Kapitel 6

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POV Kai

Ich stehe vor dem Spiegel im Badezimmer und putze mir die Zähne. Der Schaum dringt in meinen Mund, während ich über den Tag im Zoo nachdenke.

Es war ein schöner Tag, voll Lachen und Spielen mit den Kindern. Lillys strahlendes Gesicht, als sie das Gorilla-Gehege sah, wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Aber so fröhlich der Tag auch war, ich kann nicht umhin, mir Sorgen um Julian zu machen.

Die Sache mit dem öffentlichen Outing hat ihn wirklich mitgenommen. Ich kann es in seinen Augen sehen, selbst wenn er versucht, es zu verbergen.

Er lächelt, lacht und gibt sich Mühe, aber ich merke, dass die ständigen Kommentare und die negative Aufmerksamkeit von Fans und Hatern ihn belasten.

Es frisst ihn innerlich auf, und ich fühle mich so hilflos. Ich bin es gewohnt, die Dinge für mich zu behalten, aber in diesem Fall gibt es keinen Rückzug.

Ich spüle meinen Mund aus und sehe mich im Spiegel an. Wer hätte gedacht, dass ich einmal so viel über Gefühle und Sorgen nachdenken würde?

Ich bin normalerweise der Introvertierte, der sich in seine eigene Welt zurückzieht, aber in Bezug auf Julian ist das anders. Ich möchte ihn beschützen, ihm zeigen, dass ich für ihn da bin.

Doch wie? Was kann ich tun, um ihm zu helfen? Mir fehlen die Worte, und das frustriert mich.

Ich erinnere mich daran, wie er vor dem Känguru-Gehege stand, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, während die Tiere fröhlich umherhüpften. In diesen Momenten schien alles perfekt.

Aber als wir später an den Löwen vorbeigingen, hatte er einen Schatten über dem Blick, den ich nicht ignorieren kann.

Es war, als ob er in einem ständigen Kampf war – zwischen dem Wunsch, einfach glücklich zu sein, und dem Druck, den die Öffentlichkeit auf ihn ausübt.

Ich schalte das Licht aus und verlasse das Badezimmer, um zu ihm zu gehen. Ich will ihm zeigen, dass ich für ihn da bin. Ich will einfach, dass er weiß, dass er nicht allein ist – dass ich für ihn da bin, egal was passiert.
_____

Ich stand im Türrahmen des Schlafzimmers und beobachtete Julian, der angestrengt auf sein Handy starrte.

Seine Stirn war leicht gerunzelt, und ich konnte mir denken, dass er sich wieder einmal mit den neuesten Schlagzeilen oder den Kommentaren auseinandersetzte, die ihn nur belasten würden.

Ein Teil von mir wollte ihn einfach in den Arm nehmen und ihm sagen, dass alles gut wird, aber ich wusste, dass er in diesem Moment einfach seine Gedanken ordnen musste.

Um ihn abzulenken, watschelte ich wie ein Pinguin zu ihm. „Weißt du, warum männliche Pinguine so gute Partner sind?“ fragte ich mit gespielter Ernsthaftigkeit. ,,Weil sie immer cool bleiben, egal wie kalt es wird!“

Julian sah auf und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, seine Anspannung schien für einen kurzen Moment zu weichen. „Das ist so schlecht, Kai“, erwiderte er mit einem breiten Grinsen.

Ich kletterte zu ihm ins Bett und zog ihn sanft an mich. Ein kurzer Gute-Nacht-Kuss, der sich schnell in etwas Zärtlicheres verwandelte, als ich seine Lippen spürte.

Es fühlte sich gut an, einfach hier zu sein, mit ihm, weit weg von allem, was uns draußen belastete.

„Es tut mir leid, dass ich dir kein Kind aus einem Ei ausbrüten kann“, sagte Julian leicht scherzhaft, aber ich konnte die Traurigkeit in seiner Stimme hören.

Ich musste lachen. „Du bist süß, Jule. Aber unsere Fußballmannschaft hat noch Zeit.“

In diesem Moment überwältigte mich das Gefühl von Liebe, das ich für ihn empfand. Es war, als würde mein Herz tanzen, und ich wollte nichts mehr, als ihm zu zeigen, wie viel er mir bedeutete.

Der letzte PassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt