POV Marco Reus
Die Straßen von Los Angeles zogen wie endlose Linien an uns vorbei, und das grelle Sonnenlicht spiegelte sich auf der Motorhaube.
Noah war hinten im Kindersitz und hatte den Kopf gegen das Fenster gelehnt, während er leise ein Lied vor sich hin summte. Im Radio lief irgendwas, das ich kaum wahrnahm, weil meine Gedanken immer wieder zu Kai und Julian zurückkehrten.
Ich hatte keine Ahnung, was genau zwischen den beiden vorging, aber seit gestern Morgen war da etwas Seltsames in der Luft. Irgendwie distanziert, fast... vorsichtig.
Normalerweise saßen die beiden immer zusammen, überall. Doch jetzt? Sie fuhren in getrennten Autos. Kai mit Scarlett und den Kindern, Julian mit mir. Es passte einfach nicht. Nicht zu ihnen.
„Papa, sind wir gleich da?“, kam Noahs kleine, aber bestimmte Stimme von hinten.
Ich sah kurz zu ihm in den Rückspiegel und grinste. „Noch ein bisschen, Kumpel. Aber weißt du was? Ich hab Snacks dabei.“
„Ja!“, rief er und wippte aufgeregt hin und her, während ich einen Schokoriegel aus dem Handschuhfach zog und ihn ihm reichte.
„Nicht alles auf einmal!“, warnte ich noch, aber Noah war bereits dabei, den Riegel zu verschlingen. Typisch.
Das Navi meldete sich wieder, seine monotone Stimme verkündete, dass wir „in 500 Metern rechts abbiegen“ sollten.
Nur, dass es die letzten zwanzig Minuten nichts anderes gesagt hatte. „Mann, dieses Ding ist echt kaputt“, murmelte ich und klopfte leicht gegen das Display. Julian grinste neben mir.
„Du weißt, dass das nichts bringt, oder?“
„Ja, aber man muss es wenigstens versuchen. Vielleicht fühlt sich das Navi dann schlecht und funktioniert plötzlich“, witzelte ich, was Julian ein kurzes Lachen entlockte.
Das war gut, aber trotzdem war da dieser Schatten in seinen Augen, den ich nicht ignorieren konnte.
„Und? Wie läuft’s bei euch?“ Ich fragte beiläufig, den Blick immer noch auf die Straße gerichtet. Julian antwortete nicht sofort.
„Es läuft“, kam schließlich seine Antwort, kurz und knapp. Viel zu kurz für meinen Geschmack.
„Nur 'es läuft'? Dir geht es nicht gut und ihm auch nicht. Was ist los seit gestern?“
Julian seufzte, und ich spürte, wie sich die Stimmung im Auto wieder veränderte. Noah begann hinten in seinem Sitz zu zappeln, sich vor Langeweile windend, während Julian eine Weile schwieg.
„Es ist nur... wir haben... nicht geredet. Über den Vorfall... im Supermarkt. Und jetzt versuchen wir... weiter zumachen.“ Seine Worte klangen müde, als würde er schon seit Stunden darüber nachdenken.
„Ihr kriegt das hin“, sagte ich bestimmt. „Ihr seid doch Julian und Kai. Wenn jemand das schafft, dann ihr.“
Julian lächelte schwach und nickte, aber ich merkte, dass er nicht ganz überzeugt war. Bevor ich noch etwas sagen konnte, rief Noah laut: „Papa, sing mit!“
Das Radio spielte gerade einen alten Hit, und ich konnte Noah nicht enttäuschen. Also stimmte ich mit ein, und Julian grinste plötzlich wieder etwas breiter.
„Na gut, aber nur, weil ich den Song kenne“, sagte er und setzte dann ein, während wir alle drei im Auto lauthals mitsangen.
Für einen Moment fühlte es sich fast normal an. Lachen, Musik und die Welt vor uns. Aber tief drinnen machte ich mir immer noch Sorgen um die beiden.
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Der letzte Pass
Fanfiction**Fortsetzung von Abseits der Herzen** Julian liebt Kai. Kai liebt Julian. Doch reicht das aus? Trotz ihrer Liebe droht das Unausweichliche: Dunkle Geheimnisse und unversöhnliche Konsequenzen lauern, während ihre Welt immer mehr aus den Fugen gerät...