Kapitel7: Wann kommst du ?

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„Wann kommst du in die Türkei?" schrieb er Berivan am nächsten Morgen. Die Nachricht blinkte auf ihrem Handy auf, während sie sich für die Arbeit fertig machte. Sie lächelte, als sie die Worte las, spürte die Vorfreude in seiner Frage. Doch sie wusste, dass sie nicht sofort eine Antwort geben konnte, die ihm gefiel.

Berivan setzte sich auf die Bettkante und tippte eine Antwort. „Ich würde gerne sofort kommen, aber ich muss erst arbeiten. Ich kann erst dann kommen, wenn ich Urlaub habe."

Die Sekunden verstrichen, bis seine Antwort kam. „Verstehe. Wie lange musst du noch warten, bis du Urlaub nehmen kannst?"

Sie seufzte leicht, während sie ihre Tasche packte. „Ich werde nächste Woche nachfragen. Aber es könnte noch ein paar Monate dauern, bevor ich frei bekomme." Sie wollte ihn nicht enttäuschen, aber sie wusste, dass ihre Arbeit wichtig war – und sie hatte Verpflichtungen, die sie nicht einfach ignorieren konnte.

Er antwortete schnell: „Ich verstehe, Berivan."

„Danke", schrieb sie. „Ich freue mich so sehr darauf, dich zu sehen, sobald es möglich ist."

„Ich auch", kam es zurück. „In der Zwischenzeit werden wir einfach weiterträumen. Unsere Zeit wird kommen."

Berivan lächelte, legte das Handy weg und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Der Gedanke an ihn begleitete sie durch den Tag, und obwohl es noch etwas dauern würde, bis sie wieder zusammen sein konnten, fühlte sie sich sicher. Ihre Liebe würde die Zeit überbrücken. Und wenn der Moment kam, würden sie bereit sein – füreinander und für alles, was die Zukunft für sie bereithielt.

Berivan und der Junge schrieben sich jeden Tag, manchmal bis spät in die Nacht. Anfangs waren es nur kurze Nachrichten, ein schneller Austausch über den Tag oder ein paar lustige Bilder. Doch nach und nach wurden die Gespräche tiefer, intimer. Er erzählte ihr von seinen Träumen, von den Dingen, die ihn bewegten, von den Ängsten, die er sonst nie aussprach. Berivan spürte, dass sie eine andere Seite von ihm kennenlernte, eine Seite, die sie vorher kaum wahrgenommen hatte.

Er war plötzlich nicht mehr der distanzierte, coole Junge, den sie anfangs getroffen hatte. In seinen Worten fand sie eine Sensibilität und eine Tiefe, die sie überraschte. Es war, als ob er eine Mauer hatte fallen lassen, und sie durfte einen Blick auf die zerbrechliche, aber auch schöne Seele werfen, die dahinter lag.

Berivan merkte, dass sie ihn auf eine neue Art sah. Sie hatte immer gewusst, dass da mehr war, aber jetzt wurde es klar. Seine Worte, seine Gedanken – sie zeigten eine Reife und eine Wärme, die sie berührte. Es war nicht nur mehr die anfängliche Aufregung, die sie verband, sondern eine echte Verbundenheit, eine Vertrautheit, die tiefer ging.

An manchen Tagen las sie seine Nachrichten und konnte kaum glauben, dass es derselbe Junge war, den sie zuerst nur flüchtig kannte. Sie spürte, dass ihre Gefühle für ihn wuchsen, stärker und klarer wurden. Und auch er schien sich mehr und mehr zu öffnen. Es war, als ob sie beide eine neue Ebene ihrer Beziehung entdeckten – eine, die sie sich nie hätten vorstellen können, als sie sich das erste Mal trafen.

Aber bei all der Nähe, die sie durch ihre Gespräche aufgebaut hatten, blieb doch die Frage: Wie würde es sein, wenn sie sich wiedersehen? Würden diese tiefen Gespräche auch im echten Leben Bestand haben?

Der Taubenjunge Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt