gestern habe ich es mit mit dem ein oder anderen Glas Wein gemütlich gemacht und dementsprechend bin ich auch spät ins Bett gegangen. Ich weiß, eigentlich sollte ich in der Saison auf Alkohol verzichten aber irgendwie war mir gestern nach einem schönes Glas Rotwein. Vielleicht brauchte ich auch nur den Alkohol, um die Situation mit Lucy ein wenig nachvollziehbarer zu machen oder doch zu vergessen. Ich habe mich den ganzen Abend über gefragt, warum ich bei Lucy's Berührungen so schwach geworden bin. Normalerweise schaue ich mir vergebene Frauen gar nicht erst an und bei Lucy vergesse ich sogar das atmen.
Anscheinend hatte ich gestern einen kleinen Aussetzer, weil ich schon länger keinen Körperkontakt mehr hatte.

Gleich beim Training muss ich mich echt zusammenreißen. Ich hoffe nur, dass Lucy gestern nicht gemerkt hat, dass ich bei ihren Berührungen zu flüssigem Wachs geworden bin, denn das wäre mehr als peinlich. Immerhin lässt sich Lucy auch nicht in die Karten gucken und ich werde sie definitiv auch nicht in meine gucken lassen.

Um ehrlich zu sein, habe ich absolut keine Lust auf das Training. Am liebsten würde ich mich zurück in mein Bett legen. Ich frage mich sowieso, warum Jonatan das Training so früh angesetzt hat. Natürlich verstehe ich, dass wir Trainieren müssen aber wir spiel in drei Tagen gegen UD Levante und das sollte keine Herausforderung für uns sein.

Plötzlich spüre ich eine Hand auf meinem Rücken. Erschrocken bleibe ich stehen und stehe mich um. Salma schaut mit freudestrahlend an. „Ich rufe dich seit fünf Minuten und du merkst es nicht.", sagt sie lachend und nimmt mich in den Arm.
„Lo siento, ich war in Gedanken.", antworte ich ihr, was ihr Grinsen nur noch größer werden lässt.
„Das haben wir gemerkt?" Mit hochgezogener Augenbraue schaue ich sie an. Salma macht einen Schritt zur Seite und ich sehe Mapi, Ingrid und Frido, wie sie mir zuwinken. Sofort schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Die Mädels sind einfach so süß!
„Hast du an Lucy's Massage gedacht oder warum warst du so in gedanken?", ruft mir Mapi sarkastisch zu. Ich muss schlucken. Was hat sie gerade eben gesagt?
Natürlich kenne ich sie sehr gut und weiß, dass sie ihren Kommentar nicht böse meint aber woher zum Teufel weiß sie das?
„Was meinst du?", frage ich sie und versuche meine Verwunderung zu überspielen. Augenblicklich wird mir warm.
„Hast du es noch nicht gesehen? Instagram und TikTok sind voll von Videos. Überall ist zu sehen, wie Lucy dich massiert und du aussiehst als wärst du in einem anderen Universum gelandet.", erklärt mir Frido und zwinkert mir dabei wissend zu. Bitte was? Wie konnte uns denn ein Fan sehen? Der Bereich war absolut blickdicht!
Mapi hat bereits ihr Handy herausgeholt und hält es mir hin. Wie in Trance gehe ich auf sie zu und was ich sehe, lässt mich erschaudern. Tatsächlich hat uns ein Fan dabei gefilmt. Außerdem sehe ich wirklich aus, als wäre ich in einer anderen Dimension gelandet. Mierda! Das darf doch nicht wahr sein! Wahrscheinlich hat Lucy das Video auch schon gesehen. Ay Dios! Schlimmer kann es jetzt nicht mehr kommen.
„Es ist nicht so schlimm, denn es tauchen immer mal wieder von uns auf. Die Fans lieben uns.", versucht mich Mapi zu beruhigen und legt ihre Hand auf meine Schulter. „Vielleicht erhoffen sie sich ja, dass Lucy und du ein Paar werdet", mischt sich nun auch Frido ein.
Irritiert schaue ich sie an. „Aber ist Lucy nicht mit Keira zusammen?" Anscheinend muss ich ein ziemlich dummes Gesicht machen, denn die Mädels fangen an zu kichern.
„Lebst du hinter dem Mond? Zwischen den Beiden kriselt es seit dem World Cup und keiner weiß, warum.", erklärt mir Frido. Ich muss aufpassen, dass ich nicht anfange zu lachen. Ja, was ist nur passiert? Ich weiß es, doch das kann ich niemandem sagen. Außerdem bezweifle ich, dass Das der Grund ist für ihre Krise. Naja, ich würde es verstehen aber ich glaube nicht daran.
„Und seit dem World Cup gehen sie sich aus dem Weg?", vergewissere ich mich.
Mapi zuckt mit den Schultern. „Sieht es für dich so aus als würden sie sich aus dem Weg gehen? Lucy sucht ihre Aufmerksamkeit, doch Keira geht ihr die meiste Zeit aus dem Weg. Ich frage mich sowieso, was sie an Keira findet. Sie ist so interessant wie ein Eimer und Lucy ist viel zu extrovertiert für sie." Bei Mapi's Worten muss ich lachen. Ich bin wirklich kein Mensch, der schlecht über andere spricht und schon gar nicht mitten im Flur, doch Keira ist wirklich nicht interessant. Zumindest nicht für eine Frau wie Lucy.
Frido schaut auf ihre Uhr. „Wenn wir noch frühstücken wollen, dann sollten wir jetzt in die Cafeteria gehen. Ona, kommst du mit?"
„Sí, aber ich muss noch kurz zu meinem Spinnt. Ich komme gleich nach."
„Dann los!", ruft Mapi durch den Flur. Die Mädels sind echt verrückt und dafür mag ich sie umso mehr.
Kopfschüttelnd gehe ich in unsere Kabine.

Von draußen höre ich schon lautes Stimmengewirr. Ich erkenne die Stimmen von Lucy und Keira. Anscheinen haben sie einen Streit. Leider kann ich nicht verstehen, was sie sagen, da sie zu schnell sprechen und mein englisch nicht ganz so gut ist.
Am liebsten würde ich die Beiden einfach weitermachen lassen, doch meine Neugier ist viel zu groß.
Voller Euphorie öffne ich die Tür zur Kabine. Als Keira und Lucy mich sehen, zucken sie sichtbar zusammen. „Buenos días", rufe ich ihnen freudestrahlend entgegen. Lucy bemüht sich, um ein Lächeln zum Vorschein zu bringen, während Keira wütend die Kabine verlässt.
Völlig unbeeindruckt gehe ich zu meinem Spind und gebe die Zahlenkombination ein. Ich spüre Lucy's Blick auf mir. Davon nicht beeindruckt lege ich ein neues Foto von meiner Familie, als Glücksbringer, in meinen Spind.
Ich weiß nicht warum, doch irgendwie macht mich Lucy jetzt doch nervös. Außerdem riecht die ganze Kabine nach ihrem Parfüm und das macht mich gerade un poco loco.

Meinen Kopf drehe ich ein bisschen nach rechts und sehe, dass auch Lucy an ihrem Spind ist. Soll ich sie auf das Video ansprechen? Vielleicht ist auch das Video der Grund für den Streit gewesen? Ein lauter Seufzer entfährt mir. „Alles gut?", fragt Lucy mich. Anscheinend ist es doch nicht so schwer ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
„Hast du das Video von uns gesehen?"
Lucy schaut mich für einen Moment verwirrt an. „Du meinst das, in dem ich dir die Schultern massiere? Ja, habe ich und ich muss sagen, dass es nur ein Video von vielen ist." Über Lucy's Gleichgültigkeit bin ich ein bisschen überrascht. Normalerweise ist sie relativ verschlossen, wenn es darum geht, dass etwas von ihr an die Öffentlichkeit gelangt.
Außerdem sieht man, wie sie mich massiert!
„Dich stört das Video gar nicht?", frage ich sie noch einmal, um mich zu vergewissern, dass ich richtig zugehört habe.
„Nein, mich stört das Video überhaupt nicht. Ich finde es sogar ziemlich süß, denn nach deinem Gesichtsausdruck zu urteilen, scheinst du meine Massage zu genießen.", kommt es zwinkernd von ihr. Mir schießt sofort die Röte ins Gesicht. Mierda! Mir ist es peinlich und mein Gesichtsausdruck in dem Video, scheint ihr Ego erst recht zu pushen. Manchmal hasse ich es, wenn sich mir so unnahbar gegenüber zeigt. Ich weiß aus einer sehr guter Quelle, dass sie definitiv kein kühler Mensch ist, doch ihr Ego stellt sich manchmal davor und das nervt mich unheimlich!
Ich schnaube kurz auf.
„Was ist?", kommt es lachend von Lucy. Eigentlich will ich nicht mehr mit Lucy darüber reden, denn für sie scheint das Thema bereits gelaufen zu sein.
„Mich wundert es nur, dass du so ruhig bleibst bei dem Video. Immerhin bist du mit Keira zusammen.", halte ich Lucy vor. Ich hätte es nicht einfach so weggesteckt, wenn wein Video auftauchen würde, in dem zu sehen, dass meine Freundin eine andere Frau massiert.
Jetzt ist Lucy diejenige, der ein Schnauben entfährt. „Was soll ich denn deiner Meinung nach sonst machen? Außerdem geht es dich nichts an, mit wem ich das Bett teile und wem nicht. Ich glaube eher, dass es dir nicht passt, dass Keira nichts zu dem Video gesagt hat. Sei ehrlich, Ona, du hast meine kleine Massage genossen und hättest gerne weitere." Lucy grinst mich lasziv an und beißt sich dabei auf die Unterlippe. Ich muss mich dazu zwingen meinen Blick abzuwenden. Sie weiß ganz genau, was diese Geste bei mir auslöst und sie hat mir versprochen sie zu unterlassen. Aber mal wieder habe ich mich in Lucy getäuscht. Sie ist und bleibt unberechenbar!
„Ich wollte nur nicht, dass du Stress mit Keira bekommst.", sage ich gleichgültig.
„Keine Angst, es ist alles in Ordnung. So und jetzt entschuldige mich bitte, denn ich gehe jetzt frühstücken. Kommst du mit?"
„Ich komme gleich nach." Lucy nickt mir zu und verlässt die Kabine mit einem lasziven Grinsen auf den Lippen.

Wütend schlage ich die Tür von meinem Spind zu. Manchmal geht mir Lucy's Arroganz wirklich auf die Nerven. So ganz verstehe ich ihr Verhalten trotzdem nicht.
Ich muss nachher unbedingt mit Leila telefonieren, denn ich brauche ihren Rat. Außerdem muss ich dringend aufhören, Lucy anzugucken, wie ein verliebtes Kalb. Dieses Kapitel habe ich hinter mir gelassen und sie macht mir mehr als deutlich, dass es zwischen ihr und Keira sehr ernst ist.
Natürlich habe ich im Hinterkopf, was mir die Mädels vorhin gesagt haben, doch so ganz überzeugt davon bin ich nicht.

Am besten ist es, wenn ich jetzt nicht mehr über Lucy nachdenke. Ich bringe einfach das Training hinter mich und danach rufe ich sofort Leila an. Sie muss mir einfach helfen meine Gedanken zu ordnen.

Bevor ich die Kabine verlasse, atme ich noch einmal tief durch. Eigentlich habe ich gar keinen Hunger, doch wenn ich das Training überleben möchte, dann sollte ich etwas essen.
Außerdem werde ich Lucy einfach ignorieren. Wahrscheinlich ist das sowieso das Beste.

Fuego Y PasiónWo Geschichten leben. Entdecke jetzt