Am nächsten Morgen klingelte der Wecker relativ früh, denn die Dreharbeiten für die Battles begannen. Heute würden wir in Zweiergruppen eingeteilt und unseren Song bekommen. Ein wenig aufregend war das schon, schließlich war die Konkurrenz sehr groß und sehr stark. Über die letzten Tage hatten sich schon viele Kleingruppen zusammengefunden und machten Musik, so wie jetzt auch beim Catering. Sie alle waren fantastisch und sie alle waren meine Mitstreiter. Ich sah mich etwas auf dem Studiogelände um und schlenderte herum. Das ließ meinen Kopf etwas freier werden. Warum war ich nur nervös? Ich tat das doch nur für meine Schwester? Es war mir doch nur für sie wichtig, oder? Naja, blamieren wollte ich mich nun auch nicht. Aber wenn's vorbei war, war's eben vorbei. Ich wurde aus den Gedanken gezogen, als mir jemand entgegenkam. Als er näher kam, konnte ich ihn identifizieren. Es war Kamrad. Okay, die Coaches waren also schon hier, dann ging es wohl gleich los.
„Hi", begrüßte er mich lächelnd.
„Hey", antwortete ich und lächelte zurück.
„Catering und Maske ist in der anderen Richtung!"
„Oh...äh...ja ich weiß, danke. Ich versuche nur, den Kopf freizukriegen!"
„Dann geht's dir wie mir", antwortete er und blieb stehen, „aufgeregt?"
„Ja, ziemlich", antwortete ich nickend.
„Ich auch", gab er zu, „aber das wird schon!"
„Ja", lächelte ich, „du weißt zumindest schon, wie es weitergeht! Wir warten auf die Verkündung..."
„Ich weiß, wie es weitergehen sollte", korrigierte er, „aber wenn den Leuten meine Auswahl nicht gefällt oder sie sich nicht verstehen, dann nützt der beste Plan nichts!"
„Ich kann dich beruhigen, wir verstehen uns alle blendend! Wir saßen jeden Abend zusammen und haben Musik gemacht!"
„Ja, ich hab davon gehört...und ich saß abends auf dem Hotelzimmer rum...da wäre ich mal besser zu euch gekommen!"
„Ich gehe mal davon aus, dass das nicht das letzte Mal war und dass du willkommen wärst! Aber darfst du überhaupt das Hotel verlassen?"
„Mich kennt hier eh keiner!", lachte er und ich stieg kurz mit ein.
„Das stimmt doch nicht!"
„Klar, ich bin der größte Underdog in der Geschichte der The Voice-Coaches! Ich könnte mich zu euch setzen und es würde nicht auffallen!"
Ich mochte seine Bodenständigkeit, auch, wenn er sich gerade sehr unter Wert verkaufte. Aber gut neben Mark Forster, Samu Haber und Yvonne Catterfeld hatte er schon recht...ich hatte einen riesig großen Respekt vor ihm, dass er den Vertrag hier unterzeichnet hatte. Ich an seiner Stelle hätte wahrscheinlich Angst gehabt, dass niemand in mein Team gehen wollte, wenn rechts und links große Stars saßen. Aber er nicht. Er schien wirklich locker zu sein. Sein Handy klingelte und unterbrach unser Gespräch.
„Sorry, ich muss los!", sagte er, „viel Glück!"
„Dir auch!", antwortete ich lächelnd. Er war wirklich sehr nett.Mein Weg führte mich weiter zur Maske. Wir wurden ganz dezent und natürlich geschminkt und bekamen die Klamotten gestellt, die ihrer Meinung nach am besten zu unserem Typen passte. Auch Samu lief mir ab und zu über den Weg. Leider war er ziemlich in Eile und mehr Zeit als für ein kurzes ‚Hi' hatte er leider nicht. Wie gerne hätte ich mit ihm ein Gespräch geführt! Von der Maske ging es für ihn zum Fototermin, dann ins Interview, dann zu seinen Talents. Ich hatte also keine Möglichkeit mehr für ein Autogramm oder Foto. Schon stressig, aber Samu machte das nicht zum ersten Mal, er wusste, worauf er sich einließ. Kamrad hingegen wurde nun genau wie wir Talents ins kalte Wasser geschmissen.
Ich wurde in einen großen Raum geführt, ein Kamerateam folgte mir. Auf der Couch dort drin saß ein eine Frau, die vielleicht ein paar Jahre älter war. Ich wusste, dass sie meine Battlepartnerin sein musste. Ich gab ihr freundlich die Hand und stellte mich vor. Ihr Name war Vanessa und sie schien nett zu sein. Ich kannte sie von den Musik-Abenden aber wir hatten bislang nicht wirklich miteinander sprechen können. Wir setzten uns gemeinsam nebeneinander und unsere Auditions wurden gezeigt. Zuerst meine.
„Wow, deine Stimme ist richtig gut! Die Coaches haben sich ja richtig um dich gestritten!", meinte sie. Ich versank fast schon im Erdboden bei solch netten Worten von ihr. Und ich hatte nun auch ein wenig Angst davor, dass sie mich an die Wand singen würde. Ihr Video startete und schon nach den ersten Tönen hatte Samu auf den Buzzer gedrückt. Bei mir hatte er dies erst zum Schluss getan. Sie hatte eine sehr kraftvolle Stimme und war sehr selbstbewusst. Samu und Mark hatten sich umgedreht und sangen ihr jeweils etwas vor, um sie in das jeweilige Team zu holen.
„Für mich war von Anfang an klar, dass ich zu Mark gehe!", erzählte sie nach dem Video.
„Das höre ich gerne!", sagte plötzlich eine männliche Stimme hinter uns. Ich erschrak total, denn auf einmal stand Mark hinter uns. Und als er merkte, dass er es geschafft hatte, uns zu erschrecken, lachte er. Zur Begrüßung umarmte er uns und setzte sich zu uns.
„So, ich habe lange gesucht nach dem perfekten Song für euch und ich habe mich dafür entschieden", begann er und drückte uns die Texte in die Hand. Er hat nach dem perfekten Song gesucht. Musical? Disney? Das wäre perfekt für mich. Mark strahlte, es musste ein Musical-Song sein! Ich drehte den Zettel um und stutzte.
„The Boy is mine", las ich vor. Mark nickte lächelnd.
„Kenne ich nicht", antwortete Vanessa und strich sich durch ihre blonden Haare.
„Ich glaube, ich habe das schonmal gehört...", meinte ich und trällerte ein paar Töne. Mark nickte, ich hatte also den richtigen Song im Ohr. Er gab uns MP3-Player, mit denen wir mit dem Lied vertraut werden sollten, danach würde es direkt ins erste Coaching gehen. Mark verabschiedete sich recht schnell wieder und wir begannen sofort zu üben. Damit hatte ich nicht gerechnet. Es war irgendein alter Schinken, in dem man kaum Stimme zeigen konnte. Der Song plätscherte nur vor sich hin.
„Hm, das ist...interessant!", stöhnte Vanessa, als sie das Lied einmal komplett gehört hatte. Wir mussten aufpassen, was wir sagten, immerhin wurde alles aufgezeichnet. Ich erinnerte mich an Kamrads Worte. Er hatte Bedenken, sein Team könnte seine Auswahl nicht mögen. Und nachdem ich diesen Gedanken als völlig absurd abgestempelt hatte, war ich nun selbst in dieser Situation. Das war ziemlich enttäuschend.
„Wir kriegen das hin!", antwortete ich und lächelte, „sollen wir den ersten Versuch wagen?"
So ging das Proben los. Wir halfen uns gegenseitig bei Schwierigkeiten wie Betonung und Rhythmus. Und nach einer gefühlten Ewigkeit verschwand das Kamerateam und ließ uns alleine.
„Was sagst du?", fragte Vanessa. Ich zuckte mit den Schultern und seufzte.
„Ziemlich scheiße wenn du mich fragst!", sie warf das Blatt beiseite und setzte sich wieder auf die Couch.
„Warum macht Mark das? Der kann sich doch denken, dass das nicht das ist, was wir wollen!", fluchte sie.
„Er wird sich irgendwas dabei gedacht haben...", versuchte ich ihr und mir selbst einzureden.
„Das soll er mal erklären!"
„Pass auf: Lass uns das Lied so gut es geht einüben. Dann können wir wenigstens sagen, dass wir es versucht haben! Und wenn er merkt, dass es langweilig ist, ändert er seine Meinung vielleicht", schlug ich vor.
„Mit diesen Song ist jedenfalls klar: Es wird keinen Steal Deal geben. Einer von uns wird definitiv rausfliegen", schlussfolgerte Vanessa, „die wollen, dass wir uns bekriegen!"
„Das will Mark sicher nicht!", entgegnete ich.
„Jetzt sei nicht so naiv, Louisa! Der Song heißt ‚The Boy ist mine' und das Kamerateam war nicht umsonst eben so lange bei uns, während parallel so viele andere Gruppen üben!"
Ich seufzte. Hatte sie recht? Meine Vorfreude auf dieses Projekt war zumindest nun wirklich im Keller angelangt...
———————————-
Hallo zusammen, hier ein neues Kapitel! Ich würde mich sehr sehr dolle über Rückmeldung freuen! Danke😊😊🫶🏻
DU LIEST GERADE
Plan B - KAMRAD / The Voice of Germany Fanfiction
FanfictionLouisa wird von ihrer Schwester bei The Voice of Germany angemeldet und plötzlich sind noch ganz andere Gefühle im Spiel als nur die Liebe zur Musik...