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Nachdem das Frühstück beendet war, blieb die Familie noch eine Weile auf der Terrasse sitzen, genoss die letzten Momente der morgendlichen Ruhe, bevor der Tag richtig begann. Berivan stand auf und begann, die Teller und das Besteck einzusammeln. Ihr Großvater lehnte sich in seinem Stuhl zurück, zündete sich noch eine Zigarette an und blickte in die Ferne, während der leichte Rauch in Spiralen in den klaren Himmel stieg.

„Berivan, du musst nicht alles allein machen," rief ihre Mutter sanft, als sie bemerkte, wie Berivan schon mit dem Geschirr in der Hand zur Küche ging. „Lass uns dir helfen."

Berivan lächelte nur, schüttelte den Kopf und winkte ab. „Es ist schon gut, ich mache das schnell," sagte sie leise und verschwand durch die Tür ins Haus. Die Kühle des Hauses umhüllte sie, als sie in die Küche ging und begann, das Geschirr abzuspülen. Das plätschernde Wasser und das leise Klirren der Teller hatten etwas Beruhigendes. Ihre Gedanken wanderten zurück zu den Träumen der letzten Nacht und die alten Geschichten, die die Sterne ihr erzählt hatten.

Plötzlich wurde sie von einer Berührung an ihrer Schulter aus ihren Gedanken gerissen. Es war ihre kleine Schwester Leyla, die mit einem verschmitzten Grinsen vor ihr stand. „Darf ich helfen?" fragte sie neugierig und schob einen kleinen Teller auf die Anrichte.

Berivan lachte und reichte ihr ein Handtuch. „Na klar, du kannst abtrocknen." Zusammen arbeiteten sie stillschweigend, doch das Lächeln auf Leylas Gesicht und die liebevolle Zuneigung, die zwischen den Schwestern spürbar war, füllte den Raum mit Wärme.

Als Berivan und Leyla fertig waren und zurück auf die Terrasse gingen , genossen sie die warme Sommerbrise, die durch die Bäume wehte. Doch schon nach wenigen Minuten hörten sie Schritte, die sich dem Haus näherten. Eine Gruppe von Leuten aus dem Dorf kam langsam den Weg entlang, einige lachten und plauderten fröhlich miteinander. Es war typisch für das Dorfleben, dass Nachbarn und Freunde oft spontan vorbeischauten, um die Familie zu besuchen.

„Schau mal, wer da kommt!" sagte Leyla und wies mit einem Lächeln auf die ankommenden Gäste.

Berivan erkannte  den braun haarigen Jungen und einige der anderen Gesichter sofort – es waren Nachbarn, alte Freunde ihrer Großeltern und entfernte Verwandte. Berivans Herz klopfte wieder stark , da sie ihn wieder sah. Schnell wurden Stühle um den Tisch gerückt, mehr Tee aufgesetzt und jeder war damit beschäftigt, die Gäste willkommen zu heißen.

„Hoş geldiniz!" rief Berivans Großvater fröhlich und begrüßte die ersten Ankömmlinge mit einem festen Händedruck. Es gab Umarmungen und Küsse auf die Wangen, und bald erfüllte fröhliches Gelächter die Terrasse. Die älteren Dorfbewohner fragten nach den Neuigkeiten aus der Stadt, während die jüngeren sich neugierig nach den Plänen der Familie erkundigten.

Berivan beobachtete das Geschehen mit einem Lächeln auf den Lippen. Es war diese warme Gemeinschaft, die das Leben im Dorf so besonders machte. Jeder kümmerte sich um den anderen, und man war selten allein.

Nach und nach füllte sich die Terrasse mit Menschen, die ihre Geschichten teilten, Erinnerungen austauschten und lachten. Berivan setzte sich neben Leyla und ließ den Blick über die vertrauten Gesichter schweifen. Sie fühlte sich hier geborgen, als wäre die Verbindung zu diesem Ort und diesen Menschen tief in ihr verwurzelt.

„Weißt du," flüsterte Leyla ihr zu, „ich vermisse das manchmal in der Stadt. Hier fühlt sich alles so echt an."

Berivan nickte. „Ja, es ist etwas Besonderes. Hier ist alles ruhiger, aber auch intensiver auf eine andere Art. Manchmal fühlt es sich an, als würde die Zeit langsamer vergehen."

Sie tranken gemeinsam ihren Tee und lauschten den Gesprächen um sie herum. Es war ein schöner Moment, einer, in dem sich die Welt in Ordnung anfühlte – voller Lachen, Geschichten und dem Gefühl von Zusammenhalt.

Der Taubenjunge Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt