Hin und Her gerissen

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Wenn man einen Tag als den emotional verwirrendsten bezeichnen konnte, dann war es definitiv dieser. Schon wieder weinte ich, schon wieder gingen meine Gefühle mit mir durch, aber dieses Mal nicht unbedingt vor Freude.

Allein saß ich an der Steilklippe die mir Atu vor gerade mal ein paar Stunden erst gezeigt hatte und hing meinen Gedanken nach. Nachdem meine Eltern mir offenbart hatten, dass sie schon seit mehreren Wochen mit Marco und Azu im Austausch standen, damit sie uns abholen würden und wir aufs Meer zurückkehren konnten. Und nachdem ich erfahren hatte, dass wir in spätestens 10 Tagen Foosha endgültig verlassen würde, hatte ich mich losgerissen und war nach draußen gestürmt. Zuerst hörte ich Mama noch hinter mir herlaufen, doch dann teleportierte ich mich einfach weg, sodass ich sicher sein konnte, dass mir niemand folgen würde.

Es war nicht unbedingt der Gedanke zurück auf die Moby Dick zu gehen, aber was war mit all den Menschen, die wir hier kennengelernt hatten. Mit Atu, Makino, Dadan und den anderen? Waren ihnen die Gefühle der anderen so egal? Dadan wäre am Boden, wenn sie Ace das zweite Mal verlieren würde und Atu... er würde nie wieder auch nur ein Wort mit mir reden.

Allein bei dem Gedanken spürte ich eine Übelkeit in mir aufsteigen. Dabei war er doch mein bester Freund, was sollte ich denn nur ohne ihn machen? Was mich aber am meisten störte, war die Selbstverständlichkeit, mit der mir diese Info mitgeteilt wurde. Normalerweise waren wir ein Team. 3 Leute, die niemand so schnell auseinanderreißen konnte. Doch in diesem Punkt hatten sie einfach über meinen Kopf hinweg entschieden, haben mich und meine Gefühle dabei ignoriert und mich auf eine gewisse Art und Weise hintergangen. Ich wusste, dass es etwas hart war, so zu denken, aber ich konnte nichts dagegen tun, dass es sich genauso anfühlte.

Ich wusste nicht mehr wie lange ich schon im Gras saß und meine Beine den Abhang hinunter baumeln ließ, aber irgendwann begann ich etwas zu frieren, während ich inzwischen zu müde war um noch klar denken zu können, geschweige denn Lust hatte zu weinen. Wenn ich so weitermachte, dann würde aus mir nie eine gute und tapfere Kämpferin werden.

„Lu?" Atu strauchelte und entfernte die letzten Blätter aus seinen Haaren als er sich plötzlich auf mich zubewegte. „Wusste ich es doch, dass ich dich hier finde. Hab ich nicht gesagt, dass er dir gefallen würde?"

„Das hast du", sagte ich müde.

Wortlos ließ er sich neben mich ins Gras fallen, streckte Arme und Beine aus und blickte dann gen Himmel, wo eine dunkle Wolke gerade die Sicht auf den wunderschönen Sternenhimmel vermied.

„Wieso bist du davongelaufen?"

„Das geht dich nichts an..." Unkontrollierterweise klang meine Stimme knurrender als beabsichtigt, doch Atu ließ sich davon nicht einschüchtern.

„Ich finde schon, dass es mich etwas angeht, wenn meine beste Freundin von nun an das Leben führt, zu dem ich nie im Stande sein werde." Er richtete sich auf und ließ seine Hand durch das grüne Gras schweifen.

„Warum freust du dich nicht, Lu? Wie oft hast du mir schon gesagt, dass du diesen Thatch und die anderen vermisst und wie toll es war auf dem Meer zu sein? Wieso bist du auf einmal so gegen die Entscheidung deiner Eltern?"

„Weil... na weil..." Ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen schoss, wusste nicht so Recht wie ich es sagen sollte, doch Atu gab keine Ruhe.

„Was wird dann aus dir? Und Oma Dadan?"

„Mach dir um mich mal keine Sorgen." Mein bester Freund begann aus vollem Hals zu lachen, während er mich an sich riss und mir freundschaftlich durch die Haare wuschelte.

„Lass das!" Wütend entriss ich mich, wurde daraufhin aber direkt wieder ernst.

„Atu, was ist, wenn wir uns nie wiedersehen?"

Feuer und Wasser 3.0 (OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt