POV Julian's Vater
Ich hielt das Telefon fest in meiner Hand, meine Finger schlossen sich um das Metall, während die Stille der Leitung für einen Moment unerträglich wurde. Mein Blick wanderte zum Fenster, wo draußen die letzten Sonnenstrahlen den Garten in ein trügerisches Licht tauchten.
Wie oft hatte ich hier gestanden und gehofft, dass all das irgendwann ein Ende finden würde? Dass Julian aufhören würde, sich in diese Situation zu manövrieren? Aber ich wusste es besser.
Mein Daumen zögert über der Wahlwiederholungstaste, als ob mein eigener Körper mich noch zurückhalten will, doch ich drücke trotzdem.
Es klingelt nur zweimal, dann höre ich die glatte, professionelle Stimme der Redakteurin, die sofort weiß, wer sie am anderen Ende der Leitung erwartet.
„Herr Brandt, gut, dass Sie sich melden.“
Ich atmete tief ein. "Natürlich," antwortete ich und zwang mich zu einem ruhigen Ton. "Ich verstehe das Interesse."
Es war leicht, das Spiel zu spielen, das ich seit Wochen spielte. Ich hatte lange darüber nachgedacht, ob ich das Richtige tat – ob es das war, was ein Vater tun sollte. Aber ich hatte keine Wahl.
Julian brauchte Schutz, und in dieser Welt der Öffentlichkeit gab es nur einen Weg, ihn zu schützen: ihn zu kontrollieren, bevor es zu spät ist.
Es bleibt kurz still auf der anderen Seite. Diese Leute wissen, wie man wartet, wie man Spannung aufbaut. Sie spielen das Spiel genauso wie ich. Vielleicht sogar besser.
„Wir haben gehört, dass sie bald wieder gemeinsam unterwegs sein werden?" fragte die Stimme am anderen Ende neugierig.
"Ja," sagte ich langsam, während ich den Knoten in meinem Magen ignorierte. "In zwei Ragen. Sie planen, zusammen auf der Charity-Veranstaltung in Düsseldorf aufzutreten. Ein gutes Bild für die Presse."
Ich schob den Gedanken zur Seite, dass Julian diese ganze Beziehung hasste. Dass er jedes Lächeln für die Kameras verabscheute, weil es so weit entfernt von der Realität war.
Ich schließe die Augen, als ob ich dadurch das Gewicht dessen, was ich tue, ignorieren könnte. Es ist für Julians eigenes Wohl.
Das muss ich tun. Wenn er nicht auf mich hört, dann muss ich eben dafür sorgen, dass er zumindest auf die Welt um ihn herum hört. Auch wenn es mir das Herz zerreißt.
Die Vertreterin lachte leise. "Das klingt großartig. Können Sie uns sagen, wann genau? Und vielleicht ein paar weitere Details?"
Ich biss die Zähne zusammen. "Der genaue Termin ist der 22.Juli. Sie werden am Nachmittag dort ankommen, wahrscheinlich gegen 14 Uhr. Es wäre gut, wenn Sie da sind, um ein paar Schnappschüsse zu machen. Sie werden sich dort ein wenig Zeit für die Presse nehmen, um sicherzustellen, dass alles glatt läuft."
Mein Herz pochte in meiner Brust, während ich die Worte sagte. Die Lügen. Die Maskerade. Aber was sollte ich tun? Julian einfach in der Öffentlichkeit mit Kai zusammenleben lassen und dabei zusehen, wie sie ihn zerfleischen? Nein, das konnte ich nicht zulassen.
"Das ist fantastisch," sagte die Frau mit hörbarer Freude in ihrer Stimme. "Unsere Leser werden begeistert sein."
"Ja," murmelte ich, während mein Blick zum Boden fiel. "Das hoffe ich."
Ich hörte das Kratzen eines Stiftes über Papier auf der anderen Seite. Es fühlte sich an, als würde jeder Strich ein weiterer Stein auf meinen Schultern sein, der mich erdrückte.
Aber das war es wert. Das musste es sein. Wenn ich nicht handelte, würde es für Julian gefährlich werden.
„Die nächsten Fotos“, beginne ich, und höre das leise Kratzen eines Stiftes im Hintergrund, „werden am Mittwoch entstehen. Gegen 14 Uhr. Er und Emma werden im Café Brunner in Hamburg sein. Eine Stunde später werden sie zu einer Veranstaltung der Modewoche gehen, offiziell als Paar.“
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Der letzte Pass
Fanfiction**Fortsetzung von Abseits der Herzen** Julian liebt Kai. Kai liebt Julian. Doch reicht das aus? Trotz ihrer Liebe droht das Unausweichliche: Dunkle Geheimnisse und unversöhnliche Konsequenzen lauern, während ihre Welt immer mehr aus den Fugen gerät...