Ich war so befreit nach dem Gespräch mit Mark. Tim wartete derweil in seiner Garderobe. Er wartete extra auf mich! Ich klopfte an.
„Hereinspaziert", lächelte er und öffnete die Tür.
„Oh wow", rutschte mir raus, als ich sah, wie liebevoll er sich eingerichtet hatte.
„Ja, so hab ich auch geguckt, als ich das erste Mal hier rein gegangen bin", lachte er, „jetzt ist wohl der Zeitpunkt, an dem wir uns verabschieden?"
„Ich singe die Battles außer Konkurrenz. Für Vanessa."
„Das ist eine schöne Lösung!", lächelte er und strich über meinen Arm, „fühlst du dich wohl damit?"
„Ja, sehr!"
„Dann haben wir ja auch noch etwas Zeit, bevor du zurück musst!" Recht hatte er, aber ich hatte meiner Familie nichtmal Bescheid gegeben, dass ich hier war. Das hatte Coco sicherlich für mich übernommen. Aber sie jetzt noch länger warten zu lassen? Ich konnte nicht anders. Tim zog mich zu sehr an. Mir war alles egal, ich sah nur ihn.
„Setz dich, was trinkst du?", fragte er.
„Einfach Wasser."
„Na gut", antwortete er und Sekunden später stellte er eine kleine Flasche Wasser neben seine Cola.
Ich musste zugeben, dass ich mich im Technikraum in seinen Armen sehr wohlgefühlt hatte. Ich glaube sogar, dass er es geschafft hatte, dass ich nicht in Panik ausbrach.
„Ich wollte nochmal mit dir über...naja du weißt schon sprechen", begann er, „ich fühl mich immer noch super schlecht deswegen!"
„Es war nicht deine Schuld!"
„Es war mir so peinlich, dass sie gesagt haben, ich habe Vorrang wegen der Show. Ich würde mich niemals für was besseres halten!"
„Das weiß ich!", nickte ich, „und ich wollte dich am RTW nicht blöd anmachen...eigentlich habe ich mich gefreut, dass du nochmal nach mir geschaut hast!"
„Na klar, das ist das Mindeste!" Er setzte sich auf und neigte sich mehr zu mir rüber.
„Und", machte er weiter, „dieser Typ...äh...nein, das kann ich nicht fragen, sorry."
„Was kannst du nicht fragen?"
„Naja, ich...ich will nicht schuld sein, dass er dich irgendwie...angepackt hat oder so..."
„Tim, du bist nicht schuld!"
„Aber du willst nicht auf die Frage antworten, oder?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Mein Körper ist übersäht von blauen Flecken. Es ist vorbei. Und nur das ist wichtig."
„Geht's dir wirklich so gut damit, wie du sagst?"
„Natürlich nicht! Aber weißt du, wenn ich einbreche, dann gewinnt er. Das lasse ich nicht zu!"
„Du bist nicht allein, wir waren zu zweit in diesem Raum und wenn du über das, was danach passiert ist, sprechen möchtest, dann sag Bescheid."
Ich nickte dankend. Kurz war es still. War das Gespräch nun beendet? Sollte ich gehen? Ich beobachtete Tim kurz. Er lächelte müde und sah dann wieder auf den Boden.
„Ich glaube tatsächlich, dass du derjenige bist, der darüber sprechen möchte", stellte ich fest.
„Was soll ich sagen...", seufzte er, „ich hab mir echt Sorgen gemacht!"
„Echt?", fragte ich überrascht.
„Klar! Wir haben eng aneinander in diesem Raum verbracht und plötzlich dachte ich du stirbst..."
„Ich auch...ich kann das noch gar nicht richtig realisieren, sonst wäre ich wahrscheinlich schon längst Zuhause..."
„Da hat sich der Traum kurz mal zu nem richtigen Albtraum entwickelt...", seufzte er.
„Dein Traum, ja", lächelte ich.
„Und deiner? Wolltest du hier nicht gewinnen?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich will meine Schwester stolz machen. Sie wollte immer hier mitmachen, aber sie kann nicht singen. Also hat sie mich geschickt."
„Du lebst den Traum deiner Schwester?", fragte er und ich nickte.
„Ich glaube man hat mir in der Audition angesehen, dass ich wahrscheinlich eher zu Samu gegangen wäre, wenn es meine Entscheidung gewesen wäre! Also - nicht falsch verstehen - ich fühle mich sehr wohl bei Mark! Ich würde jetzt auch nichtmehr tauschen wollen!"
„Schon gut, ich sag nichts!", lachte er, „aber ja, ich erinnere mich an deine Audition, da hat wirklich jeder gedacht, du gehst zu Samu!"
„Liegt vielleicht an diesem Armband, was er in den Blinds gesehen hat", sagte ich und schob meinen Ärmel hoch, „meine beste Freundin und ich waren nach dem Abi auf einem Konzert von Sunrise Avenue, ich trage das Armband noch immer gerne! Als Andenken an einen schönen Abend!"
„Das kommt mir sehr bekannt vor", Tim legte seine Finger um mein Handgelenk.
„Du warst auch dort als Support Act!", erklärte ich ihm. Er sah mich überrasch an.
„Du bist nicht für jeden hier ein No-Name", ergänzte ich und lachte, „ich höre deine Musik schon seit den Zeiten von Ruin' me und Words 4 u!"
„Die Lieder kennt bis heute niemand!", lachte er, „fast."
„Fast", wiederholte ich lachend.
„Warum hast du nicht gesagt, dass du mich kennst?"
„Ich gehe ja auch nicht zu Samu, Mark oder Yvonne und sag ihnen das, oder?"
„Ich bin hier wirklich der No Name!", lachte er.
„Für mich nicht. Vor allem nicht nach diesem Horror-Erlebnis! Du hast mich wirklich beruhigen können. Das werde ich dir niemals vergessen."
Er lächelte und brachte mich damit auch zum Lächeln. Dann war es lange still, wir sahen uns einfach in die Augen. Mein Herz klopfte so schnell, ich ging langsam näher an ihn heran. Er rührte sich nicht und sah zwischen meinen Augen und Lippen hin und her. Und dann schloss ich die Lücke und küsste ihn. Als meine Lippen seine berührt hatten, wich ich augenblicklich zurück.
„Scheiße, entschuldige ich", weiter kam ich nicht, denn er legte die Hand auf meine Wange und küsste mich erneut. Und dann wieder. Und wieder. Voller Gefühl und Leidenschaft. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken, er zog meinen Körper an seinen heran. Nach geraumer Zeit lösten wir uns voneinander.
„So, so, was sagte Coco nochmal? Ich soll also Abstand halten, ja?", fragte er amüsiert. Ich nickte.
„Du weißt, dass das falsch ist!", antwortete ich.
„Warum? Wir sind freie Menschen in einem freien Land!"
„Aber die Show..."
„Wenn die Kameras aus sind, dann kann uns die Show egal sein!"
Ich überlegte kurz, runzelte die Stirn und sah zu Boden. Dann blickte ich wieder in seine wunderschönen Augen. Ich lächelte und er nahm dies zum Anlass, mich wieder zu küssen. Es fühlte sich so unbeschreiblich schön an. Mein Herz klopfte, mein Körper schauderte vor Gänsehaut.
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Ihr Lieben! Danke für eure tolle Rückmeldung! Ich würde mich sehr freuen wieder von euch zu hören😊👋🏻
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Plan B - KAMRAD / The Voice of Germany Fanfiction
FanfictionLouisa wird von ihrer Schwester bei The Voice of Germany angemeldet und plötzlich sind noch ganz andere Gefühle im Spiel als nur die Liebe zur Musik...