Mein Weg auf die große Bühne

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„I can almost see it, that dream I'm dreaming, but here's a voice inside my head saying, you'll never reach it", sang ich noch einmal leise vor mich hin. Es waren nur noch wenige Augenblicke bis zu meiner Blind Audition und ich kam gerade vom Interview wieder. Nun saß ich vor der Stagedoor und wartete, bis der junge Mann, dessen Arme man aus dem Fernsehen kannte, diese öffnete. Wie froh war ich, dass das Kamerateam nun ruhig war und niemand mir noch irgendwelche Fragen stellte oder mit mir sprach. Diese kurze Zeit der Stille tat gut. Aber gleichzeitig verleitete sie mich auch dazu, mir Fragen zu stellen wie ‚Was machst du eigentlich hier?' oder ‚Warum tust du dir das an?'. Das war eine sehr gute Frage...meine Schwester Coco hatte mich heimlich hier angemeldet. Wie oft hatte ich überlegt, einfach abzusagen? Ich wusste überhaupt nicht, ob ich gut genug war. Und wenn ja, was dann? Und wenn nein...dann...ich schüttelte den Kopf. Darüber konnte ich mir nun keine Gedanken mehr machen. Nun war es zu spät. Ich hatte dem Ganzen zugestimmt und nun saß ich hier. Nichtsahnend, dass der Auftritt mein Leben verändern würde...

Und dann war es soweit. Die Stagedoor wurde geöffnet, das Publikum hörte man überhaupt nicht. Es war so leise in der Halle, dass man wahrscheinlich jeden einzelnen Schritt von mir hörte. Der Weg bis auf die Bühne war mit Pfeilen auf dem Boden markiert, denen ich langsam folgte. Immer langsamer. Aber es gab kein Zurück mehr. Ich fragte mich erneut, was ich hier eigentlich tat und ob ich überhaupt mithalten konnte mit all den anderen Talenten. Das alles werde ich wohl gleich erfahren. Mein Blick ging erst zur The Voice - Band, erst dann ins Publikum. Ich hatte noch nie vor so vielen Menschen gestanden. Geschweige denn gesungen. Auf gar keinen Fall würde ich das jemals freiwillig tun? Oder doch? Ich war hier, oder?
Genau vor mir sah ich vier riesige umgedrehte Stühle auf denen ganz groß die Namen der Coaches abgebildet waren.
Mark Forster, Yvonne Catterfeld, Kamrad und Samu Haber. Es war kaum zu glauben, dass die vier dort wirklich saßen. Es war kaum zu glauben, dass das hier wirklich die Voice-Bühne war...im TV sah alles so mächtig aus, dabei war es in Wirklichkeit ein kleines Studio. Naja klein...ich wäre auch mit weniger Publikum ausgekommen. Ich lächelte kurz bei diesen Gedanken.
Mir war es egal, wer sich umdrehte. Hauptsache jemand tat es. Meiner Schwester zuliebe. Ich wollte sie stolz machen. Sie hatte schon auf der Hinfahrt geweint. Es war eigentlich ihr Traum, hier mitzumachen. Aber sie konnte leider überhaupt nicht singen. Und wenn sie ihren Traum nicht erleben kann, dann bin ich ihr das irgendwie schuldig. Vielleicht konnte ich es für sie erleben und sie durch meine Erzählungen an jedem kleinen Detail teilhaben lassen, als wäre es ihr Erlebnis. So mein Plan. Jetzt musste es nur noch klappen. Die Scheinwerfer wurden auf mich gerichtet, mein Herz klopfte immer lauter, bis ich schließlich die ersten Töne des Songs hörte. Ich hatte mich für ‚The Climb' von Miley Cyrus entschieden. Nein - das stimmte schon wieder nicht: Meine Schwester hattte sich für diesen Song entschieden. Sie hörte ihn so gerne und wir sangen ihn Zuhause immer gemeinsam. Wie auch immer. Ein letztes Mal tief durchatmen, dann ging es los:

I can almost see it,
that dream I'm dreaming,
but here's a voice inside my head saying,
you'll never reach it

Ich hoffte, dass man meinen Herzschlag nicht durchs Mikro hörte, so laut war er gerade. Ich bekam Sicherheit, als ich meine Schwester am Rand stehen sah. Und dann konzentrierte ich mich mehr und mehr auf mich selbst.

Every step I'm taking
Every move I make feels
Lost with no direction
My faith is shaking

Ich merkte selbst, dass ich viel zu zurückhaltend war, ich musste schon sehr über meinen Schatten springen. Bisher hatte ich nur auf den Boden geschaut, jetzt richteten sich meine Augen nach vorne zum Publikum und ich richtete mich auf. Egal, ob es meine Art war oder nicht: Ich musste jetzt alles geben! Und das hieß eben auch selbstbewusst auftreten.

But I, I gotta keep trying
Gotta keep my head held high

There's always gonna be another mountain
I'm always gonna wanna make it move
Always gonna be an uphill battle
Sometimes I'm gonna have to lose

Ain't about how fast I get there
Ain't about what's waiting on the other side
It's the climb

Das Publikum begann zu klatschen, es erleichterte mich sehr. Selbst wenn sich niemand umdrehte, gefiel es wenigstens den Zuschauern hier. Ich nahm das Mikrofon aus dem Ständer und bewegte mich etwas. Meine Beine zitterten, aber das ignorierte ich völlig.

The struggles I'm facing
The chances I'm taking
Sometimes might knock me down, but
No, I'm not breaking

I may not know it
But these are the moments that
I'm gonna remember most, yeah
Just gotta keep going

And I, I gotta be strong
Just keep pushing on, 'cause

There's always gonna be another mountain
I'm always gonna wanna make it move
Always gonna be an uphill battle
Sometimes I'm gonna have to lose

Auf einmal hörte man ein dumpfes Geräusch. Yvonne hatte sich umgedreht. Ich war tatsächlich weiter! Ich konnte es nicht fassen und musste sofort grinsen. Aber im nächsten Moment konzentrierte ich mich sofort wieder auf den Song.

Ain't about how fast I get there
Ain't about what's waiting on the other side
It's the climb
Yeah

Vor den leisen Tönen schloss ich die Augen. Das Publikum war inzwischen aufgestanden, sang mit und wank mit den Händen im Takt. Ein zweiter Buzzer ertönte, ich dachte es sei Samu, aber meine Augen blieben geschlossen. Ich konzentrierte mich lieber darauf, dass auch das Ende des Songs glatt lief.

There's always gonna be another mountain
I'm always gonna wanna make it move
Always gonna be an uphill battle
Sometimes you're gonna have to lose

Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich Mark, der nun ebenfalls aufgestanden war und hin und her wippte. Er war also der Zweite, der sich umgedreht hatte. Ich freute mich sehr und es war für mich echt eine riesengroße Ehre, sogar zwischen zwei Coaches wählen zu dürfen.

Ain't about how fast I get there
Ain't about what's waiting on the other side
It's the climb
Yeah, yeah

Keep on moving, keep climbing
Keep the faith, baby
It's all about, it's all about the climb
Keep your faith, keep your faith
Whoa

Nach dem letzten Ton hörte ich noch einmal den Buzzer und die beiden anderen Stühle drehten sich um. Sowohl Kamrad als auch Samu hatten doch noch gedrückt. Meine Knie wurden wieder weich und ich hockte mich erstmal hin und hielt mir vor Schock die Hände vors Gesicht. Ich realisierte nicht, war gerade geschehen war. Meine Schwester war völlig aus dem Häuschen. Sie hüpfte umher und weinte. Wie gerne hätte ich sie sofort in den Arm genommen, aber so verweint wollte sie sicher nicht auf die Bühne. Ich schüttelte noch einmal ungläubig mit dem Kopf in ihre Richtung, dann widmete ich mich den Coaches.
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Hallo zusammen😊
Ich hoffe euch gefällt das erste Kapitel! Ich würde mich sehr über Rückmeldung freuen! Vielen Dank!😊🫶🏻

Plan B - KAMRAD / The Voice of Germany FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt