Es kam, wie es kommen musste. Kaum hatten Carina und Kai den Coaching-Raum verlassen, stand auch schon ein Kamerateam bei uns im Raum. Wie gerne hätte ich Vanessa die Meinung gesagt! Wie gerne hätte ich ihr klargemacht, dass das der falsche Weg war. Prinzipiell verstand ich sie ja. Aber so konnte man das nicht kommunizieren. Schon gar nicht, wenn die Produzenten nur auf ein Zickenkrieg warteten. Und so schwiegen wir die Kamera und uns erstmal an. Es war besser so.
„Habt ihr nichts zu sagen?", fragte der Produzent. Ich schüttelte nur den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. Mir war das ganze so furchtbar unangenehm. Ich setzte mich auf die Couch - nein - ich rutschte schon soweit hinunter, dass man mir ansah, wie sehr ich gerne einfach darin versunken wäre. Vanessa tigerte im Raum herum wie ein Raubtier, was auf seine Fütterung wartete. Hoffentlich würde sie Mark nicht zerreißen. Denn nachdem ihr nun der Kragen geplatzt war, traute ich ihr alles zu.
Die Tür ging auf. Mark kam herein. Das Kamerateam richtete sich auf. Showtime. Na super.
„Ich hab gehört, es gibt Probleme?", fragte Mark sofort und stand mitten im Raum. Aus Höflichkeit stand ich von der Couch auf, hielt mich aber erst mal bedeckt im Hintergrund. Vanessa konnte jetzt mal ihre Meinung genau so klar und deutlich sagen wir eben noch. Aber das tat sie nicht. Sie schwieg und sah zu Boden.
„Vanessa? Louisa? Das ist eure Chance zu sprechen!", sagte Mark dann, „also? Was war hier los? Warum brecht ihr das Vocal-Coaching ab?"
„Also genau genommen waren das die Coaches nicht wir!", antwortete Vanessa. Und ja, damit hatte sie recht.
„Was ist hier los?", fragte Mark nochmal, „wir setzen uns jetzt alle da hinten auf die Couch und sprechen darüber!" Etwas widerwillig folgte Vanessa Mark in meine Richtung zum Sofa. Und dann ging kein Weg mehr an der Wahrheit vorbei.
„Wir wollen uns nicht bekriegen", sagte Vanessa, „und dieser Song lädt quasi dazu ein. Und Carina und Kai wollten uns so aggressiv wie möglich haben, wir wollen hier aber nicht das Zickenimage haben!"
Und ja, schon wieder hatte sie recht. Natürlich ließ sie ihre Wortwahl, die nicht ganz so vorteilhaft war, in der Erzählung vor Mark aus, aber ihre Erklärung war nun wirklich gut. So gut, dass ich deutlich zustimmend nickte.
„Hier kriegt keiner irgendein Image aufgedrückt!", versicherte Mark.
„Das klang eben ganz anders!", antwortete Vanessa wieder.
„Da muss ich ihr leider recht geben", kam es mir über die Lippen. Man sah Mark an, dass er uns verstand und überlegte. Es sah wirklich aus, als wäre er auf unserer Seite. Tja, bis Vanessa dann mal wieder übers Ziel hinaus schoss.
„Naja, da fragen wir uns einfach, wieso du uns gerade einen Song gegeben hast, in dem unsere Stimmen nicht wirklich glänzen können!"
„Ihr mögt den Song nicht?", fragte Mark nach.
Ich nahm Luft, um das Ganze etwas sanfter zu verpackten.
„Ja genau, der Song ist nichts für uns!", kam Vanessa mir wieder zuvor.
„Schade...ich hab da echt Potenzial gesehen", antwortete Mark und kratzte sich am Hinterkopf, „ich muss mir jetzt wirklich überlegen, was ich mit euch mache..."
„Wir bleiben bei dem Song, es ging uns nur ums Image!", versuchte ich einzuwerfen.
„Nein, der Song hat uns von Anfang an nicht gepasst!", redete Vanessa wieder rein und ich seufzte.
„Entschuldige Mark, wir wollen dich nicht enttäuschen!", sagte ich wieder.
„Ich muss schon sagen, dass ich von euch beiden nicht gedacht hätte, dass wir so Probleme kriegen...macht mich schon traurig, dass ihr meiner Songauswahl nicht vertraut!", gab Mark zu und mir lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Das schlechte Gewissen, was ich gerade hatte, war mit nichts auf der Welt zu vergleichen. Der arme Mark! Und schon wieder standen Vanessa und ich in mitten von Chaos. Konnte das nicht einfach mal enden?!
„Passt auf Mädels, ich mache mir Gedanken, wir sehen uns später nochmal!", sagte er und verabschiedete sich.
Ich erwartete, dass die Kamera nun endlich verschwand, aber noch blieb sie im Raum. Ich schüttelte leicht den Kopf. Ob die Produktion wirklich wollte, dass Vanessa und ich uns streiten? Momentan schien alles danach. Und das enttäuschte mich. The Voice war wohl doch nicht so seriös, wie ich angenommen hatte...
„So Mädels, wir brauchen noch ein kurzes Interview von euch!", sagte Kathrin, die Aufnahmeleiterin. Wir mussten uns nebeneinander aufs Sofa setzen. Und ich ahnte schlimmes.
„Vielleicht wollt ihr kurz erzählen, was passiert ist und wie ihr euch fühlt?", fragte Kathrin.
„Alles ist gut, oder Louisa?", antwortete Vanessa und ich nickte. Kathrin runzelte die Stirn.
„Was denkt ihr denn wird jetzt passieren?"
„Gar nichts, wir werden den Song mit Marks Hilfe best möglichst auf die Bühne bringen!", antwortete ich lächelnd.
„Denkt ihr denn, dass Mark euch nun einen neuen Song aussucht?"
Vanessa und ich sagen uns an und zuckten dann gleichzeitig mit den Schultern.
„Er weiß schon, was er tut und darauf vertrauen wir!", antwortete ich.
„Ja aber das Gespräch mit ihm klang anders!", widersprach Kathrin.
„Wirklich? Find ich gar nicht!", antwortete Vanessa. Kathrin seufzte.
„Okay, Kamera aus!", sagte sie dann und schüttelte den Kopf.
„Mädels, hört auf, uns an der Nase herumzuführen!"
„Ach, so wie ihr uns?!", antwortete Vanessa mit einem dreißten Unterton.
„Wir lassen uns nicht unser Image zerstören, sorry!", antwortete ich.
„Mädels, ihr seid zwei der besten hier! Das wollten wir nur pushen!", erklärte Kathrin.
„Dann wäre es nett gewesen, ihr hättet uns einfach einen schwierigen Song gegeben!", sagte Vanessa wieder. Und Kathrin seufzte erneut.
„Wir reden mit Mark, er wird auf euch zukommen."
„Der Song war gar nicht Marks Idee, oder?", kam mir plötzlich in den Sinn. Das Produktionsteam schaute sich gegenseitig an und schwieg. Das reichte uns als Antwort. Ich schüttelte lachend den Kopf, als sie sich verabschiedeten.
„Die denken die können uns verarschen?!", fragte Vanessa nochmal, als wir alleine waren.
„Nicht mit uns!", stimmte ich zu und klatschte sie ab.Wir hatten also nun erstmal Pause. Und ich überlegte, ob ich an dieser Stelle nicht einfach abbrechen sollte. So ein manipulativen Start auf dem Rücken von Mark Forster! Ich konnte es nicht glauben! Vor allem nicht auf diesem Sender. Bei RTL vielleicht, aber hier?! Ich widerlegte meine Aussage selbst, als ich an Germanys next Topmodel dachte. Gleicher Sender, manipulatives Format. Oh man, Louisa, was tust du hier nur?! Ich setzte mich auf das Sofa im Aufenthaltsraum und rutschte wie eben auch schon so weit es ging in den Sitz hinein. Packen und abreisen. Einfach packen und abreisen. Konnte ich das bringen? Nein. Für Coco sollte ich hierbleiben. Sollte ich ihr überhaupt erzählen, was hier alles falsch lief? Oder sollte ich ihr die Traumwelt erzählen, für die sie die Show hielt? Ich wollte ihr das hier nicht zerstören. Also was tat ich nun? Von einem Tumult im Aufenthaltsraum wurde ich aus den Gedanken gerissen. Kamrad, Yvonne und Samu hatten scheinbar gerade Drehpause und leisteten uns im Aufenthaltsraum Gesellschaft. Lange alleine waren sie nicht, es bildete sich eine Traube an Talenten um sie herum. Ich seufzte. Nichtmal hier hatten sie ihre Ruhe. Vor allem Samu nicht. Jeder wollte mit ihm sprechen, da konnte ich schlecht auch noch hingehen. Kamrad trennte sich schnell von der Gruppe, um sich am Catering einen Kaffee zu holen. Kaum jemand folgte ihm. Alle waren scheinbar voll fixiert auf Superstar Samu Haber. Ich beobachtete das Schauspiel mit etwas Abstand. Und dann lernte ich, was Fremdscham wirklich bedeutete. Armer Samu! Nur gut, dass Handys hier nicht erlaubt waren.
„Mann, Mann, Mann, es hat ordentlich gekracht, hab ich gehört?", ich erschreckte, als ich plötzlich eine Stimme hinter mir hörte. Kamrad grinste und setzte sich auf die Couchlehne.
„Ich hab damit nichts zu tun, ich wäre am liebsten im Erdboden versunken! Was machst du eigentlich schon wieder hier? Sollte ich mich verfolgt fühlen?"
Er lachte und schüttelte den Kopf.
„Nein, ich bin hier nur gerne bei Leuten, die nicht die ganze Zeit stottern oder filmen, wenn sie mit mir sprechen", antwortete er.
„Oh", murmelte ich, „also das kann ich ja gar nicht nachvollziehen!" Ich sah kurz nochmal rüber zur Menschentraube, dann sah ich ihn wieder an und wir beide lachten.
„Eigentlich wollte ich fragen, ob deine Einladung noch gilt, auch wenn ich nach dem Chaos hier nicht sicher bin, ob das eine gute Idee ist!"
„Meine Einladung?"
„Ja, du hast erzählt, dass ihr immer gemeinsam Musik macht. Heute ist der letzte Abend, da dachte ich, ich komm mal vorbei..."
„Achso, ja...das...also...da musst du die anderen fragen, ich will nach dem heutigen Tag einfach so schnell es geht nach Hause!"
Kamrad runzelte die Stirn und rutschte von der Couchlehne aufs Sofa neben mich.
„Na komm schon, erzähl! Was ist passiert?", er lehnte sich entspannt zurück.
„Meine Battlepartnerin hat", dann stoppte ich, „nein, ich tu es schon wieder!" Nun fiel mir auf, dass ich schon wieder aus dem Nähkästchen plauderte. An Mark vorbei. Und an Vanessa vorbei.
„Besser du fragst Mark!", korrigierte ich dann meine Antwort.
„Na, von dem komm ich gerade, er sucht nen neuen Song."
„Wirklich?", fragte ich erschrocken, „oh nein..."
„Ich hab I believe vorgeschlagen, aber ich denke er will lieber was anderes!"
Ich nahm Luft, um etwas zu sagen, doch er unterbrach mich.
„Und jetzt sag bitte nicht, dass dir der Song auch nicht gefällt!", lachte er. Ich seufzte. Es hatte sich rumgesprochen, dass wir wählerisch waren. Ich senkte den Kopf. Ich wollte hier nicht auffallen. Vor allem nicht so. Sollte er doch einfach gehen, wenn er sich eh nur lustig machte!
„Hey, das war ein Scherz!", kniff er mir leicht in die Seite.
„Leider nicht besonders lustig", murmelte ich, „mir tut es wirklich Leid, wie das gelaufen ist!"
„Es wird sich alles klären. Und dann kannst du heute Abend auch wieder lächeln!"
„Ich werd einfach packen und schlafen gehen", wiederholte ich.
„So ein Quatsch!", lachte Kamrad, „wenn du heute Abend nicht beim Jam bist, finde ich deine Hotelzimmernummer heraus und schleife dich persönlich dorthin!"
Dann stand er auf und verschwand wieder im Backstage.
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Hallo zusammen, ich hoffe ihr hattet ein tolles Wochenende!☺️ Gefällt euch das neue Kapitel?☺️ Was denkt ihr, wie geht es weiter?😊
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Plan B - KAMRAD / The Voice of Germany Fanfiction
Fiksi PenggemarLouisa wird von ihrer Schwester bei The Voice of Germany angemeldet und plötzlich sind noch ganz andere Gefühle im Spiel als nur die Liebe zur Musik...