Zurückgelassen

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„POLIZEI, ÖFFNEN SIE DIE TÜR!", hörten wir eine dunkle Stimme und ein Poltern an der Tür. Ich zuckte zusammen, so sehr hatte mich das erschrocken. Ich sah Tim an und schüttelte den Kopf. Das war ein Trick. Darauf würden wir nicht reinfallen. Es war zu riskant.
„POLIZEI, SOFORT DIE TÜR AUF!", hörten wir nochmal. Tim stand auf und kam hinter unserer Barrikade hervor. Er würde doch nicht etwa wirklich die Tür öffnen? Oder? Ich stand ebenfalls auf. Wir näherten uns ganz langsam der Tür. Was sollten wir nun tun? War es echt oder war es ein Trick?
„HERR KAMRAD?!", hörten wir dann, „ÖFFNEN SIE DIE TÜR!"
Wir warteten noch immer ab. Ich schüttelte wieder den Kopf. Bitte Tim, mach das nicht!
„WIR HABEN IHRE EMAIL ERHALTEN. WIR HABEN NICHT VIEL ZEIT, DIE LAGE IST NOCH NICHT GESICHERT! MACHEN SIE DIE TÜR AUF!"
Email war wohl das Stichwort, was uns beide zum Ausatmen brachte. Ich hielt mir die Hand vors Gesicht. Es war wirklich die Polizei. Wir hatten es geschafft! Wir hatten überlebt! Auch Tims erleichtertes Lächeln wurde breiter und breiter.
„Wir müssen die Barrikade abbauen, Moment!", rief er. In Windeseile schoben wir die Kisten beiseite und öffneten die Tür. Vier Polizisten in schusssicherer Uniform und mit Helmen kamen herein.
„Geht's Ihnen gut?", fragte einer der Polizisten und wir nickten. Er funkte seine Kollegen an.
„Bergen Sie zuerst den Künstler und dann das Mädchen", hörten wir aus dem Funkgerät.
„Die Lage im Gebäude ist noch nicht gesichert, wir können nicht nochmal hierher kommen!", widersprach der Polizist seinem Chef über Funk.
„Die Produktionsfirma verlangt die sofortige Bergung von Kamrad."
Ich sah erschrocken in die Runde. Tim wurde eine schusssichere Weste angelegt und ein Helm in die Hand gedrückt.
„Was ist mit Luisa?", fragte er.
„Wir nehmen zuerst Sie mit und wenn die Lage gesichert ist, werden wir zurückkehren."
„Ihr könnt mich nicht hier lassen!", rief ich panisch.
„Beruhigen Sie sich und verbarrikadieren Sie sich, wir kommen so schnell wie möglich wieder!"
„Dann nehmt zuerst sie mit, ich kann warten", sagte Tim dann. Was sagte Tim da? Er sah mich durchdringend an. Mein Herz klopfte. Aber leider nicht wegen ihm, sondern weil ich nicht hier zurückgelassen werden wollte. Wie konnten sie das nur tun?!
„Herr Kamrad, wir haben die Priorität, Sie zu evakuieren."
„Das ist doch scheiße, ihr müsst uns beide hier rausholen! Ich werde nicht ohne Luisa gehen!", sagte er wieder.
„Sie sind von großem Interesse für die Produktionsfirma, Sie haben Priorität. Wir können nicht länger warten!" Tim wurde am Arm gepackt und ihm wurde der Helm aufgesetzt.
„Nein! Luisa, es tut mir so Leid, ich", sagte er noch und wurde aus der Tür geschleift.
„Geh nur, wenigstens einer von uns beiden...", murmelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wollte stark sein. Ich wollte cool sein. Die Polizei und er verließen den Raum, ich schlug sofort die Tür wieder zu und drehte den Schlüssel im Schloss. Ein Déjà-vu zu meiner Flucht in diesen Raum. Aber diesmal brach die Panik aus. Ich war Ihnen nichts wert. Die Produktion wollte nur Tim, was mit mir war, war egal. Ein Talent mehr oder weniger, was soll's?! Ich weinte panisch und schnappte nach Luft. Ich konnte nichtmehr klar denken. Warum musste das gerade mir passieren? Ich konnte mich nichtmal von irgendwem verabschieden. Ich war alleine und gefangen. Aber kampflos aufgeben ging nunmal nicht. Das wäre falsch. Ich drückte also die erste Kiste wieder zurück vor die Tür, als diese plötzlich mit Gewalt eingetreten wurde und ein schwarz-maskierter Mann vor mir stand. Ich schrie, wie ich noch nie zuvor geschrien hatte. Der Mann zog mich an meinen Haaren zu sich und legte seinen Arm um meinen Hals.
„HALT DIE FRESSE DU KLEINE SCHL*MPE!", rief er und rüttelte mich einmal durch.
„Bitte! Bitte! Ich mach alles was Sie wollen, aber bitte tun Sie mir nichts!", weinte ich und sackte zusammen, er zog mich nach oben und ließ mich somit auf meinen Füßen verweilen.
„Du wirst mir jetzt zur Flucht verhelfen, ich brauche ein Druckmittel!", erklärte er. Langsam zog er mich aus dem Raum heraus, seine Waffe immer so, dass er sofort schießen könnte. Er schliff mich mit sich durch den gesagten Katakombentrakt bis raus zur Tür, wo die Polizei ihn erwartete. Es ging alles so unglaublich schnell.
„WAFFE RUNTER! SOFORT DIE WAFFE RUNTER! LASSEN SIE DAS MÄDCHEN GEHEN!", hörte ich diverse Stimmen rufen.
„NEIN, JETZT HÖRT IHR ZU! ICH BRAUCHE 3 MILLIONEN UND EIN FLUCHTFAHRZEUG! BIS SONNENUNTERGANG! SONST STIRBT DIE KLEINE!"
Dann zog er mich wieder ins Gebäude. Alles passierte wie ein Film, der in mir ablief. Ich war geschockt. Ich war noch nie so ängstlich wie gerade. Ich war...am Boden zerstört.
„Ein letzter Anruf! Bitte!", weinte ich, während er mich vor sich her schubste.
„Halt die Schnauze!"
„Bitte! Ich will nur noch einmal mit meiner Familie sprechen! Bitte!", flehte ich ihn an.
„Hör auf mit dem Theater oder du stirbst sofort!", raunte er in mein Ohr und zog mich in einen Raum.
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Ein neues Kapitel und ich bin sehr auf eure Rückmeldung gespannt!! :)

Plan B - KAMRAD / The Voice of Germany FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt