Kapitel 6

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Harukas Atem ging schwer, während sie im strömenden Regen stand, die dunklen Wolken hingen tief über ihr, und das Wasser strömte ihr in die Augen. Ihr Körper war von der Erschöpfung der Jagd schwer, ihre Beine schmerzten, und ihre Kleidung klebte an ihr wie eine zweite Haut. Doch trotz des Schlamms und der Nässe, die an ihr hafteten, konnte sie nicht aufhören. Der Dämon, den sie jagte, war in Reichweite, und sie war bereit, alles zu geben.

„Du entkommst mir nicht," flüsterte Haruka entschlossen, als sie den Dämon im dichten Regen vor sich sah. Mit einem tiefen Atemzug verwendete sie die erste Form der Liebesatmung: Das Pochen der ersten Liebe. Ihre violetten Augen funkelten kurz auf, während sie blitzschnell auf den Dämon zuschoss und ihr Katana mit präziser Wucht durch den Nacken des Monsters führte. Der Kopf des Dämons rollte zu Boden, während der Körper sich auflöste.

Doch bevor sie überhaupt einen Moment zum Verschnaufen hatte, spürte sie eine plötzliche Bewegung hinter sich. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie merkte, dass sie nicht allein war. Bevor sie reagieren konnte, griff ein weiterer Dämon an. Haruka drehte sich um, aber es war zu spät. Ihre Reflexe setzten nicht rechtzeitig ein, und sie war vor Schreck wie gelähmt.

Es ist vorbei, dachte sie in einem Anflug von Panik. Sie schloss die Augen fest, bereit, das Schlimmste zu erwarten.

Das einzige, was sie hörte, war das Zischen eines Katanas durch die Luft, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Haruka hielt den Atem an, öffnete langsam ihre Augen und sah den zweiten Dämon vor ihr – bereits geköpft und in den Auflösungsprozess vertieft. Die Gefahr war vorbei.

„Was...?" flüsterte sie, als sie nach oben schaute.

Und da stand er. Muichiro Tokito, sein türkisfarbenes Katana in der Hand, stand direkt über ihr. Sein schwarzes Haar, von dem Wasser durchnässt, klebte ihm an der Stirn, und seine türkisfarbenen Augen blickten sie an – voller Sorge, vielleicht sogar Erleichterung. Haruka blieb sprachlos. Ihre Augen weiteten sich, als die Realität sie mit voller Wucht traf: Muichiro hatte ihr Leben gerettet.

Noch bevor sie etwas sagen konnte, fiel ihr Katana mit einem dumpfen Geräusch in den Schlamm, und Muichiro beugte sich zu ihr hinunter. Ohne ein Wort zu sagen, zog er sie fest in seine Arme. Haruka, immer noch wie erstarrt, fühlte seinen festen Griff um ihren Körper, sein Herzschlag, der gegen ihre Brust pochte. Die Welt um sie herum schien sich plötzlich aufzulösen – der Regen, die Kälte, der Schmerz – alles verschwand, als sie in seiner Umarmung stand.

„Haruka..." flüsterte Muichiro leise, fast flehend. „Es tut mir leid... es tut mir alles so leid." Seine Stimme zitterte leicht, als er sie noch enger an sich drückte. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht..."

Haruka begann zu weinen. Sie hatte keine Kraft mehr, ihre Gefühle zurückzuhalten. Die Anspannung der letzten Wochen, die Sehnsucht, der Schmerz, alles brach in diesem Moment aus ihr heraus. Tränen vermischten sich mit dem Regen, der ihr über das Gesicht lief, und sie konnte nicht aufhören zu schluchzen.

Muichiro hielt sie fest, seine eigene Atmung schwer und unregelmäßig. „Ich kann dich nicht verlieren, Haruka. Ich werde dich nie wieder loslassen, hörst du?"

Sein Griff wurde noch fester, als er ihre Stirn berührte. In einem zarten Moment der Nähe neigte Muichiro seinen Kopf, um einen Kuss auf ihre Stirn zu drücken – ein Zeichen seiner Entschuldigung und seiner Liebe.

Doch in dem Moment erwachte Harukas alte Wut und Unsicherheit wieder. Sie spürte den Schmerz der vergangenen Jahre, all die unerwiderten Gefühle, die unerfüllten Versprechen. Sie stieß Muichiro weg, ihre Hände zitternd vor Emotionen, und trat einen Schritt zurück.

„Lass mich!" schrie sie, ihre Stimme gebrochen und voller Tränen. „Du kannst nicht einfach zurückkommen und erwarten, dass alles wieder gut wird, Muichiro!"

Muichiro, sichtlich geschockt, sah sie an, während der Regen weiter über beide strömte. „Haruka... ich..."

Doch bevor er etwas sagen konnte, griff Haruka nach ihrem Katana, das noch immer im Schlamm lag. Sie hob es auf, ihre Hände zitterten immer noch, während sie es fest umklammerte. Dann drehte sie sich abrupt um und ging, ihre Schritte schwer und langsam, als ob jede Bewegung sie unglaublich viel Kraft kosten würde.

Muichiro stand regungslos da, der Regen klatschte auf seine Haut, während er zusah, wie Haruka von ihm wegging. Sein Herz fühlte sich, als würde es in Stücke gerissen. „Haruka... warte..."

Doch sie drehte sich nicht um. Ihre Tränen flossen weiter, während sie sich in den Schatten des Waldes zurückzog, fort von ihm. Sie wollte nicht zurücksehen, nicht noch einmal schwach werden. Ihr Herz war in einem ständigen Kampf zwischen der Liebe, die sie immer noch für ihn empfand, und dem Schmerz, den er ihr zugefügt hatte.

Muichiro sah ihr nach, seine Hände ballten sich zu Fäusten, als der Regen auf sein Gesicht prasselte. „Ich... gebe nicht auf, Haruka," flüsterte er zu sich selbst, bevor er sich umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung ging.

Beide wussten, dass dies nicht das Ende war. Aber es war ein langer, schmerzhafter Weg, den sie noch vor sich hatten.

When Love Meets The Mist [Muichiro FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt