Berivan bemühte sich, den Kontakt mit dem braunhaarigen Jungen nicht zu ihrem Hauptfokus werden zu lassen. Sie lenkte sich ab, indem sie sich auf ihre Arbeit konzentrierte und weiterhin ihre neu entdeckte Leidenschaft für das Malen pflegte. Doch die Kluft zwischen ihren Erwartungen und der Realität war schwer zu überbrücken. Die kurzen und distanzierten Antworten, die sie von ihm erhielt, ließen sie an seinen Gefühlen und ihrer eigenen Einschätzung der Situation zweifeln.
In den Wochen, die folgten, bemühte sich Berivan, ihre Gedanken in produktive Bahnen zu lenken. Sie nahm an einem Kunstkurs teil, der ihr half, neue Techniken zu erlernen und ihre kreative Energie freizusetzen. Auch wenn die Ablenkung durch die Kunst nicht alle ihre Sorgen beseitigte, ermöglichte sie es ihr, sich wieder mehr auf sich selbst zu konzentrieren.
Einmal, als Berivan im Park spazieren ging und über die Farbpalette für ihr nächstes Bild nachdachte, begegnete sie einem alten Freund, der gerade zurück in die Stadt gezogen war. Es war ein unerwartetes, aber herzliches Wiedersehen. Sie erzählten sich von den Veränderungen in ihrem Leben, und es tat Berivan gut, mit jemandem zu sprechen, der ihre Situation aus einer anderen Perspektive betrachten konnte.
Der Freund bemerkte die Last, die Berivan trug, und hörte geduldig zu, als sie ihre Gefühle und Gedanken über den braunhaarigen Jungen teilte. Er erinnerte sie daran, dass das Leben weitergeht, und dass es wichtig sei, sich selbst an erste Stelle zu setzen und sich nicht in der Vergangenheit zu verlieren. Seine Worte waren wie eine sanfte Ermahnung, die Berivan half, ihre Gedanken neu zu ordnen.
Trotzdem kam es immer wieder zu Momenten, in denen die Traurigkeit sie erneut übermannte. An einem dieser Abende, als der Himmel über der Stadt dunkler wurde und die Sterne nur schwach durch die Wolken schimmerten, fiel Berivan beim Blättern durch ihre alten Nachrichten ein Gedanke ein. Vielleicht war es an der Zeit, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen und sich die Antwort auf die Frage zu geben, die sie so lange beschäftigt hatte: ob sie überhaupt noch eine Zukunft für sich und ihre Erinnerungen an den Jungen sehen konnte.
Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und begann, ihre Gedanken in einem Brief niederzuschreiben – einem Brief, den sie nie abschicken würde, sondern nur für sich selbst. In diesem Brief drückte sie all ihre Enttäuschung, ihre Erinnerungen und die Erkenntnis aus, dass es Zeit war, loszulassen. Es war ein Prozess des Abschieds, der sie gleichzeitig erleichterte und traurig machte.
Berivan schloss den Brief mit den Worten: „Manchmal ist das Loslassen der einzige Weg, um Platz für neue Möglichkeiten zu schaffen. Ich hoffe, dass wir beide irgendwann Frieden mit unserer Vergangenheit finden können. Für mich bedeutet das, mich von dir zu verabschieden, um mich selbst zu finden."
Nach dem Verfassen des Briefes fühlte sie sich erleichtert, als hätte sie endlich eine schwere Last abgelegt. Es war eine Art Abschluss, der ihr half, sich auf den Weg nach vorn zu konzentrieren, auch wenn die Erinnerungen weiterhin ein Teil von ihr bleiben würden.
In den folgenden Wochen bemerkte Berivan eine Veränderung in sich selbst. Die Erinnerung an den braunhaarigen Jungen war immer noch da, aber sie hatte nicht mehr die gleiche Macht über ihr Leben. Sie war bereit, neue Erfahrungen zu machen und neue Menschen kennenzulernen. Ihre Kunstwerke wurden lebendiger und erfüllten sie mit neuer Freude. Die Stadt, die ihr einst fremd und groß erschienen war, wurde nun zu einem Ort voller Möglichkeiten und Entdeckungen.
Als sie eines Tages durch die Stadt schlenderte, spürte sie die Sonne auf ihrer Haut und das sanfte Lächeln, das sich auf ihr Gesicht legte. Sie wusste, dass das Leben ihre eigene Geschichte schrieb und dass es an ihr lag, die nächsten Kapitel zu gestalten. Während sie ihre Schritte in den neuen Tag setzte, war sie sich sicher, dass sie die Kraft und den Mut hatte, jede Herausforderung anzunehmen, die das Leben ihr bringen würde.
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Der Taubenjunge
Teen FictionEin Junge aus der Türkei und ein Deutsch geborenes Mädchen namens Berivan , finden sich in einem Dorf in Adıyaman. Während ihres Urlaubs mit ihrer Stieffamilie, die mit seiner Familie verbunden ist, verliebt sich Berivan in den braunhaarigen Jungen...