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Klavierklänge hallten durch das ganze Schloß und luden jeden, der dieses betrat zum Tanzen ein. Fröhlichkeit und Gelächter klang durch die Luft begleitet, von den errötenden Wangen der Damen und den unauffäligen Räuspern der Männer, die versuchten auf sich aufmerksam zu machen.

Nur zwei der Herren schienen sich nicht wirklich an diesem kleinen Spiel beteiligen zu wollen. Einsam standen sie am Sockel der Treppe, blickten sich immer wieder um. Fast schon wirkten sie wie zwei nervöse Kinder, die im Begriff standen ihren Geburtstag zu feiern, sich dabei aber nicht besonders wohl fühlten.

Wieder und wieder drehten sie die Köpfe zur Treppe herum. Als hätten sie sich abgesprochen, wechselten sie sich immer dabei ab. Ein seltsames Zusammenspiel der ungleichen Männer war das, was sich nur den aufmerksamen Blicken offenbarte. Der Eine so der andere so und doch gab es eine undurchdringliche Verbindung zwischen ihnen. Eine Verbindung, wie sie stärker nicht hätte sein können. Eine Verbindung, die aus mehr als nur einem Aspekt bestand und wahrscheinlich niemals gelöst werden würde. Eine Verbindung, die man im Heute der normalen Welt als Freundschaft bezeichnen würde. Die Männer, die diese besondere Verbindung zueinander teilten, die diese Verbindung über Jahre, nein, Jahrzehnte, nein, ihr ganzes Leben lang gepflegt und erarbeitet hatten waren Liroy und seine rechte Hand Raven.

Gerade als Liroy sich wieder nach der Treppe umdrehte fiel sein Blick auf die zierliche kleine Gestalt, die nun in einem Hauch von Nacht anmutig die Treppe herunter kam. Liroy musste grinsen, drehte sich wieder um und räusperte sich. Wie gewünscht und beabsichtigt lenkte dieses Räuspern Ravens Aufmerksamkeit erst auf Liroy und dann auf die elfenhafte Erscheinung hinter ihm.

Es war ein magischer Moment, den nur diese beiden Menschen erleben durften. Ein Aussenstehender wie Liroy vermochte nur zu erahnen, was gerade in dem versteinerten Raven vor sich ging, als die Person, in die er schon seid Ewigkeiten heimlich verliebt war in dem nachthimmelblauen Kleid die Treppe hinab schwebte. Wie Sterne leuchteten winzig kleine Punkte auf den in luftig, leicht fallenden Stoffen. Ihre Scherpe so zart wie eine Federwolke. Den Kopf ehrfürchtig gesenkt war sie an die beiden Männer herangetreten und bekundete beiden mit einem tiefen Knicks ihren Respekt.

"Meine Herren...", wollte Magda ansetzen, wurde aber prompt von Liroy unterbrochen.

"Schon gut Magda, schon gut. Komm bitte wieder hoch," grinste er. Wie durchschaubar doch sein Freund war, wenn es um seine heimliche Liebe ging. Magdas traumhaftes Erscheinen hatte, nicht zuletzt durch die tausenden und abertausenden von funkelnden Sternen in ihren aufgestekten roten Locken, aufsehen erregt. Raven, der sich, nur unter sehr, sehr viel Selbstbeherrschung wieder in den Griff bekommen hatte, hatte schon wieder diesen Gesichtsausdruck aufgelegt, der immer zutage trat, wenn er, er würde es sicherlich nie zugeben, eifersüchtig wurde. Als hätte er Angst davor, dass ihm jemand seine geliebte Magda, am Besten noch vor seiner Nase, wegschnappen, ja gar klauen könnte. Spätestens als sie sich verbäugt hatte, vor ihnen, hatte Liroy Raven in seinen Gedanken böse Schimpfwörter knurren hören, die allesamt den männlichen Gästen galten, die es wagten seine schöne, liebliche Magda ins Visier zu nehmen oder eher das, was sie von sich preis gab, als sie sich verneigte.

Plötzlich viel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er hatte Ravens Gedanken gehört! Das konnte ja dann nur eines Bedeuten. Er lenkte seine ganze Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Sache. Bündelte alle Gedanken, in der Hoffnung ihre Präsenz in seiner Nähe auszumachen, ohne sich großartig um zu schauen und tatsächlich spürte er dieses angenehme Kribbeln und drehte langsam den Kopf in die Richtung aus der er sie wahrnahn. Zur Treppe.

Von Zeit zu Zeit ist doch die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt