Kapitel 2

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Haruka kehrte gerade von ihrer erfolgreichen Jagd auf den Dämon zurück. Ihr Herz pochte noch leicht von der Aufregung des Kampfes, doch sie freute sich darauf, wieder zu Mitsuri zurückzukehren. Als ihre Lehrerin hatte Mitsuri nicht nur Harukas Kampfkünste verfeinert, sondern ihr auch gezeigt, wie man trotz allem Schmerz noch Liebe und Freude im Leben finden konnte. Das gemütliche Haus am Waldrand, wo Mitsuri ihre Bienen züchtete und Honig herstellte, war ein Ort des Friedens – zumindest in der Regel.

Doch heute schien alles anders.

Als Haruka den Pfad hinaufging, bemerkte sie eine vertraute Gestalt, die vor dem Haus stand. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Lange, schwarze Haare, die in türkisfarbenen Spitzen endeten, und diese markanten türkisfarbenen Augen – sie hätte ihn überall erkannt. Muichiro Tokito. Er stand einfach da, sein Katana an der Seite, als ob nichts gewesen wäre, als ob drei Jahre ohne eine richtige Erklärung nichts bedeutet hätten.

„Verdammt nochmal," murmelte Haruka und spürte, wie ihre Wut in ihr aufstieg. Warum ist er hier?

In dem Moment, in dem Muichiro sie sah, erhellte sich sein Gesicht. Ohne ein Wort zu sagen, rannte er auf sie zu. Sein Haar wehte im Wind, und es wirkte, als wollte er alles wieder gutmachen, nur durch diesen einen Augenblick.

„Haruka!" rief er, und bevor sie reagieren konnte, hielt er ihre Hand.

Doch statt Freude oder Erleichterung blitzten ihre violetten Augen nur vor Wut. Sie riss ihre Hand aus seinem Griff und drehte sich abrupt von ihm weg. „Was zum Teufel machst du hier?" Ihre Stimme war kalt, scharf wie ihr Katana.

Muichiro, der sonst so ruhig und gefasst war, wirkte plötzlich verloren. „Ich wollte mit dir reden... Ich..." Er verstummte, als er in ihre funkelnden Augen blickte. Er hatte sie seit drei Jahren nicht mehr so nah gesehen, nicht seit dem Tag, an dem sie mit ihm Schluss gemacht hatte. Ihre Worte hallten immer noch in seinem Kopf wider, und er spürte, wie sein Herz brach, als sie ihn erneut so ansah.

„Reden?" Haruka lachte, aber es war kein fröhliches Lachen. „Du kommst nach drei verdammten Jahren hierher und willst reden? Du hast echt 'nen Knall, Muichiro."

Muichiro zuckte leicht zusammen. Er wusste, dass er es vermasselt hatte, aber er hatte gehofft, dass sie ihn wenigstens anhören würde. „Haruka, ich weiß, ich hab Fehler gemacht. Ich war jung und... Ich dachte, es wäre besser, dich auf Abstand zu halten, damit du nicht in Gefahr gerätst..."

„Ach, komm schon, das ist doch Bullshit!" fuhr sie ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Als ob es darum ging, mich zu schützen. Du bist einfach abgehauen, ohne ein einziges Wort, nachdem du zur Säule geworden bist. Zwei Monate haben wir uns kaum noch gesehen!"

„Ich... ich wollte dich nicht verletzen," sagte Muichiro leise, sein Blick nach unten gerichtet. „Es tut mir leid."

„Leid?", wiederholte Haruka, ihre Stimme zitterte vor Zorn. „Leid reicht nicht aus, Muichiro. Du hast mich damals einfach fallen lassen, wie 'ne heiße Kartoffel. Ich hab dir vertraut. Und dann... warst du weg."

Sie drehte sich wieder um, ihre langen Haare, die rote Strähne darin, wehten im Wind. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, aber sie ließ es nicht zu, dass die alten Gefühle wieder hochkamen. Nicht nach all dem, was passiert war. Nicht nach all dem Schmerz, den sie durchgemacht hatte. Sie konnte nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen.

Muichiro stand schweigend da, unfähig, die richtigen Worte zu finden. Er wollte es wieder gutmachen, aber er wusste, dass Worte nicht ausreichen würden.

„Haruka, bitte," sagte er schließlich und trat näher. „Gib mir eine zweite Chance. Ich hab mich geändert. Ich will es von vorne versuchen."

Haruka blieb stehen, ihr Rücken immer noch zu ihm gewandt. Sie konnte spüren, wie er verzweifelt war, wie sehr er es bereute. Aber sie war nicht bereit, ihm zu vergeben. Nicht nach all dem, was er ihr angetan hatte.

„Weißt du was, Muichiro?" Sie drehte sich langsam um und sah ihn direkt an. „Es gibt keine zweite Chance für dich. Du hast deine verkackt. Und ich bin nicht mehr das naive Mädchen von damals, das dir hinterherläuft, in der Hoffnung, dass du eines Tages zurückkommst."

Er starrte sie an, und für einen Moment sah sie den Schmerz in seinen Augen. Gut, dachte sie. Er soll ruhig fühlen, was ich gefühlt habe.

„Lass mich in Ruhe, Muichiro." Mit diesen Worten ging sie an ihm vorbei und ließ ihn einfach stehen, während sie auf Mitsuris Haus zuging.

„Haruka...", flüsterte er und streckte die Hand nach ihr aus, doch sie ging weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Als sie das Haus erreichte und die Tür aufmachte, blieb sie kurz stehen. Ein Teil von ihr wollte zurückgehen, wollte ihm sagen, dass sie immer noch etwas für ihn empfand. Aber dann schüttelte sie den Kopf. Nicht heute, dachte sie. Vielleicht nie.

Muichiro stand immer noch dort, als sie die Tür hinter sich schloss.

When Love Meets The Mist [Muichiro FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt