Die nächste Stufe

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„Das war der Wahnsinn, mein Schatz! Du hast trainiert!"

Glücklich lief ich auf meine Mutter zu, die mich anstrahlte und anscheinend wirklich stolz auf mich zu sein schien.

Erleichtert und den Tränen nahe schlang ich meine Arme um ihren Rumpf, bevor ich plötzlich zusammensackte wie ein Häufchen Elend, ohne Kraft und Energie. Was war nun los? Hatte ich mich so sehr verausgabt?

„Lu, berühr nicht den Anzug!" Hastig drückte sie mich weg und ließ sich dann von Azu den Reißverschluss auf der Rückseite öffnen. Das gleiche machte meine Mutter bei ihrer Schwester.

„Was sind das für Anzüge?"

„In ihnen ist Seestein eingesetzt worden. Deshalb hatten wir keine Chance unsere Kräfte einzusetzen", erklärte Azu kurz, bevor die beiden mich zeitgleich mit ihrer Liebe erdrückten.

„Ich hab mich schon gewundert, warum ihr nicht gegen die gekämpft habt."

„Seestein lässt uns Teufelsfruchtnutzer ziemlich alt aussehen, weil es die gleiche Auswirkung hat wie das Meerwasser, deshalb solltest du unbedingt aufpassen, egal wie hart du trainiert hast. Die Marine verwendet es gerne."

Mit großen Augen sah ich zu ihnen auf, bevor ich dann doch anfing zu weinen.

„Hey... Schatz... alles wird gut. Du hast uns gerettet." Zärtlich strich mir meine Mutter über die Haare und redete immer wieder beruhigend auf mich ein. Es dauerte zwar etwas, aber irgendwann hatte ich mich dann doch gefangen.

„So... die Frage ist jetzt folgende... Wo sind wir? Und wie kommen wir hier weg?"

„Ich habe in dem Moment nur an eine Wiese gedacht... ich weiß es leider nicht so genau."

„Wir sind auf jeden Fall noch auf der Insel. Schau die Burg dahinten!" Neugierig folgten wir dem Finger meiner Mutter als auch schon ein riesiger Vogel in unser Blickfeld rückte.

„Marco! Schatz! Hier sind wir hier!" Hastig winkte Azura mit ihren Händen in der Luft herum, wodurch er selbst aus so weiter Entfernung direkt aufmerksam wurde.

„Ace! Thatch! Hier drüben sind sie!" Mit seinen gigantischen Flügeln glitt er durch den Himmel und landete anschließend genau vor unseren Augen, bevor Azu ihm stürmisch in die Arme fiel. Lachend erwiderte er die Umarmung, selbst als meine Tante in Tränen ausbrach.

„Shali! Lu!"
„Ace!"
„Papa!" Freudig lief ich meinem Vater in die Arme, der mich sogleich hochhob und mich im Kreis herumwirbelte, während ich dabei lachte und quiekte wie ein kleines Baby.

„Das war mega cool! Du hast es wirklich geschafft!"
„Ich hab doch gesagt, dass ich das kann."

Plötzlich verfinsterte sich seine Miene erneut und er ließ mich am Boden wieder ab, bevor er ausholte und mir mit seiner Faust eine Beule verpasste. „Was habe ich dir dazu gesagt, dass du im Versteck bleiben sollst?!"

„Auaaaaa!"

„Hörst du auch einmal auf das, was man dir sagt?! Beinahe hätten wir dich auch noch retten müssen!"

„Es ist doch alles gut gegangen! Außerdem habe ich dir gesagt, dass ich das schaffe!"
„Aber nur weil du Glück hattest!"
„Nein, weil ich es kann!"

Wir funkelten uns beide wütend an, Auge in Auge standen wir da mit in die Hüfte gestemmten Händen, als alle anderen um uns herum zu lachen begannen.

„Du hast eindeutig zu viel Zeit mit Ruffy verbracht", müde seufzte er aus, bevor sein Blick an mir vorbei wanderte.

„Hallo Portgas D. Ace."

„Hallo Aquakind Shali", flüsterte er und ging schnurstracks auf meine Mutter zu, während Thatch beruhigend seine Hand auf meinen Kopf legte. Als Ace sie erreicht hatte, schlang Mama ihre Arme um seinen Hals und drückte ihm einen dicken Kuss auf den Mund, was mein Vater natürlich erwiderte. Es war ein Bild zum Fürchten, vor allem, als sie nicht wieder damit aufhören wollten.

„Das ist ekelhaft!" Angewidert rümpfte ich meine Nase und wünschte mir der Boden würde sich unter mir auftun, damit ich das nicht mit ansehen musste.

„Na komm, Kleine. Zur Belohnung für diesen Tag koch ich dir alles, was du willst." Doch dann stockte Thatch, als in der Ferne ein Riese und unzählige kleine Männer auf uns zugelaufen kamen.

Marco und Azura hatten sie auch entdeckt, nur meine beiden verliebten Eltern natürlich nicht, weil die ja immer noch damit beschäftigt waren sich gegenseitig aufzuessen.

In einem affenzahn flog etwas auf uns zu, es dauerte etwas, bis wir erkennen konnten, was es war, aber es steuerte geradewegs auf meine Eltern zu. Erst als es dichter kam, sahen wir, dass es eine Art Pfeil war, der drohte durch die beiden hindurchzufliegen. In einem unüberlegten Moment sprang ich Onkel Thatch auf den Rücken und hoch in die Luft, wo ich das kleine Ding dann mit der größten Mühe zwischen meinen Händen hielt. Nur hatte ich die Kraft und die Energie dahinter etwas unterschätzt. Der Pfeil zerrte mich mit sich, bis er über dem Abgrund halt machte und so etwas wie Stacheln ausfuhr. Vor Schmerz ließ ich ruckartig los, als sich die fiesen spitzen Kanten in meine Hände bohrten.

„Mist!" Das war das Letzte was mir über die Lippen kam, bevor ich in die Tiefe stürzte.

„LU!!!" Entgeistert rissen die anderen ihre Augen auf und stürmten an den Rand, während Marco sich umgehend seine Flügel wachsen ließ.

„Denk an unser Training, Lu! Du schaffst das! Ich glaub an dich!" Mit einer Hand hielt Thatch Marco davon abzuspringen, während meinen Eltern dabei fast die Augen aus dem Kopf fielen.

„Bist du lebensmüde, Thatchy!"
„Wartet es ab. Sie kann das!"

Konzentriert schloss ich meine Augen, fokussierte mich nur auf das Hier und Jetzt, auf den Sturz und daran, dass ich jetzt lieber woanders wäre. In unserem Training hatte Thatch mich mehrmals darauf sensibilisiert auch in stressigen und riskanten Situationen die Ruhe zu bewahren und meine Kraft zu steuern. Und jetzt war genau so ein Fall. Mein Herz schlug wie verrückt, wenn ich nur daran dachte, jeden Moment auf dem harten Boden aufzuschlagen, aber mein Onkel hatte Recht. Wenn ich es wirklich wollte, dann konnte ich es schaffen, habe ich ja vorhin auch. Und ehe ich mich versah, lag ich im Sand, weich gelandet anstatt mit voller Wucht. Die erleichterten Blicke konnte ich sogar bis hier sehen.

„Nun zu dir, du mieser Fettsack!", knurrte Ace und drehte sich direkt zu dem Schuldigen um, der für diese Situation verantwortlich war. „Was fällt dir ein, die beiden zu entführen und wie Spielzeuge zu behandeln?! Und dann lässt du mit diesem scheiß Teil mein Kind auch noch in den Abgrund fliegen!" Sein Körper glühte und einige kleine Flammen bildeten sich an seinen Armen und seinen Beinen. Ich kannte diese Art von ihm noch nicht allzu gut, dafür war er in meiner Gegenwart einfach viel zu gehemmt. Vermutlich wollte er dass ich keine Angst vor ihm bekam, als ob ich es jemals könnte. Immerhin war er doch mein Papa.

„Gebt meinen Töchtern sofort ihre Puppen zurück!" Mit seinen fast 100 Mann hatten die Feinde alle umzingelt, doch Angst hatte keiner von ihnen, da war ich sicher.

„Shali, verschwinde von hier und nimm Azu und Lu mit."

„Okay."

„Shali! Bitte... hör doch endlich einmal auf mich!"

„Ace, Shali und Azu sind schon weg", grinste Thatch, während ich nur noch zwei Umrisse wahr nahm und dann von meiner Mutter gepackt und über das Wasser zurück zum Schiff getragen wurde, wo ich dann erschöpft an Deck zwischen ihr und Azu einschlief.

Feuer und Wasser 3.0 (OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt