Eine ausweglose Situation

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„Shali, hör auf damit dich so schlecht zu reden! Du weißt genau, dass ich das nicht ausstehen kann.
Wir können einfach wieder mehr zusammen trainieren so wie früher, was hältst du davon?"

„Was soll das bringen? Du weißt genau, dass ich seit dem Unfall damals auf Lulusia nicht mehr meine volle Leistung erbringen kann!"

„Aber das heißt doch nicht, dass du schwach bist! Und wer weiß vielleicht wird dein Bein wieder von ganz allein heilen."

„Na klar! Weil es sich in den 6 Jahren im Goa Königreich nicht schon voll generiert hat."

Von den lauten Stimmen meiner Eltern aufgeschreckt, lugte ich vorsichtig um die Ecke des Flures, damit sie mich nicht kommen sahen, als sie in ihrem Zimmer, mit halb geöffneter Tür standen und diskutierten. Denn ich vermutete stark, dass das mal wieder eines der Gespräche war, die ich nicht mitbekommen sollte. Was sagte er da? Mama hat Probleme mit ihrem Bein? Wieso war mir das noch nie aufgefallen? Ja, sie humpelte manchmal und eigentlich war sie Rechtshänderin, aber ich dachte immer es sei völlig normal das sie im Kampf lieber das linke Bein benutzte.

„Es ist mir egal, ob die Männer mich für ein Weichei oder Schwächling halten, aber ich will nicht, dass Lu denkt ich wäre schwach und könnte sie nicht beschützen, denn das werde ich! Solange ich lebe!" Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten, während mein Vater mit dem Rücken zu mir stand, ihr gegenüber und beruhigend auf sie einredete.

„Das behauptet doch auch niemand. Lu, weiß genau wie ich, wie stark du wirklich bist!" Vorsichtig näherte er sich ein paar Schritte, bis er sie erreicht hatte und dann an seine breite Brust drückte. Zuerst versuchte sie noch tapfer stand zu halten, doch dann brachen alle Dämme und sie begann zu schluchzen und zu zittern, bis aus dem Schluchzen sogar ein Weinen wurde, dass mir das Blut in den Adern gefror. Wie gern würde ich meine blöde Bemerkung von vorgestern rückgängig machen, als ich meinte, dass ich die beiden noch nie so richtig gegeneinander hab antreten sehen.

Wieso hatte ich von all dem nie etwas mitbekommen? Wusste jeder andere über ihr Problem Bescheid? Vermutlich schon, deshalb hatten sie auch alle gegen sie gewettet. In diesem Moment wusste ich meinen Onkel Thatch noch mehr zu schätzen, der trotz allem doch auf sie gesetzt hatte, bloß um zu zeigen, dass er zu ihr hielt. Heimlich nahm ich mir vor mich später bei ihm dafür zu bedanken.

„Shali... bitte beruhige dich. Zusammen kriegen wir das hin, dass weißt du doch."

Entschlossen drückte Papa sie etwas von sich, wischte ihre Augen trocken, bevor er ihr einen zarten Kuss auf die Lippen drückte. „Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass dir und Lu nie wieder irgendwas passieren wird. Und wenn ich dafür sterben muss."

„Sag das nicht immer so!"
„Aber es ist meine volle Wahrheit."
„Aber es macht es nicht besser, wenn ich weiß, dass du tot bist."
„Aber dann kann ich wenigstens sagen, dass ich aus einem guten Grund aus dieser Welt ausgeschieden bin."
„Hör endlich auf damit, andauernd über deinen Tod zu sprechen!"

Wütend boxte sie ihm in die Rippen, während er weiterhin standhielt und stattdessen einfach nur lachte.

„Hab ich dir schon mal gesagt, dass du ein Vollidiot bist?"
„Vielleicht ein paar Mal?"
„Aber ich schätze, genau deshalb liebe ich dich einfach so sehr."

Zärtlich fuhr sie ihm mit ihren Fingern durch seine pechschwarzen Haare, ihr Blick war verträumt, gemischt mit etwas, dass ich nicht direkt zuordnen konnte, aber ich ahnte Böses. Die beiden werden doch wohl jetzt nicht...?

„Insel in Sicht!" Das war mein Stichwort! Mein Herz schlug wie wild, meine Knie begannen zu zittern, während ich wie auf der Flucht den Gang zurück nach oben an Deck lief und ganz vorne auf den Kopf des weißen Wales sprang. Vor uns erhoben sich riesige Bäume, einer grüner als der andere. Es waren so viele, dass man kaum etwas anderes sehen konnte. Weiter hinten, erahnte ich das Riesenrad von dem Onkel Izo sprach, aber was mich in dem Moment wirklich umhaute, waren die vielen wunderschönen Seifenblasen, die sich vom Boden in die Luft erhoben und dann in einigen Metern einfach wieder platzten. Ich erinnerte mich noch genau an das erste Mal als ich sie sah und auch damals schon, fand ich sie einfach nur atemberaubend.

Feuer und Wasser 3.0 (OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt