Andalusien

50 2 0
                                    

POV: Bastian
„Heyja! Los kommt!" rief ich den Wildpferden der Herde zu. Ich ritt auf Calima, die Leitstute der Herde, und lockte so die Wildpferde zu unserem Hof. Dort war unser Bunker, da in Andalusien zur Zeit Krieg herrschte. „Bastian! Komm, die Bomben kommen!" rief mir meine Mutter auf spanisch zu. Ich nickte ihr zu und änderte leicht die Richtung. Mit Calima ritt ich in den Bunker und die Herde folgte. Schon waren alle Pferde sicher. Man hörte die Bomben über uns einschlagen. Die Pferde wurden unruhig und ich ging zu der Herde, um sie zu beruhigen. An Calima angelehnt schlief ich ein.

Von einer Hand an der Schulter gerüttelt würde ich geweckt. „Was ist los?" fragte ich meine Mutter verschlafen auf spanisch. „Du musst hier weg." flüsterte sie auf spanisch. „Warum?" fragte ich auf spanisch. „Es ist hier nicht mehr sicher." antwortete sie auf spanisch. Ich nickte und blickte zu Calima. Sie schaute zu mir zurück. Sie war einverstanden mit der Flucht. „Dann los." sagte ich auf spanisch. Natürlich war ich traurig, meine Heimat verlassen zu müssen, aber es ging nicht anders. Da kam mein Vater mit einem Rucksack, Satteltaschen, einem Sattel und Zaumzeug zu uns und überreichte mir das alles. Ich ritt ungern mit Sattel und Zaumzeug. „Muss das?" fragte ich auf spanisch. „Ja, das muss." antwortete mein Vater auf spanisch. Ich seufzte und sattelte Calima. „Tut mir leid, aber wir müssen so reiten." flüsterte ich ihr auf deutsch zu. „Was wird jetzt eigentlich mit den Wildpferden?" fragte ich auf spanisch an meinen Vater gewandt. „Ich hab bei einem anderen Gestüt angerufen. Die Wildpferde können dort wild leben. Das Gestüt liegt direkt auf dem Weg und du kannst sie hinbringen." antwortete er auf spanisch. Ich nickte. Sie könnten also weiterhin wild und frei leben.

Endlich war ich bei dem Gestüt und hatte die Pferde dort frei gelassen. Der Besitzer des Gestüts wusste von den Pferden und versprach mir, dass es ihnen gut gehen würde. Ich war beruhigt und ritt weiter zum Hafen Andalusiens. Von dort sollte ich mit der Fähre rüber nach Europa fahren. Am Hafen kam die Fähre gerade an und ich stieg ab. Calima musste ich führen. Erst wollte der Fährmann uns nicht auf die Fähre lassen, gab aber dann doch nach und so standen wir wenig später auf der Fähre. Ich wusste, dass ich Andalusien vermissen würde. Aber da, wo ich dann in Deutschland lebte, waren auch Pferde: Meine Großeltern hatten einen Pferdehof. Auf der Fähre sattelte ich Calima ab und zusammen legten wir uns auf eine Decke. Es war ein weiter Weg nach Deutschland. Für diesen werden wir viel Kraft brauchen.

Kurz bevor wir mit der Fähre anlegten, sattelte ich Calima wieder und nahm die Zügel in die Hand, um sie zu führen. Die Fähre legte schließlich an und ich führte Calima von der Fähre runter. Nun waren wir irgendwo in Europa. Aber wie sollen wir jetzt zum Pferdehof meiner Großeltern kommen? Calima wieherte und zupfte an meinem Rucksack. Die Karte! Die hatte ich vollkommen vergessen! Ich holte sie aus dem Rucksack und faltete sie auseinander. So fand ich schnell einen Weg, stieg auf und ritt los.

Nach vielen Stunden reiten war ich irgendwo in der Nähe von Deutschland. Es war wohl nicht mehr weit bis zum Pferdehof meiner Großeltern. Aber Calima und ich waren müde und mussten dringend schlafen. Aufmerksam sah ich mich um. Vor uns war ein Wald, in den wir reiten konnten. Das taten wir auch. Im Wald sah es recht gemütlich aus für einen Wald. Ich sattelte Calima ab und gemeinsam legten wir uns hin. Ich zog eine Decke über mich und kuschelte mich an Calima.

Am nächsten Morgen waren wir schon früh wach und ich sattelte Calima schnell und fütterte sie. Danach stieg ich auf und ritt los. Während dem reiten frühstückte ich und beobachtete meine Umgebung. Ich musste zwar noch lange reiten, aber ich glaubte, dass ich heute Abend da sein werde. Sicher war ich mir aber nicht.

Wie ich es mir gedacht hatte: Am Abend war ich endlich da. Ich ritt mit Calima gerade auf den Hof des Pferdehofes, als eine alt aussehende Frau aus einem der Häuser kam. Ich schätzte, dass das meine Großmutter war. Meine Großeltern hatte ich halt noch nie so richtig gesehen. Demnach wusste ich auch nicht, wie sie aus sahen. „Bastian!" rief sie und kam auf mich zu. Jetzt war ich mir sicher: Sie war meine Großmutter. „Hey Oma." sagte ich etwas unsicher. Wir umarmten uns. „Schön das du hier bist." sagte sie. „Ich freu mich auch." meinte ich. „Komm, wir bringen Calima auf die Weide und dann zeig ich dir dein Zimmer." schlug sie vor und ich nickte zustimmend. Ob es hier schön wird? „Stegi! Komm her!" rief meine Großmutter. Ein blonder Junge in meinem Alter kam auf uns zu. „Hi. Ich bin Stegi. Wer bist du?" stellte er sich vor. „Bastian." antwortete ich schüchtern. „Hi Bastian. Bist du neu hier? Ach. Ich hab dich nie gesehen. Natürlich bist du neu. Kannst du gut reiten? Sollen wir mal was zusammen machen?" redete Stegi ohne Punkt und Komma. „Redest du immer so viel?" fragte ich auf spanisch. Verwirrt sah er mich an. „Redest du immer so viel." wiederholte ich auf Deutsch. „Ja, tu ich. Aber wie viele Sprachen kannst du bitte sprechen?" antwortete er. „Drei. Deutsch, Englisch und spanisch." sagte ich. „Wow. Woher kommst du?" wollte er wissen, während er schon in Richtung Weide lief. „Andalusien. Und du?" antwortete ich. Überrascht sah er mich an. „Du kommst aus Andalusien? Warum kannst du dann so gut Deutsch sprechen?" fragte er weiter. „Meine Mutter und mein Vater haben mir Englisch und Deutsch beigebracht. Außerdem bin ich ein Sprachentalent und kann in kurzer Zeit eine Sprache lernen. Andere brauchen dafür Jahre, ich nicht. Meine Muttersprache aber ist spanisch." erklärte ich. „Interessant." meinte Stegi nur. Ich glaubte, er brauchte eine Weile, um alles zu verstehen. Aber das verstand ich. Es war wirklich viel auf einmal. Erst auf der Weide redete er wieder mit mir. Ich hatte die Ruhe genossen. „Was machst du eigentlich hier?" fragte Stegi. „In Spanien gibt es Krieg und es war nicht mehr sicher bei uns. Also bin ich mit Calima hier hin geflüchtet. Was mit meinen Eltern ist, weiß ich nicht." antwortete er. Stegi nickte und küsste mich auf die Wange. Wie erstarrt blieb ich stehen. Stegi merkte dies und kicherte. „Was hast du denn?" fragte er. „Nichts nichts." sagte ich schnell. „Dann ist ja gut." meinte er und küsste mich wieder auf die Wange. Ich ließ mir diesmal nichts anmerken und ging einfach weiter. Aber es bedeutete mir schon was. Ich glaub, dass war Liebe auf den ersten Blick. Ich fühlte mich schon wohl, wenn Stegi in meiner Nähe war. Ob er das ebenfalls so empfand?

Zwei Monate später war ich mit ihm zusammengekommen. Meinen Eltern ging es zum Glück gut und sie waren wieder bei mir. Ich hatte sie so vermisst. Stegi war aber auch immer bei mir und war immer für mich da. Ich liebte diesen Jungen so sehr. Wie es wohl weiterging mit uns?


1200Wörter.
___________________________________
Hallo. Ich weiß. Es hat Ewigkeiten gedauert, bis wieder was kommt. Aber jetzt gibt es ja was neues. Dann bis später.

Tschüss Eulana2011

One Shot BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt