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"Wir sind da.", riss mich eine der Frauen aus meinen Gedanken. Über die letzten Stunden, so war es mir zumindest vorgekommen, waren wir sicher hunderte von Kilometern geflogen und ich, man mag es glauben oder nicht, hatte mich beruhigt und sogar begonnen die Aussicht zu genießen, als wir über das satte Grün der Wiesen geglitten waren, als wir den nadeligen Geruch der Tannen wahr genommen hatten. Und als wir diese andere und doch so gleiche Welt überflogen hatten, mit all ihren kleinen Wundern und großen Bauten. 

Und dennoch war ich nicht auf das Bild vorbereitet gewesen, dass sich mir nun hier gerade bot. Zu meinen Füßen erstreckte sich, Meter um Meter eine Stadt, so groß, dass ich bezweifelte, dass es eine solche in meiner Zeit gegeben hätte. Die zumeist breiten Straßen, es hätten locker mehrere Lastkraftwagen aneinander vorbei gepasst, schlängelten sich mehr oder minder gradlinig um jeweils eine Grünfläche herum. Auf dieser Grünfläche stand dann wiederum ein quadratischer weiser Klotz, manchmal auch zwei oder drei, die dann irgendwie durch eine Art Gang miteinander verbunden zu sein schienen. In deren Mitte aber immer ein Loch war, dass weder von einem Dach, noch von einem Sonnensegel bedeckt wurde. Es erinnerte mich doch sehr an die Atrien, die es damals im frühen Rom gegeben hatte. Mit ihren pompösen Brunnen in der Mitte. Überall standen große Bäume, die sanften Schatten spendeten und Pflanzen mit leuchtenden Blumen, die sich um alles Rankten, was sie zu fassen bekamen und dabei ein so romantisches Flair verbreiteten, dass selbst die malerischen Städte in Italien nicht damit hätten mithalten können. Farben sprießten aus allen Ecken und Enden des vielseitigen Grüns und bildeten einen willkommenen Kontrast zu den weißen Häusern. 

Mittlerweile waren wir so tief gesunken, das wir nur noch knapp über dem Boden schwebten. Zu meinem Erstaunen waren die hellen Straßen nicht aus hellem Kies, wie ich es vermutet hatte, sondern aus Gras. Aus Graß im Beige-Ton, genauso gut hätte es aber auch eine neue Form von Gold sein können. In dieser Welt schien ja alles Möglich zu sein. Wie gerne hätte ich jetzt diesem Boden berührt. Wenn er sich genauso gut anfühlte, wie er aussah, dann musste man hier wie auf Wolken gehen. Nicht, dass ich schon jemals auf Wolken gelaufen wäre, aber naja, man kannte ja diese Redewendung. Im Gedanken rollte ich die Augen über mich selbst, ließ dann aber meinen Blick weiter schweifen. Erst jetzt sah ich, dass es hier vor Menschen nur so wimmelte. Nein, Menschen wäre sicherlich zu viel gesagt. Es waren etliche und dutzende und tausende dieser Wesen, wie die von denen ich hierher gebracht worden war. Sie waren groß, klein, dick und auch schlank. Einige gingen zu Fuß, andere Schwebten vor sich hin. Manche hatten leuchtende Flügel in den verschiedensten Formen. Andere glitzerten munter vor sich hin. Da, der, hatte beides. Seine Flügel erinnerten mich ein wenig an eine gradlinige Konstruktion und doch glitzerte sein gesamter Körper in einem blau, das mich an die tiefste Stelle eines Meeres erinnerte. Ob er einer der Bösen war? Schließlich kannte man das ja so aus den Filmen und so, dass die Dunklen immer die Bösen waren, oder nicht.

"Edward!", rief eine der Frauen und das Wesen drehte sich zu uns um. Mir stockte der Atem. Seine Augen waren so Blau wie sein Schimmer und verdammt nochmal, ich würde mich in ihnen verlieren können.

"Hey, Aurora, oh, hey alle zusammen.", grüßte das, männliche Wesen, nachdem der erste Anflug von Überraschung verflogen war. Selbst als er seine Hand zur Begrüßung hob, war jede seiner Bewegungen eine einzige geschmeidige Bewegung. Ich war so gebannt von seiner "Erscheinung", dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass er auf uns zugeschritten war und nun direkt vor mir stand sich leicht zu mir herunter beugte und mich fragend anstarrte? Etwas benommen schüttelte ich den Kopf, um wieder zu Sinnen zu kommen.

"Entschuldigen Sie, haben Sie gerade etwas gesagt?", fragte ich, noch während ich versuchte den plötzlich in meinem Kopf aufgezogenen Nebel etwas zu vertreiben. Täuschte ich mich, oder funkelten seine Augen amüsiert?

Von Zeit zu Zeit ist doch die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt