POV Jannis Brandt
Ich wollte eigentlich nur in Ruhe meinen Kaffee trinken und diesen Morgen irgendwie hinter mich bringen, aber ich wusste, dass das jetzt unmöglich war.
Jascha war aufgetaucht, noch blass und zerzaust, seine Augen leuchteten wie bei einem Reh im Scheinwerferlicht, als er auf unsere Eltern und Julian blickte.
Für einen kurzen Moment schien es, als würde er die Schockwelle der Situation wahrnehmen, die mit jedem Atemzug stärker wurde.
„Jascha Brandt,“ ertönte die tiefe Stimme meines Vaters nochmal, wie ein Erdbeben durch den Raum, „kannst du mir erklären, wie du es geschafft hast, dich so dermaßen zu blamieren?“
Jascha hob die Hände, als wollte er widersprechen, doch mein Vater sprach einfach weiter, ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
„Du hast eine Verantwortung. Du stehst im Rampenlicht, ob du es willst oder nicht. Und das ist nicht irgendein Job. Fußballer haben eine Vorbildfunktion! Du repräsentierst nicht nur dich, sondern deine Mannschaft und...“ Er machte eine ausladende Handbewegung, „...uns.“
Ich sah, wie Jascha mit den Augen rollte. „Ich habe gefeiert, ja. Bin ja wohl nicht der erste Fußballer, der das tut.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und schob sein Kinn trotzig nach vorne.
„Es geht nicht nur ums Feiern, Jascha! Es geht um Disziplin! Solche Bilder? Mitten in der Saisonvorbereitung? Unverantwortlich! Was denkst du, was die Medien damit machen? Sie zerreißen dich in der Luft!“
,,Und gerade sehen sie einen verantwortungslosen Trunkenbold, der nicht mal genug Disziplin hat, um seine Karriere ernst zu nehmen. Du bist ein Fußballer, kein verdammter Rockstar. Das, was du gestern abgezogen hast, hat Konsequenzen. Und rate mal, wer sich um die Schadensbegrenzung kümmern darf? Genau, ich.“
Ich hielt den Atem an, als ich spürte, dass das Gespräch in die Richtung abdriftete, die uns allen am unangenehmsten war. Es ging nicht nur um Jascha. Es ging nie nur um Jascha.
Ich sah zu Julian hinüber. Er saß da, als wäre er aus Stein gemeißelt, kein Ausdruck im Gesicht, kein Widerwort, kein Kommentar.
„Es ist schon schlimm genug, dass...“ Vater sah nicht einmal in Julians Richtung, aber jeder wusste, worauf er anspielte „...unser Name mit entwürdigenden Gerüchten in Verbindung steht." Er spuckte das Wort förmlich aus, als wäre es giftig.
Julian nickte nur. Keine Widerrede. Keine Emotion. Nur dieser stumme, schmerzhafte Gehorsam.
„Die Leute erwarten Tradition, Vorbilder. Und du weißt genau, wie der Fußball funktioniert, Julian. Es gibt keine zweite Chance für das Image. Hast du eine Ahnung, was das mit uns allen macht, wenn du solche Dinge nicht unter Kontrolle hältst?“
Julian schwieg. Er saß einfach da, sah auf seinen Teller und gab klein bei, bevor er überhaupt etwas sagen konnte. Diese Haltung von ihm machte mich seit einer Woche schon verrückt. Seit Vater ihn aus LA geholt hatte, hat er nicht einmal widersprochen.
Jascha hingegen hatte nie gelernt, seine Klappe zu halten. „Komm schon, Papa. Lass Julian aus dem Spiel. Das hier hat doch nichts mit ihm zu tun.“
„Hat es nicht?“, knurrte Vater. „Du hast keine Ahnung, wie sehr alles, was er tut, in der Öffentlichkeit zerrissen wird. Es reicht langsam, wirklich. Die Sache mit... Kai habe ich zu lange geduldet. Jetzt ist Schluss. Julian weiß, was er tun muss, um seine Karriere zu retten.“
„Seine Karriere?“ Jascha knallte seine Faust auf den Tisch. „Es geht dir doch gar nicht um seine Karriere! Es geht dir nur um dein verdammtes Image, Papa. Darum, dass du nicht der Manager bist, dessen Söhne Mist bauen. Es geht dir nur darum, wie DU dastehst.“
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Der letzte Pass
Fanfiction**Fortsetzung von Abseits der Herzen** Julian liebt Kai. Kai liebt Julian. Doch reicht das aus? Trotz ihrer Liebe droht das Unausweichliche: Dunkle Geheimnisse und unversöhnliche Konsequenzen lauern, während ihre Welt immer mehr aus den Fugen gerät...