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Nyxana steht an der Haustür und wartet, bis Cherry und Paolo raus kommen, während Ricardo den Wagen wendet.

Sie summt leise ein Lied und blickt in den Himmel. Ganz sanft bewegt sie sich zu der Musik in ihrem Kopf und genießt die letzten Sonnenstrahlen, die sich noch zwischen den hohen Gebäuden durchkämpfen.

Ricardo beobachtet sie und automatisch festigt sich sein Griff um das Lenkrad als eine Gruppe junger Männer an ihr vorbei geht und sie alle kurz stehen bleiben um sie zu betrachten, sie dann ansprechen. Sie schaut verwirrt zu den vier Kerlen, die wie ausgehungert unten an der Treppe stehen.

,,Wie bitte?" kann er sie fragen hören, als er sein Fenster ein Stück hinunter fährt. ,,Wieso du hier so aufgedonnert stehst?" ihr Lächeln wird unehrlich, dass kann er sehen. ,,Ich wüsste nicht, was euch das angeht." innerlich freut Ricardo sich über ihren schnippischen Tonfall.

,,Willst du noch ausgehen? Sonst komm doch mit uns mit." sie lacht kurz. ,,Sorry, Jungs. Meine Mama sagt ich soll nicht mit Fremden mitgehen..." sie zieht einen frechen Schmollmund.

,,Ach, wir können uns doch noch kennenlernen." sagt nun der Linke, der eh schon mehr gafft als der Rest. ,,Nein, kein Bedarf. Mein Freund würde das sicher nicht gutheißen." sie geht die Treppe hinunter und zwischen den Kerlen vorbei, da greift einer sie am Arm. Und die anderen lachen. Panik steigt in ihr auf. Sie kann das nicht. Nicht schon wieder.

,,Jetzt sei doch nicht so zickig. Wir haben nur höflich gefragt." sie starrt die Hand des Kerles an, der ihren Arm fest umklammert. ,,Jede Frau die es auch nur in Erwägung zieht sich mit euch Primaten abzugeben hat wohl mehr als ein mal einen Kurzschluss im Hirn gehabt. Und wenn du mich jetzt nicht loslässt, bekommst du mächtige Probleme..." so stark wie ihre Stimme war, fühlt sie sich leider nicht. Sie ist allein, die zu viert. Sie hat keine Chance und sollte ihren Mund lieber halten.

,,Oh, von wem denn? Deinem kleinen Freund?" die Männer lachen. ,,Ganz genau." Ricardos tiefe und raue Stimme lässt sie zusammenzucken. ,,Ich glaube sie hat gesagt, dass du sie loslassen sollst." drei der vier Kerle machen einen Schritt zurück, während der andere den Arm von Nyxana zögerlich frei gibt.

Sie geht zu Ricardo, der einen Schritt vor sie macht und die Angst in den Augen von dem Kerl genüsslich aufsaugt. ,,Männer wie du ekeln mich an. Männer, die der Meinung sind, dass ein Nein nicht genügt. Ich rate dir und deinen Freunden jetzt zu verschwinden. Und wenn ich mitbekommen sollte, dass solch eine Aktion noch einmal passiert, dann wirst du mich nicht mehr so nett und zuvorkommend erleben. Meine Augen sind überall, glaub mir."

Grummelnd verschwinden die Männer die Straße runter während Ricardo sich wieder zu Nyxana dreht. ,,Ich habe mit dir alle Hände voll zu tun, nicht wahr?" sie lächelt so zuckersüß, dass sein Herz ganz schwer wird. ,,Dankeschön." sie legt einen Arm um seinen Nacken und zieht ihn zu einem sanften Kuss hinunter. ,,Dein Freund also, ja?"

Sie beißt sich auf die Unterlippe. ,,Das hast du gehört?" er nickt. ,,Ich dachte nur, dass..." beginnt sie doch er unterbricht sie. ,,Freund gefällt mir." ihre Augen leuchten auf und ihre Lippen ziehen sich zu einem glücklichen Lächeln. ,,Wirklich?" er nickt.

,,Hallöchen ihr zwei." Nyxana zuckt zusammen als Cherrys Stimme ihren Moment zerstört. Also dreht sie sich zu ihr und mustert ihre beste Freundin, die einfach nur fantastisch in dem schlichten schwarzen aussieht. ,,Wow! Cherry, du bist wunderschön!" nachdem Cherry und Paolo die Treppe hinunter gegangen sind, dreht sie sich einmal um sich selbst. ,,Danke! Aber sieh dich mal an! Ich freue mich, dass du dich für das Kleid entschieden hast."

Sie umarmen sich und geben einander einen Kuss auf die Wange. ,,Und du bist also Ricardo... Das letzte mal habe ich dich etwas verschwommen gesehen..." Cherry betrachtet ihn von oben bis unten. ,,Ja, wird wohl so sein." Nyxana steht nervös neben Ricardo der die Blicke von Cherry geduldig über sich ergehen lässt.

,,Und das ist Paolo, ihr Verlobter." wirft Nyxana nun ein, da sie die Stille nicht leiden kann. ,,Hallo." Paolo reicht ihm die Hand. Einen Moment sehen sie sich an bis sich in beiden Ausdrücken etwas verändert. Paolo spricht als erster weiter.

,,Mucho tiempo sin verte." Ricardo nickt leicht. ,,Así es." der erste Gesichtsausdruck verschwindet bei beiden, sie beginnen zu lachen und umarmen sich fröhlich. Nyxana und Cherry sehen sich verwirrt an. Was ist hier los? Sie kannten sich?

,,Ähm, Entschuldigung?" unterbricht Cherry die beiden, die sich auf spanisch unterhalten. ,,Ihr kennt euch?" Paolo nickt und legt überglücklich einen Arm um Ricardos Schultern, was unbequem aussieht, da Ricardo ein gutes Stück größer ist als er.

,,Ja! Wir haben früher in der selben Stadt gelebt. Mein Vater war der Gärtner von seinem Stiefvater und wir haben immer zusammen gespielt. Als Ricardo dann älter wurde, hat er mich mit auf Partys genommen. Mann, ich dachte du bist zurück nach Kolumbien gegangen."

Nyx sieht etwas verwirrt zu Ricardo. Kolumbien? Sagte er nicht was von Barcelona? Doch sie sagt nichts. Sie weiß, dass er Geheimnisse hat aber wenn sie ehrlich zu sich ist, will sie sie nicht wissen. Sie will nicht wissen, in was für illegale Dinge er verwickelt ist, denn dann würde sie Abstand halten müssen.

Ihr Herz verkraftet nicht noch einmal jemanden der ihr weh tut. Er sollte eigentlich jemand sein, vor dem sie angst hat. Den Kontrollverlust den er beim Sex hat, sollte sie von ihm weg treiben. Aber zieht es sie nur noch mehr an. Wieso fühlt sie sich von gefährlichen Männern nur so angezogen?

,,Nein, wir waren in L.A. meine Familie ging dann nach New York und ich blieb da." Palolo lacht glücklich und zieht ihn noch einmal in eine Umarmung, was Ricardo langsam etwas unangenehm zu werden scheint.

So viel körperliche nähe, wenn es nicht gerade Sex ist, ist im Normalfall nicht so sein Ding. Außer bei Nyxana, die wenn sie ihn berührt, sein Herz schneller schlagen lässt und kleine heiße Blitze durch seine Haut jagt.

Im Auto war die Stimmung entspannt. Es wurde nicht sehr viel geredet, eher mehr unter den Paaren als in der Gruppe, aber dennoch war es nicht unangenehm. Im Restaurant war es zu Anfang etwas still. Jeder war damit beschäftigt sich etwas zu Essen auszusuchen.

Cherry hat ihre beste Freundin die ganze Zeit beobachtet. Ricardo legte immer wieder seine Hand auf ihr Bein oder Nyxana ihre auf die seine, die auf dem Tisch lag. Er sagte etwas über einen Wein, was sie zum Lachen brachte und ihn dazu veranlasste, ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken.

Also nach etwas Spaß sieht das jedenfalls nicht mehr aus. Die beiden sind bis über beide Ohren ineinander verliebt. Ihre Freundin so entspannt mit einem Mann zu sehen gefällt ihr sehr gut. Eine Zeit lang hatte Cherry schon befürchtet, dass Nyx sich nie mehr auf einen Mann einlassen wird.

Ihre Wunden sind noch immer so tief, dass eine schnelle Bewegung von Ricardo ausreicht um sie zusammenzucken zu lassen. Aber das ist nicht nur bei ihm so, das gleiche passiert auch wenn Cherry plötzlich ansteht oder unerwartet nach etwas in Nyxanas Nähe greift.

Ricardo scheint all das aber zu bemerken, denn jedes Mal wenn sie, und das wirklich unmerklich, zusammenzuckt, zieht er leicht seine Augenbrauen zusammen oder legt eine Hand an sie um sie etwas zu beruhigen.

Hatte Nyx ihm von Xander erzählt? Cherry ist sich nicht sicher ob man Ricardo wirklich vertrauen kann. Seine Antworten auf Fragen zu ihm sind kurz und verraten nicht zu viel. Er achtet stets darauf was er preis gibt und hat immer die Umgebung im Blick.

Er hat so ein tiefes Geheimnis, dass kann Cherry spüren. Doch scheint er Nyxana gut zu behandeln also schiebt sie ihre Meinung zu ihm beiseite. Immerhin kommt es nicht oft vor, dass Nyx sich bei einem Kerl so fallen lässt und die Kontrolle vollkommen in seine Hände legt.

Dennoch wird Cherry versuchen ihm heute Abend auf den Zahn zu fühlen. Immerhin ist es ihre Aufgabe auf Nyx zu achten und sie zu beschützen.

toxic.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt