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Sonja drehte sich noch einmal vor dem Spiegel, das Kleid das sie trug war erstaunlich leicht, nicht so schwer wie sie es sich vorgestellt hatte. Es hatte einen schönen, aber recht tiefen Ausschnitt, der ihre Brüste sehr stark zur Geltung brachte. Direkt unter ihrer Brust, war das Kleid zusammengenommen worden und fiel von da an leicht auseinandergehend zu Boden. Die Ärmel bestanden aus hauchdünnem Stoff, der ihr nur bis etwa zu den Ellebogen reichte und so luftig war, dass man hätte meinen können es wären Tücher die dort herunter hingen. Aus dem selben leichten Stoff war eine leichte Scherpe auf das Kleid gehaucht worden, welche an der Verengung unter ihrer Brust, mittig, ihren Anfang und ihr Ende nahm. In leichten Wellen spielte es um ihre Hüften. Wie sie gesehen hatte, glichen alle Kleider sich im Schnitt, nur die Details waren anders. Und die Farbe. Dieses hier war Rot. Nicht nur ein bisschen, oder ein Hauch von, sondern richtig knallrot!

"Bist du dir sicher Magda...?", setzte Sonja zum letzten Versuch an, Magda zu überreden ihr ein anderes, nicht ganz so auffälliges Kleid zu geben, doch die blockte mit strahlenden Augen ab.

"Ach was, nein, nein, zauberhaft, wunderschön, der Lord wird begeistert sein!"

Sonja riss die Augen überrascht auf und drehte sich mit einem Ruck um. Ein Lord? Sie sollte einem Lord gegenübertreten? Das ging doch nicht. Plötzlich wurde ihr ganz mulmig zumute. Nicht nur das Kleid machte ihr Sorgen, sondern auch der Hauch von Nichts darunter. So konnte sie unmöglich vor einen Mann treten!

"Schaut mich doch nicht so an Lady, meint ihr, wir verbringen Stunden im Bad und mit der Pflege aus Spaß an der Freude? Noch ein paar Kleinigkeiten und ihr könnt runter gehen."

Ohne weiter auf sie einzugehen, drehte sie sich zum Schminktisch um und kramte in einer Schublade. Als sie sich wieder zu Sonja herumdrehte hatte sie mehrere goldene Armreifen und eine wunderschöne Kette, ebenfalls aus dem kostbaren Material in der Hand und legte sie ihr an.

"Wer ist euer Lord?" Sonja wollte ungerne unvorbereitet in ein Gespräch gehen, doch Magda grinste nur wissend und sagte:"Er wird euch gefallen! Da bin ich mir sicher."

Dann machten sie sich auf den Weg nach unten, in die große Halle, um mit den Herren, wer auch immer sie sein mochten, zu Speisen. Bevor sie jedoch die Treppe zur großen Halle hinabstiegen, hielt Magda noch vor einem Spiegel an und richtete, zu Sonjas erstaunen nicht nur ihre Frisur, sonder auch ihre Oberweite. Sie sagte nichts, doch sie nahm sich vor in Zukunft darauf zu achten, für wen oder was Magda das tat. 

Liroy musste sich wirklich beherrschen um nicht die Kontrolle über seine Gedanken zu verlieren. Seit er im Bad gewesen war, tauchten immer wieder die Bilder vor seinem inneren Auge auf. Die Bilder von ihr, wie sie sich vor ihm räkelte und streckte und wie sie ihn, unwissend, berührte, an seiner empfindlichsten Stelle. Beherrsch dich, schimpfte er sich selbst, denn er konnte seine Erregung schon wieder aufkeimen spüren. Etwas beschämt über diese Reaktion wurde er leicht rot im Gesicht, hoffend, dass keiner das bemerkte, schaute er sich um und entdeckte das Raven, sein oberster Sicherheitsmann und engster Vertrauter ihn verschmitzt und wissend anlächelte. Er wollte gerade seinem Missmut Ausdruck verleihen, als die Gesichtszüge seines Freundes, sowie seine Haltung sich veränderten. Nun war es an Liroy wissend zu grinsen. Ob Raven wusste, wie er sich merklich versteifte, wenn sie in der Nähe war? Nicht weiter interessiert, aber um sich selbst zu bestätigen drehte er sich um und sah die Treppe hinauf, und ja da war sie, klein und zierlich aber mit einer üppigen Oberweite, welche durch diese neu in Mode geratenen Kleider, sehr zur Freude der männlichen Mitglieder der Gesellschaft, noch mehr zur Geltung kam, und jedem den Verstand raubten. Ja, sein Freund hatte geschmack, dass musste er ihm schon zugestehen. Er seufzte tief. Schade, dass er keine Wahl hatte und dieses Weibsbild heiraten musste. Ganz in Gedanken versunken merkte er nicht wie Raven an seine Seite getreten war. Dieser stieß ihn jetzt leicht mit dem Ellebogen an und deutete mit einer Bewegung des Kopfes erneut auf die Treppe. Doch was dann geschah hätte keiner Vorraussehen können. 

Schüchtern und mit vor Aufregung geröteten Wangen stand Sonja am Treppenabsatz und schaute sich interessiert um. Die Halle war, wie der Rest des Schlosses aus dicken Steinen gemauert, und an drei der vier Wände mit Holz vertäfelt. der Boden war ebenfalls aus Holz und war auf Hochglanz poliert worden. An den Wänden hingen große Gemälde, von eindrucksvollen Männern und wunderschönen Frauen. Ob das Bilder seiner Vorfahren waren? Ihr Blick streifte die Decke, an der ein pompöser Kronleuchter hing, der mehr als nur ein Vermögen gekostet haben musste. Das Licht der Kerzen wurde in den Tausenden und abertausenden der präzise geschliffenen Glasteilchen gebrochen und warf wunderschöne Farben an die Wände. Sie richtete ihren Blick auf die vor ihr liegende Treppe. Sie war aus Stein, massiv, aber auf ihre Art ästhetisch. Langsam ließ sie ihren Blick hinunter in die Halle wandern, während sie andächtig jede Stufe einzeln nahm, um ja in dem ungewohnten Kleid und den noch ungewohnteren, aber dazu passenden Schuhen nicht hin zu fallen. Dort war der Blonde, der vorhin nach dem Feuer geschaut hatte. Erstaunt, aber erleichtert, stellte sie jedoch fest, dass er nicht zu ihr schaute, sondern, nun folgte sie seinem Blick, Magda mit Blicken verschlang. Magda, sie ging einige Schritte vor ihr, hatte die Augen sittsam zum Boden gesenkt und bekam davon offensichtlich nichts mit. Zufrieden über sich selbst, sie schien den Grund für Magdas Aufregung schon gefunden zu haben, und belustigt darüber, musste sie leicht lächeln. Wie schön musste das sein, wenn die Liebe erwidert wurde, von der Person die man begehrte. Sie nahm sich vor, mal mit Magda darüber zu reden, denn wenn es eines gab, was Sonja liebte, waren es romantische Geschichten. Erst jetzt bemerkte sie den Herrn neben Magdas Angebetetem. Er war etwas größer als der Andere und hatte... einen hochroten Kopf?! In Comics wäre das mit Sicherheit ein Bild gewesen, bei dem Dampf aus Nase und Ohren gekommen wäre, so wütend schien er zu sein. Selbst auf diese Entfernung konnte sie die Halsschlagadern vor Anspannung und Wut pulsieren sehen. Sonja hielt mitten im Schritt inne und riss erstaunt und verängstigt die Augen auf. Ihr war plötzlich gar nicht mehr Wohl zumute. Schon gar nicht, als eben dieser Mann sich, wie von der Terantel gestochen aus der Menge löste und ungebremst auf sie zugerast kam. Sie wollte schreien, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Nervös Blickte sie sich nach allen Seiten um und suchte panisch etwas, hinter dem sie sich verstecken konnte, doch er war schon dabei die Treppen hinauf zu stapfen. Nun konnte sie deutlich erkennen wie sauer er war und bei Gott sie wollte ihm jetzt nicht gegenüber stehen. Sie merkte, wie sie am ganzen Körper anfing zu zittern. Magda, drehte sich verwundert zu ihr um und lies sofort ihren Kopf herum schnellen, zum Zentrum von Sonjas angsteinflösendem Aufmerksamkeitszentrum. Erschrocken ließ sie einen Schrei entfahren, der nun auch Raven in die Wirklichkeit zurückholte. Mit geübtem Blick erfasste er die heickle Situation und stürmte los, um sich Liroy zu schnappen, der schon die Treppen zu seiner Lady emporstieg. Grade als dieser seinen Arm nach der nun vor Angst zusammengekauerten Lady ausstrecken wollte packte Raven ihn von hinten und blockte ihn.

"Lass mich los!!!! Was fällt dir ein?" Liroy war außer sich und wehrte sich mit Allem was er hatte. 

"Was ist in dich gefahren? Beruhige dich!" Raven hatte wirklich alle Mühe ihn fest zu halten. Durch die ihr bekannte Stimme aus der Starre gelöst blickte Sonja vorsichtig auf. Ohne auf irgendwas oder irgendwen zu warten warf sie noch einen Blick auf den Fremden und rannte dann auf zitrigen Beinen wieder zurück, insgeheim hoffend, dass sie sich den Weg richtig gemerkt hatte. Ihr Herz schien sein Zentrum in ihrem Kopf zu haben, so heftig pulsierte es, ihr Atem erinnerte eher an einen gerade Ertrinkenden, der seine letzten Atemzüge nimmt, bevor er entgültig untergeht. Sonjas einziger Gedanke war: Weg!!! Schnell weg!

Von Zeit zu Zeit ist doch die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt