Alle hatten sich Sorgen um mich gemacht. Alle sprachen mich auf die Vorkommnisse an und nur die wenigsten konnten wirklich glauben, dass das alles passiert war. Die Terminierung der Battles wurde nach dem Schock etwas nach hinten verschoben, aber heute war es soweit. Heute begannen die Dreharbeiten.
Die Zuschauer wurden von Security ordentlich durchleuchtet. Der Sender gab sich große Mühe, dass keine weitere Katastrophe passierte. So wurden Taschen nicht nur durchsucht, sondern im Studio komplett verboten.
Meine Familie war gekommen, um sich meinen letzten Auftritt anzusehen. Danach fuhr ich dann also wirklich wieder nach Hause. Begeistert waren sie nicht, als ich sie am Krankenhaus zuerst stehen gelassen und dann mitgeteilt hatte, dass sie umsonst auf mich warteten und ich noch ein paar Tage in Berlin bleiben würde. Coco hatte seither kein Wort mehr mit mir gesprochen und das schmerzte. Aber ich versuchte, sie ebenfalls spüren zu lassen, dass ich sauer auf sie war. Ich konnte nicht akzeptieren, wie sie mit Tim umgegangen war. Aprospros Tim: unser Kuss war nun auch schon ein paar Tage her. Wir hatten Nummern getauscht, aber sein Terminkalender passte zurzeit überhaupt nicht zu meinem, sodass telefonieren schlicht unmöglich war. Und wenn wir beide Feierabend hatten, war ich nie alleine auf dem Hotelzimmer. Wir hielten es für die beste Idee, es niemandem zu erzählen. Was, wenn es mit uns nicht funktionierte? Wir wollten es privat halten. Nur für uns. Auch wenn das bedeutete, dass wir uns seitdem nichtmehr alleine gesehen hatten. Ich hoffe, es würde heute anders sein. Ich stellte mich vor einen der großen Spiegel und checkte mein Outfit. Man hatte mir ein enges Kleid und hohe Schuhe gegeben, ich fühlte mich eher wie bei Heidi Klum als bei The Voice. Meine zitternden Knie auf den Stöckelschuhen waren keine gute Kombi. Ich kannte den Ausgang des heutigen Tages und doch war ich nervös. Sehr sogar. Das lag am Publikum aber auch an Tim. Und nicht zuletzt daran, dass ich meiner Familie das erste Mal wieder unter die Augen treten und mir garantiert eine Standpauke für mein Verhalten einfahren würde. Aber ich wollte auch einfach gut sein. Als mein Handy klingelte und ich sah, dass Tim mir geschrieben hatte, lächelte ich und all die Anspannung fiel von mir ab. Anspannung! Nervös war ich trotzdem. Und vielleicht jetzt noch mehr, denn er schickte lediglich einen Standort. Ich versuchte also, mich relativ unbemerkt aus der Gruppe zu schleichen. Es gelang mir fast. Aber eben nur fast.
„Moment, junge Dame, wohin?", fragte einer der Securitys und das erste Mal war ich nicht froh darüber, dass die Produktion für so viel Sicherheit und Kontrolle sorgte.
„Frische Luft schnappen!", antwortete ich.
„Das geht nichtmehr. Wir fangen gleich an."
„Ich bin erst sehr spät dran und ich bleibe nicht lange!"
„Ich begleite sie!", kam Maxi auf uns zu und legte einen Arm um mich. Ich seufzte innerlich. Jetzt musste ich nicht nur den Security-Typen loswerden, sondern auch noch eine Freundin. Und das könnte deutlich schwieriger werden. Wir durften schließlich raus aus dem Studio, wenn wir versprachen, nicht zu lange zu bleiben und uns nicht vom Gelände zu entfernen. Beide nickten wir mit großen Augen, bevor wir endlich die ersten Sonnenstrahlen sahen.
„Die Gruppe macht mich ganz nervös! Ich bin froh, dass wir jetzt nochmal die Ruhe genießen können!", sagte Maxi, als wir nebeneinander her schlenderten, „nur du und ich und diese wundervolle Stille!"
Mein Handy klingelte erneut. Ich hatte es an der Seite meines BH's versteckt und sah sofort nach, ob es Tim war. Aber es war nur eine dieser lästigen WhatsApp-Gruppen, die ich längst hätte löschen sollen!
„DU HAST DEIN HANDY DA REINGESCHMUGGELT?!", rief Maxi entsetzt.
„SCCCHHHH", machte ich.
„Wieso?", fragte sie verwundert.
„Ich...ich will einfach erreichbar sein!", erklärte ich und es war nicht gelogen.
„Luisa...", stöhnte Maxi, „wer schreibt dir?"
„Kann ich nicht sagen!" Es war kurz still und sie dachte nach. Dann stoppte sie plötzlich und grinste.
„Du und Kamrad?!", schlussfolgerte sie sofort und meine weiten Augen verrieten mich.
„SCCCHHHH", machte ich schon wieder.
„Was ist denn schon dabei?", lachte sie.
„Bitte, ich möchte nicht, dass es jemand erfährt!"
„Ich sah nichts, keine Sorge. Aber - dann ward ihr beiden doch deswegen zusammen im Technikraum?!"
„Nein! Nein, wirklich nicht! Das hat sich erst vor ein paar Tagen so entwickelt! Und jetzt will er mich sehen, deswegen bin ich rausgegangen."
„Dann habe ich quasi euer Secret Date gecrashed?", fragte sie amüsiert. Ich traute mich nicht zu nicken, aber der Mundwinkel, den ich verzog, war ihr genug.
„Los! Hau schon ab! Ich lass mir was einfallen!", sagte sie und strich mir über den Arm, „aber hey! Wenn das hält, lädst du mich zur Hochzeit ein, verstanden?!"
Ich grinste und sie warf mir einen Luftkuss zu, bevor ich auf meinen Handybildschirm starrte und den Raum ausfindig machte, von dem Tim den Standort geschickt hatte.
„Hey, da bist du ja!", begrüßte Tim mich lächelnd und zog mich in eine lange Umarmung.
„Ist gar nicht mehr so leicht, unbeobachtet irgendwo hinzugehen!", sagte ich, „aber für dich gebe ich mir da gerne Mühe, egal wie schwer es ist!" Tim lächelte - nein, er lachte fasst und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Noch immer hatte er seine Arme um mich geschlungen und unsere Körper nah aneinander gehalten.
„Ich hab dich vermisst!", sagte er dann. Ich strich über seine Arme, die mich festhielten.
„Du bist derjenige mit dem vollen Terminkalender!"
„Ja, aber ich verspreche dir, nach der Show"
„Nach der Show fahre ich nach Hause!", korrigierte ich ihn.
„Ich dachte du könntest noch ein paar Stündchen für mich rausschlagen!", korrigierte er mich grinsend.
„Meine Familie wird dich umbringen! Und mich gleich mit!"
„Das Risiko gehe ich ein!", lachte er, „also?"
„Ja", lächelte ich, völlig gefangen in seinen Augen. Das würde Ärger geben. Das würde so großen Ärger geben! Was machte dieser Mann nur mit mir?
„Bist du aufgeregt?", fragte er und ich nickte.
„Und du?"
„Ja. Ich muss so viele Menschen heute enttäuschen..."
„Dann solltest du die letzten Momente nutzen, um zu entspannen!", schlug ich vor.
„Ich wüsste auch schon wie", sagte er, legte seine Hand an meine Wange und drückte seine Lippen auf meine. Ein Feuerwerk entfachte in meinem Körper, ich hatte mich so auf unseren nächsten Kuss gefreut. Ich war so verliebt. Mit jeder kleinsten Faser meines Körpers! Ich wollte nie wieder weg von ihm. Ich schlang die Auge um seinen Nacken und hielt ihn so bei mir, er strich die Seiten meines Körpers mit seinen Händen sanft ab. Es verpasste mir eine Gänsehaut. Ich schauderte. Wir lösten uns kaum voneinander. Ich war so glücklich.
„Jetzt geht's mir besser!", lächelte er, als wir uns kurz voneinander lösten und unsere Stirnen aneinander drückten. Ich schüttelte den Kopf.
„Mir noch nicht!", lächelte ich und drückte wieder meine Lippen auf seine. Es verleitete ihn dazu, seinen Griff zu verfestigen und mich enger an seinen Körper zu ziehen. Wieder bekam ich Gänsehaut.
Unsere Küsse wurden intensiver, stürmischer. Tims Hände fuhren über meinen Körper. Er hob mich hoch und setzte mich auf dem Tisch wieder an, dann stellte er sich zwischen meine Beine. Ich ließ einfach alles geschehen und verlor mich in meinen Gefühlen. Er öffnete seine Hose, seine Hand fuhr meinen Oberschenkel hinauf und griff unter mein Kleid nach meinen Slip, den er mir gerade von den Beinen streifen wollte. Es war, als würde ich in diesem Moment aufwachen. Ich legte meine Hand auf seine und stoppte ihn. Er atmete schwer.
„Alles okay?", fragte er und rang nach Luft.
„Es...es ist nur..."
„Zu schnell?"
„Ich...ich hab noch nie...", druckste ich rum und sah ihm dann in die Augen. Überrascht zog er die Augenbrauen nach oben.
„Echt? Wie...wie alt bist du denn?" Hatte er das wirklich vergessen?
„22."
„Und du hattest noch nie Sex?"
Ich schüttelte beschämt den Kopf. Tim ließ von mir ab und schloss seine Hose wieder.
„Dann...kann ich das nicht", beschloss er dann, „nicht so schnell und nicht hier." Ich war derweil wieder vom Tisch auf den Boden gehüpft und stand vor ihm. Er strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr und seufzte erneut.
„Es ist okay für mich!", flüsterte ich und griff nach seinen Händen, „ich habe lange genug gew"
„Nein! Luisa, das geht nicht...du weißt nicht, was du da sagst..."
Wir wurden von dem Klingeln seines Handys unterbrochen. Er sah kurz auf den Bildschirm.
„Hör zu, ich muss los. Ich meld mich, okay?" Er beugte sich zu mir, um mich zu küssen, aber ich zog den Kopf weg. Stattdessen gab er mir also einen Kuss auf die Wange und verließ den Raum. Ich stand einfach da, geschockt und wie angewurzelt. Hatte Coco recht?
———
Ihr Lieben! Mit diesem Kapitel verabschiede ich mich für ca 1,5 Wochen in den Urlaub, da kann ich leider nicht weiterschreiben. Solange hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat😊👋🏻
DU LIEST GERADE
Plan B - KAMRAD / The Voice of Germany Fanfiction
FanficLouisa wird von ihrer Schwester bei The Voice of Germany angemeldet und plötzlich sind noch ganz andere Gefühle im Spiel als nur die Liebe zur Musik...