Heute durfte Team Mark zum ersten Mal ins Studio und gegenseitig bei den Proben zuschauen. Es wurde alles für die Battles umgebaut, es war wirklich beeindruckend! Vanessa und ich hatten wir so oft in letzter Zeit stundenlang geübt. Wir waren das zweite Paar, welches in Team Mark an der Reihe war. Ich war wirklich aufgeregt: Die große Bühne, die Band und Marks Erwartungen. Und die Entscheidung, welcher Song es wohl werden wird. Zum meinem Glück war Maxi vor mir dran, ich hatte also eine gute Ablenkung und konzentrierte mich mehr auf sie und drückte ihr die Daumen, statt selbst aufgeregt zu sein. Maxi hatte eine so wundervolle Stimme, ich hörte ihr gerne zu! Und ich freute mich, dass wir nach meiner Probe noch etwas Zeit miteinander verbringen konnten, denn das fehlte mir. Ihre Battlepartnerin Justine war ebenfalls stark, aber ein ganz anderer Typ als Maxi. Frech, rauchige Stimme. Maxi war da eher so wie ich. Brav. Es war also auch eine Geschmacksfrage, wer von den beiden eine Runde weiterkommen würde. Nach jedem Durchgang klatschten wir anerkennend und motivierten uns somit gegenseitig. Es war schon, dass das Konkurrenzdenken sehr im Hintergrund lag. Das hatten wir sicher auch unseren Jams zu verdanken. Und dann kam der große Moment: Vanessa und ich waren dran. Maxi gab mir ihr Mikro und umarmte mich, bevor sie sich zu den anderen auf die Tribüne setzte.
„Na ihr zwei, habt ihr nochmal fleißig geübt?", begrüßte Mark uns mit einem breiten positiven Lächeln und einer Umarmung.
„Wir haben sehr viel geübt!", antwortete ich.
„Na dann lasst mal hören!"
Wir begannen mit ‚The Boy is mine', ab und zu hörten wir ein paar motivierende Zurufe der anderen Talents. Es klang wohl gar nicht so schlecht, wie wir selbst den Song empfanden. Vanessa und ich hatten abgesprochen, zumindest ein bisschen während des Liedes zu schauspielern und uns zu bewegen, statt steif auf einem Fleck zu stehen. Das hab dem Song zusätzlich Dynamik und ich musste sagen: Langsam machte es sogar Spaß. Nach dem letzten Ton pochte mein Herz wie verrückt. Unsere Mitstreiter klatschten, so wie auch Mark.
„Ja geil!", lächelte er begeistert. Er gab uns noch ein, zwei kleinere Tipps an die Hand, dann sangen wir den Song ein zweites Mal durch. Und wieder: frenetisches Klatschen im Studio. Mark drehte sich zu seinen Talents um.
„Findet ihr das langweilig?!", rief er ihnen zu und hörte ein lautstarkes ‚Nein'.
„Vielleicht ist der Song doch nicht so mies!", ärgerte er uns lachend. Ich stieg mit ein. Vanessa war eher unglücklicher. Das merkte Mark auf.
„Du willst trotzdem lieber den anderen Song, hab ich recht?", fragte Mark und sie nickte.
„Ich will dir beweisen, dass ich das kann!"
„Du musst mir nichts beweisen, ich weiß, dass du gut bist!", er legte eine Hand auf ihre Schulter. Sie senkte den Kopf.
„Na gut, einmal Rise up bitte!", rief er der Band zu. Wie nett er doch war und nun auf Vanessa einging. Es freute mich, dass sie nun eine Chance hatte, ihr schlechtes Gewissen auszubügeln.
Der Drummer gab den Einsatz, das Orchester begann zu spielen. Vanessa und ich waren wirklich sehr nervös und versuchten, uns gegenseitig Sicherheit zu geben. Der Song war eine ganz andere Hausnummer! Mark rief uns oft während des Songs zu, wir sollten uns mehr zum Publikum richten und selbstbewusster auftreten. Und da lag das Problem: Wir waren einfach noch zu unsicher. Vanessa war völlig eingeschüchtert. Und gemeinsam schaukelten wir uns mit unserer Nervosität nur hoch. Die Kameras kamen richtig nah, wir ignorierten sie größtenteils, was natürlich total falsch war. Ein kurzer Blick zu Mark reichte, um sicher zu sein, dass er enttäuscht war. Doch damit baute er ungewollt Druck auf. Vanessa vergaß ihren Text und verpasste mehrmals ihren Einsatz. Katastrophe! Aber man sagte doch, dass wenn die Generalprobe schlecht war, der Auftritt umso besser wird, oder? Aber so fühlten wir uns momentan nicht. Man sah Vanessa an, dass sie sehr enttäuscht von sich selbst war. Schon wieder. Als der Song fertig war, schüttelte sie nur den Kopf und schaute zu Boden. Mark, der vor der Bühne gestanden hatte, kam auf uns zu, mit einer Hand kratzte er sich nachdenklich am Nacken. Er nahm Luft, um etwas zu sagen, als Vanessa sich plötzlich umdrehte und einfach aus dem Studio rannte. Vielleicht nicht die beste Idee, aber vor der Kamera würde ich auch nicht weinen wollen.
„Oh", machte Mark nur und schaute ihr hinterher. Wie ich auch.
„Was ist los?", fragte er dann.
„Ich glaube, sie ist sehr enttäuscht...", antwortete ich.
„Weint sie?"
„Ich schaue mal nach ihr", sagte ich, „also wenn ich darf."
„Klar", antwortete Mark. Ich gab ihm mein Mikrofon und ging ebenfalls aus dem Studio. Ein Kameramann folgte mir. Ich stoppte.
„Bitte...das willst du ihr nicht wirklich antun!", sagte ich zu ihm. Er überlegte kurz, aber dann entschied er weise, schaltete die Kamera ab und entfernte sich von mir. Ich dachte, es würde ewig dauern, bis ich Vanessa gefunden hatte, denn sie konnte ja überall sein. Doch sie saß direkt vor der Studiotür und weinte. In einer Hand hielt sie ihr Taschentuch, in der anderen den Songtext. Als sie mich sah, begann sie, noch heftiger zu weinen.
„Wir kriegen das hin! Mach dir nichts draus!", versuchte ich, sie zu beruhigen, „wir werden mega sein, ok? Wir werden Mark stolz machen!"
„Hast du nicht gehört, wie schlecht das war? Und Mark ist total enttäuscht...Das ist doch sche*ße, aber der neue Song ist viel zu schwer und der Alte hat so viel Text!"
Ich seufzte. Was sollte ich dazu sagen? In den Proben klappte es doch. Mein Blick schweifte umher. Von weitem sah ich eine zierliche Person näher kommen. Es war Yvonne, die scheinbar ähnlich wie Tim und ich ein paar Minuten für sich brauchte. Aber als sie sah, dass Vanessa weinte, näherte sie sich uns.
„Alles in Ordnung?", fragte sie und hockte sich zu uns.
„Lampenfieber", antwortete ich.
„Das ist ganz normal! Aber jeder der hier ist hat Talent! Es wird alles gut gehen!" Das half Vanessa nicht wirklich.
„Die Generalprobe war schlecht", erklärte ich.
„Dann wird's in der Show nur besser!, lächelte sie, „nicht weinen, ich verspreche es wird alles gut!" Sie griff nach Vanessas Handgelenken und streichelte beruhigend über ihre Arme.
„Mark sitzt jetzt da drin und wartet auf uns. Ich werde wieder reingehen und mir seine Tipps anhören, ich denke, das solltest du auch! Wir sind ein Team und wir stehen das durch! Und hey, wenn es eine Katastrophe wird, bleiben wir wenigstens in allen Köpfen!", redete ich weiter auf sie ein, streckte ihr dann meine Hand hin und zog sie hoch. Mit meinem Daumen strich ich ihr die verlaufene Mascara weg.
„Viel Erfolg!", wünschte Yvonne uns noch, bevor sich der Studioeingang schloss.
Mark kam sofort auf uns zu und umarmte Vanessa. Er munterte sie auf und sagte ihr, wie toll sie singen konnte und warum er sich bei den Blinds für sie umgedreht hatte. Wenigstens das ließ Vanessa ein bisschen lächeln. Und - wer konnte es ahnen - Rise up war raus. Das war schade und peinlich zugleich, ich wollte gar nicht wissen, wie der Einspieler geschnitten werden würde. Doch eins wusste ich: Sollte der Sender die Abscheulichkeit besitzen, uns zu demütigen, war ich raus. Das musste ich mir selbst versprechen.———————-
Ich wünsche euch einen guten Start ins Wochenende! Ich hoffe euch gefällt das Kapitel!😊👋🏻
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Plan B - KAMRAD / The Voice of Germany Fanfiction
FanficLouisa wird von ihrer Schwester bei The Voice of Germany angemeldet und plötzlich sind noch ganz andere Gefühle im Spiel als nur die Liebe zur Musik...