Beim Frühstück, als alle gemütlich beisammensaßen und der Duft von frischem Brot und Tee die Luft erfüllte, kam das Gespräch auf den Tag, der vor ihnen lag. Berivans Stiefvater schlug schließlich vor, dass sie doch alle gemeinsam zum Fluss gehen könnten, um sich ein wenig abzukühlen. "Die Hitze wird heute unerträglich, ein bisschen schwimmen tut uns allen gut," meinte er lächelnd, während er einen Schluck Tee nahm.
Berivan spürte, wie ihr Herz einen kleinen Sprung machte, als sie hörte, dass auch die Familie des braunhaarigen Jungen eingeladen werden sollte. Ihre Oma fügte nämlich hinzu: „Wir könnten auch die Eltern von ..... fragen, ob sie mitkommen. Es wäre doch schön, wenn wir alle zusammen Zeit am Fluss verbringen."
Berivan blieb still, versuchte, ihre Aufregung zu verbergen. , der braunhaarige Junge, der sie in den letzten Tagen so sehr beschäftigt hatte – immer in ihrer Nähe, aber doch distanziert. Die Vorstellung, den Tag mit ihm am Fluss zu verbringen, ließ eine Mischung aus Freude und Nervosität in ihr aufsteigen.
„Ja, das ist eine gute Idee," stimmte ihr Stiefvater zu, während er die letzten Brotkrümel auf seinem Teller zusammenfegte. „Ich werde gleich mal rübergehen und sie fragen."
Berivan sah unauffällig zur Seite, während ihre Gedanken bei ihm waren. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie dieser Tag verlaufen würde, aber insgeheim hoffte sie, dass er anders sein würde – dass vielleicht etwas in seiner Haltung ihr gegenüber sich ändern könnte.
* 1 Stunde später *
Als alle ihre Badesachen und das Essen eingepackt hatten, machten wir uns bereit zur Abfahrt. Wir fuhren mit insgesamt drei Autos los, und ich setzte mich zu meinem Opa ins Auto, weil er eine Klimaanlage hatte – eine Wohltat an diesem glühend heißen Tag. Während wir durch die endlosen Felder fuhren, war die Hitze draußen fast greifbar. Die Luft flimmerte über den staubigen Straßen, und die goldenen Weizenfelder erstreckten sich bis zum Horizont.
Im Auto war es angenehm kühl, und ich lehnte mich entspannt zurück, während der Fahrtwind sanft durch das leicht geöffnete Fenster strich. Mein Opa, der konzentriert am Steuer saß, war wie immer ruhig, aber seine Anwesenheit gab mir ein Gefühl der Geborgenheit. „Es wird gut tun, im kühlen Wasser zu schwimmen," sagte er schließlich, während er den Blick auf die Straße richtete.
Ich nickte zustimmend, doch meine Gedanken waren schon wieder woanders – bei ihm... Ich fragte mich, wie der Tag verlaufen würde, ob es eine Gelegenheit geben würde, mit ihm zu sprechen oder ob er mich wieder so distanziert ignorieren würde, wie er es die letzten Tage getan hatte.
Die Fahrt zog sich eine Weile hin, die Landschaft blieb ruhig und friedlich, doch die Hitze draußen war allgegenwärtig. Als wir schließlich die Hügel hinter uns ließen, konnte ich in der Ferne bereits den Fluss sehen, der sich glitzernd durch die Landschaft schlängelte.
Wir parkten das Auto, und nahmen alle Sachen aus dem Kofferraum. Mit vollgepackten Händen machten wir uns auf den Weg zu der gemütlichen Sitzstelle, die mein Opa schon im Voraus ausgesucht hatte. Die Sonne brannte immer noch heiß vom Himmel, aber unter den Bäumen, in der Nähe des Flusses, gab es wenigstens etwas Schatten. Als wir dort ankamen, stellte jeder seine Sachen ab, und mein Opa machte sich gleich daran, den Grill anzuzünden. Der Duft von Kohle und Holz füllte die Luft.
Während Opa den Grill vorbereitete, begannen meine Mutter, meine Oma, die Mutter des braunhaarigen Jungen und die Frau meines Onkels, das Fleisch und die anderen Zutaten vorzubereiten. Wir hatten frisches Lammfleisch, Gemüse und sogar selbstgemachten Joghurt mitgebracht. Es war immer eine besondere Freude, draußen in der Natur zu essen, und die Vorfreude auf das gemeinsame Mahl ließ uns die Hitze fast vergessen.
Der braunhaarige Junge hingegen hielt sich abseits. Er schien die Landschaft um den Fluss zu erkunden, ging an den großen Steinen vorbei, die das Ufer säumten, und ließ sich immer wieder nieder, um ins Wasser zu schauen. Es sah aus, als würde er die Einsamkeit genießen, den Moment für sich allein nutzen. Hin und wieder warf ich ihm verstohlene Blicke zu und fragte mich, woran er wohl dachte. Seine ruhige, distanzierte Art faszinierte mich, auch wenn sie mich gleichzeitig verwirrte.
Während mein Opa den Grill anzündete und die ersten Flammen züngelten, machten wir uns bereit für eine Runde Schwimmen. Das Wasser des Flusses war zwar kalt, bot aber eine willkommene Abkühlung an diesem heißen Tag. Gemeinsam mit meiner Familie sprang ich ins Wasser und genoss die Erfrischung. Das Plätschern und Lachen hallte über den Fluss.
Der Rest des Essens verlief ruhiger, und ich versuchte, die Anspannung des vorhergehenden Vorfalls hinter mir zu lassen. Die Familie genoss die Zeit zusammen, das Essen und die Gespräche, und ich merkte, wie wichtig es war, diese gemeinsamen Momente zu schätzen, auch wenn sie nicht immer perfekt verlaufen.
Als Berivan und ihre Familie wieder ins Dorf nach Hause fuhren, erinnerte sie sich an die Worte ihres Stiefvaters, der gesagt hatte, dass der Junge mit den braunen Haaren sich um sie gesorgt hatte. Irgendwie konnte sie es nicht glauben.Vielleicht war es nur eine Bemerkung gewesen, die ihr Stiefvater nicht so ernst gemeint hatte, dachte sie. Doch ein anderer Teil von ihr war neugierig. Was, wenn dieser Junge wirklich auf sie achtgegeben hatte? Aber warum?
Als das Auto schließlich die vertrauten Straßen des Dorfes erreichte und die Landschaft an ihr vorbeizog, fühlte Berivan ein seltsames Kribbeln. War es Vorfreude oder einfach nur Unsicherheit? Sie wusste es nicht.
„Bist du müde?" fragte ihre Mutter vom Vordersitz, ohne sich umzudrehen.
„Ein bisschen", antwortete Berivan leise, während sie aus dem Fenster blickte und versuchte, die Gedanken an den Jungen zu verdrängen. Doch es gelang ihr nicht. Sie wollte herausfinden, warum er sich um sie gekümmert hatte.
Im Dorf angekommen, ging Berivan zuerst duschen, um die Hitze und die Müdigkeit des Tages abzuwaschen. Das kalte Wasser brachte für einen Moment Erleichterung, doch die drückende Wärme blieb. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, legte sie sich im Wohnzimmer auf den Boden, und Berivan schloss ihre Augen, in der Hoffnung, ein wenig zu schlafen.
Obwohl ihr Körper erschöpft war, fand sie keinen tiefen Schlaf. Die Hitze schien die Luft schwer zu machen, und sie wälzte sich unruhig hin und her. Immer wieder drifteten ihre Gedanken zu dem Jungen mit den braunen Haaren zurück. Warum hatte ihr Stiefvater ihm eine so große Bedeutung beigemessen?
Gerade als sie in einen leichten Schlaf zu fallen drohte, durchbrach der Gebetsruf der Moschee die Stille des Nachmittags. Der Klang hallte durch die engen Gassen des Dorfes und drang durch das offene Fenster ins Haus. Berivan öffnete die Augen, blinzelte und atmete tief ein. Der Ruf war vertraut, fast beruhigend, doch er brachte sie auch zurück in die Realität.
Sie setzte sich auf und lehnte sich an die Kissen die auf den Boden lagen . Der Gedanke an den Jungen wollte sie nicht loslassen, und jetzt, wo sie wach war, war da ein seltsames Gefühl der Unruhe in ihr. Sie wusste, dass sie nicht einfach zur Tagesordnung übergehen konnte. Irgendetwas an dieser Geschichte ließ sie nicht los.
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Der Taubenjunge
Teen FictionEin Junge aus der Türkei und ein Deutsch geborenes Mädchen namens Berivan , finden sich in einem Dorf in Adıyaman. Während ihres Urlaubs mit ihrer Stieffamilie, die mit seiner Familie verbunden ist, verliebt sich Berivan in den braunhaarigen Jungen...