Ein letztes Mal vor dem großen Auftritt. Ein letztes Mal auf der Bühne stehen und in die leeren Rängen schauen. Schon in ein paar Tagen werden sie gefüllt sein mit Menschen, die große Leistungen von uns erwarten. Damit meinte ich nicht nur die vier Coaches, allen voran Mark. Damit man sich wirklich jeden in diesem Raum. In diesem wirklich großen Raum. Stopp - Luisa. So darfst du schon gar nicht denken! Mach dir keine Gedanken über die Menschenmengen, die da sein werden. Es ist nichts anderes als in der Blind Audition. Es ist nichts anderes. Nur, dass einer von uns rausfliegen wird. Und scheinbar hatte ich in jüngster Vergangenheit wohl nicht mehr ganz so dolle aufgepasst, wenn Coco und ich uns The Voice of Germany im Fernseher angeschaut hatten. Denn einen Steal-Deal gab es nicht mehr. Stattdessen konnten die Coaches entscheiden, ob sie einen oder sogar beide Talente eines Battles weiterließen. Aber sie konnten auch beide rausschmeißen. Und als ich das erfuhr, war der Ausgang des Battles eigentlich schon klar. Wir waren die Chaos-Gruppe gewesen. Wenn Mark uns nicht rauswerfen wollte, würde er vom Sender manipuliert werden. Ich packte also schon mal in Gedanken meinen Koffer. Naja, eigentlich hatte ich ihn gar nicht ausgepackt. Weil es mir egal war. Ich war doch nur für Coco hier. Ich hatte keine ernsten Absichten ins Musik-Business einzusteigen. Man könnte fast meinen, ich nahm hier jemandem einen Platz weg. Und je mehr ich die Leute kennenlernte und wusste, wie ernst es ihnen war, desto schwerer vieles, mir, hier zu bleiben. Den Platz nicht frei zu geben. Und ich? Ich hatte nur Tim im Kopf. Ich sah mich die ganze Zeit um nach ihm. Er war einfach nicht da. Machte er das mit Absicht? Wohl kaum. Oder vielleicht doch. Ich hätte ihn küssen sollen. Und ich hoffe so sehr auf eine zweite Chance. Wir zwei alleine. Aber im Ernst, das wird nicht noch mal passieren.
Neben Tim war der Song die ganze Zeit in meinem Kopf. Rise up war Geschichte. Was auch immer mit Vanessa los war, auf der Bühne funktionierte es einfach nicht. Wir setzten also jetzt doch etwas auf schauspielerisches Talent, ohne uns dabei aber die Köpfe einzuschlagen. Wir konzentrieren uns auf Harmonie und Zweistimmigkeit. Und irgendwie brachte es mich zum Lachen, dass Mark nun zum ersten Mal erst dazu kam, uns richtig zu coachen. Zuvor waren wir viel zu viel mit der Songauswahl und Vanessas Schwierigkeiten beschäftigt. Die Generalprobe lief recht gut. Wir waren die letzte Gruppe, die haben zuvor schon alle unsere Teammitglieder beziehungsweise Konkurrenten singen hören. Und die Konkurrenz war hart. Sehr hart. Mich würde es nicht wundern, wenn wir tatsächlich beide rausfliegen würden. Aber gut, so war es nun. Mehr als unser Bestes geben konnten wir nicht. Hätte der andere Song uns vielleicht gerettet? Und darf ich ganz kurz egoistisch sein und darüber nachdenken, ob ich mit dem anderen Song nicht definitiv weiter gekommen wäre? Wenn Vanessa so Probleme hatte, war das doch gut für mich. Eine Runde weiter würde bedeuten, dass meine Zeit mit Tim noch nicht vorbei war. Also dürfte ich gar nicht rausfliegen. Moment — Was dachte ich da gerade? Das war eine Teamarbeit! Ich musste mir das aus dem Kopf schlagen!
„Mädels, das war fantastisch!", klatschte Mark nach dem finalen Durchgang. Feierabend war angesagt. Wir waren zufrieden. Wir konnten zufrieden sein. Wir würden heute gut schlafen. Nein - Vanessa konnte gut schlafen. Ich hoffte immer noch darauf, beim Rauslaufen aus dem Studio Tim noch mal über den Weg zu laufen. Ob sein Team schon vor unserem dran war? Ob er schon längst im Hotel war? Oder vielleicht probte er erst morgen? Vielleicht hat er viele Interviews zu tun. Luisa stopp - du tust es schon wieder! Ich schüttelte die Gedanken erneut ab. Aber ich musste ihn noch mal sehen...und das bestenfalls nicht bei den Battles, wenn ich sowieso nervös war.
„Du warst großartig!", lächelte Maxi und umarmte mich. Sie hatte zuvor auch eine spitzenmäßige Performance abgegeben. Ich erwiderte dankend die Umarmung.
„Gehen wir noch was essen?", fragte sie dann.
„Ich würde gerne noch etwas hierbleiben und übers Gelände schlendern. Ich muss den Kopf frei kriegen."
„Gut, dann bleiben wir noch etwas hier!", lächelte sie und legte einen Arm um mich. Ich seufzte, aber ich lächelte. Was sollte ich auch sagen?
„Stimmt was nicht?", sprach sie mich auf meine Reaktion an.
„Ich glaube... ich glaub, ich wär gern alleine. Ich muss nachdenken."
„Über Tim?", grinste sie. Ich erschrak. Woher wusstest du das?
„Du schaust dich die ganze Zeit um. Du sitzt am Handy und aktualisierst ständig die Newsfeed auf deinen Social Media Kanälen. Das hast du während den Blinds nicht gemacht. Und nach eurem Date im Hotelzimmer"
„Es war kein Date!", unterbrach ich sie.
„Was immer es war. Es hat was mit dir gemacht."
Ich schwieg und sah zu Boden. Ich konnte nur hoffen, dass es nur ihr auffiel, weil wir befreundet waren. Sie konnte mich von Beginn an sehr gut lesen. Ich hoffte, das war der einzige Grund. Ich hoffte, dass alle anderen den Jam-Abend vergessen hatten. Oder zumindest, dass Tim und ich dort lange alleine besprochen hatten. Im Hotelzimmer. Weit weg von allen anderen. Und danach hatten wir uns fast ignoriert. Wow, wie auffällig! Man könnte ja fast meinen, wir wären im Bett gelandet.
„Du willst mit ihm reden, das verstehe ich. Zufällig weiß ich, dass er zeitgleich zu unseren Proben zu Interviews gerufen wurde. Vielleicht hast du Glück." Sie legte eine Hand auf meine Schulter und verabschiedete sich. Ich flüsterte ihr ein Danke entgegen.
„Wenn es was zu berichten gibt...", rief sie noch und formte ihre Hand zu einem Telefonhörer, den sie sich ans Ohr hielt. Soviel dazu, dass ich hier mit niemanden über Tim reden wollte. Und jetzt hat er sich selbst rausgefunden. Wobei, was hast du sie dann rausgefunden? Aktuell gab es nichts rauszufinden. Aber ich sollte ihr zumindest erzählen, dass wir nicht miteinander geschlafen hatten. Dass wir uns nicht geküsst hatten. Dass wir... nichts hatten. Und dass die Wahrscheinlichkeit, dass das so bleiben würde, äußerst hoch war. Seufzend trete ich mal wieder meine Runden auf dem Studiogelände. Viele Talente aus Team Samu kamen mir entgegen. Scheinbar hatten sie nun Generalprobe. Auch das hätte ich eigentlich wissen müssen, dann natürlich redeten wir untereinander. Aber meine Gedanken waren - ich wiederhole mich - bei jemand anderem. Hin und her, auf und ab, so tigerte ich das Studiogelände ab. Ich fühlte mich wie ein Tier, was von einem zu kleinen Käfig gehalten wurde und nur darauf wartete, herauszukommen. Ich meine - in dem Sinne - dass ER herauskommen sollte. Aus dem Studiogebäude. Aber aus welchem nur? Ich setzte mich auf eine Bank und reflektierte, wie wahnsinnig es war, ihm quasi aufzulauern. In Gedanken versunken saß ich nun dort. Vielleicht schließlich auch fast ein so langweilig war es. Er war sicher schon im Hotel. Also stand ich irgendwann wieder auf und schlurfte am Nebengebäude vorbei. Noch einmal hoch meine Sachen holen, inklusive Handy, die während der Dreharbeiten verboten waren, dann ging's auch für mich zurück ins Hotel. Oder Erfolg. Schon wieder. Als ich gerade den Gebäudetrakt, in dem unsere Sachen lagen, ansteuerte, gab es einen lauten Knall, der mich aufschrecken ließ. Dicht gefolgt von Schreien, die ich hörte. Ich sah mich um. War das etwa ein Schuss? Und wenn ja, warum war er so nah? Oder übte Team Samu mit Pyrotechnik? Nein, das war es sicher nicht. Es war nichts...ganz sicher. Es war nichts. Das redete ich mir kurze Zeit ein, doch dann ertönte eine Sirene auf dem Gelände. Ein Alarm wurde ausgelöst. Völlig geschockt stand ich da. Was sollte ich nur tun? Brannte es? Nein, dann hätte es keinen Schuss gegeben. Mein Herz klopfte, wie es noch nie zuvor geklopft hatte. Ich vertraute auf meinen Fluchtinstinkt und rannte einfach los.
—————Ihr Lieben, aufgrund eines Trauerfalls war ich bislang nicht in der Lage zu updaten. Ich versuche, sehr zeitnah weiter zu schreiben, aber bitte euch, nicht nachzufragen, meine Gedanken sind dabei leider gerade woanders.
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen😊 Ich würde mich sehr über Rückmeldung freuen. Was denkt ihr ist gerade passiert und wie geht es weiter?😊😊
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Plan B - KAMRAD / The Voice of Germany Fanfiction
FanfictionLouisa wird von ihrer Schwester bei The Voice of Germany angemeldet und plötzlich sind noch ganz andere Gefühle im Spiel als nur die Liebe zur Musik...