Kapitel 23

71 2 0
                                    

POV Jascha Brandt

Ich liege keuchend auf dem kleinen Fußballplatz, der noch immer der gleiche ist, auf dem Julian, Jannis und ich als Kinder gespielt haben.

Der Schweiß läuft mir in Strömen über die Stirn, meine Muskeln brennen, und jeder Atemzug fühlt sich an, als würde er nicht tief genug in meine Lungen dringen. Ich bin vollkommen erledigt, aber das ist nichts im Vergleich zu dem mentalen Druck, der auf mir lastet.

Vier Stunden. Vier verdammte Stunden Training, und nichts, aber auch gar nichts war gut genug für meinen Vater. Immer wieder hat er mich angeschrien, jedes Mal, wenn ich einen Pass vermasselt oder einen Schuss verfehlt habe.

„Das ist nicht genug! Du kannst das besser, Jascha!“, hat er gebrüllt, als wäre ich ein kleines Kind, das zum ersten Mal einen Ball am Fuß hat. Es ist nicht das erste Mal, dass er so drauf ist, aber in letzter Zeit… es ist schlimmer. Und ich weiß auch, warum.

Ich wische mir mit dem Handrücken über das Gesicht und sehe in den wolkenlosen Himmel. Die Sonne brennt unbarmherzig auf mich herab, als wäre sie mit meinem Vater im Bunde, um mich noch mehr zu quälen.

Zum Glück ist er endlich gegangen. Er hat was von einem Meeting gefaselt, irgendwas über Julian und die PR-Sache, aber mir war das egal. Hauptsache, er ist weg.

Meine Beine fühlen sich an, als wären sie aus Blei, meine Arme wie nasse Nudeln. Es ist, als ob mein Körper gegen mich rebelliert, und gleichzeitig habe ich diese Wut in mir, die ich nicht loswerde. Wut auf meinen Vater, der nie zufrieden ist, nie sieht, wie hart ich arbeite.

Wut auf mich selbst, weil ich es ihm nicht recht machen kann. Und, wenn ich ehrlich bin, manchmal auch Wut auf Julian. Denn seit dieser Sache mit ihm und... na ja, ist unser Vater unausstehlich geworden.

Aber dann erinnere ich mich daran, wie Julian unter ihm leidet. Er hat es schlimmer als ich. Viel schlimmer. Wie könnte ich also lange sauer auf ihn sein? Nur weil unser Vater es nicht verkraften kann, dass er nicht die Kontrolle hat.

Ich höre Schritte im Gras und drehe meinen Kopf zur Seite. Julian und Jannis kommen auf mich zu. Sie sehen genauso erschöpft aus wie ich, aber keiner von ihnen sagt ein Wort. Sie lassen sich einfach neben mich ins Gras fallen, ihre Gesichter der Sonne entgegen.

Die Stille zwischen uns ist schwer, aber irgendwie auch beruhigend. Keiner von uns muss etwas sagen. Wir wissen alle, was los ist. Wir wissen, dass wir alle unter der Last unseres Vaters leiden, aber keiner von uns hat die Kraft, es auszusprechen.

Also liegen wir einfach da, nebeneinander, atmen die frische Luft ein und versuchen, den Schmerz in unseren Körpern und in unseren Köpfen zu vergessen.

Für einen Moment fühlt es sich an, als wäre alles wie früher. Als wären wir wieder Kinder, die einfach nur Fußball spielen und nichts weiter im Kopf haben. Aber die Realität holt uns schnell wieder ein. Sie tut das immer.
_____

Ich spüre, wie die Spannung langsam von meinen Schultern abfällt, während wir einfach nur daliegen. Die Sonne wärmt unsere erschöpften Körper, und für einen Moment ist alles still. Kein Vater, der uns anschreit, keine Erwartungen, die auf uns lasten. Nur die drei von uns, so wie früher.

Als Jannis aufsteht und sich streckt, bricht die Stille. „Kommt, Jungs. Wenn wir jetzt nicht gehen, bleib ich hier liegen und verwandle mich in einen Sonnenbrand.“ Seine Stimme ist leicht, fast wie ein Versuch, die bedrückende Stimmung wegzulachen.

Ich stöhne, rappele mich auf und schüttle die letzten Grashalme von meinen Armen. „Wäre ja nicht das erste Mal“, grinse ich. „Erinnerst du dich noch an das Sommerlager? Du sahst aus wie ein Hummer.“

Der letzte PassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt