35 | Halt in der Dunkelheit

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Kapitel 36: ab 50 Votes und 70 Kommentaren. 🩵

Alexandro

Wie kann ein Mensch im Schlaf nur so wunderschön aussehen? Ihr blondes Haar liegt sanft über das Kissen verteilt, wie feine Fäden aus Gold. Ihre Lider sind geschlossen, die langen Wimpern ruhen still auf ihren zarten Wangen. Sie schläft friedlich, ihre rosa Lippen leicht geöffnet, als würden sie gleich etwas flüstern. Ab und zu murmelt sie leise, kaum hörbar. Nach einigen Minuten wechselt sie ihre Position, das Laken raschelt. In der ersten Stunde war sie von einem Albtraum geplagt, doch ich habe sie sanft geweckt, nur für einen Moment, und sie ist wieder in den ruhigen Schlaf zurückgesunken.

Die Stunden zuvor waren anstrengend. Ihr Ausbruch hat sie erschöpft, doch er ist nicht außer Kontrolle geraten. Dennoch hat sie mich dabei mit dem Messer am Arm erwischt.

Nach diesem Abend türmen sich die Gedanken übereinander, chaotisch und doch so klar in ihrer Richtung. Jeder einzelne von ihnen dreht sich nur um Viola. Aber es ist nicht nur heute so.

Ich will sie fragen, was hinter ihrer Maske steckt, was sie verbirgt, aber nicht heute. Es ist nicht der richtige Moment. Ich werde abwarten, beobachten, sehen, was die nächsten Tage mit sich bringen. Doch eines weiß ich sicher: Ich werde es nicht vergessen.

Als ich das letzte Mal in ihrer Nähe war, fühlte ich mich, als würde ich einem Raubtier gegenüberstehen, einem Wesen, das mich mit einem einzigen Blick zerfetzen könnte. Ihre Augen brannten sich in meine Seele, und die Distanz zwischen uns fühlte sich wie ein gefährliches Spielfeld an, auf dem jeder Schritt ein falscher sein könnte.

Jetzt sitze ich in dem Sessel, den ich neben unser Bett geschoben habe, und beobachte sie aus der Dunkelheit heraus. Der Raum ist still, aber in mir herrscht Chaos.

Eine Stunde zuvor

"Du hast schöne Nasenlöcher," sagt sie auf einmal und beginnt, laut zu lachen, während ich die Decke behutsam über sie ziehe. Ihre Worte klingen so absurd, dass ich mich frage, ob ich träume oder ob sie wirklich lacht. Es fühlt sich surreal an, als hätte der Raum für einen Moment die Spannung verloren, die uns so lange gefangen hielt.

Vor wenigen Minuten noch hatte sie versucht, mich umzubringen. Ihre Augen brannten vor Wut, ihre Hände suchten verzweifelt nach einem Messer, bereit, mich zu vernichten. Und jetzt? Jetzt lacht sie mir einfach ins Gesicht, als wäre nichts gewesen, als wäre das Ganze nur ein böser Scherz gewesen, den sie jetzt durch dieses Lachen auflösen will.

Ich bleibe stumm. Vorher habe ich ihr geholfen, sich fertig zu machen, ihr sogar ein Bad eingelassen. In ihrem Zustand wollte ich sie keine Sekunde allein lassen. Wir haben in dieser Zeit kein Wort miteinander gewechselt. Schweigen füllte den Raum, als ob jedes Wort zu viel gewesen wäre.

Jetzt erst spricht sie. Davor hatte sie sich gewehrt, wollte nicht in das Bad steigen, das ich für sie vorbereitet hatte. Doch schließlich hat sie sich anders entschieden, als hätte sie ihren inneren Widerstand überwunden. Aber das Schweigen zwischen uns blieb, bis dieser Moment kam.

"Halloooo," ruft sie fröhlich, während sie mir zuwinkt, ihre Stimme klingt überraschend hoch und spielt mit der Anspannung im Raum. "Hast du verlernt zu sprechen?"

Ich antworte nicht, hänge in meinem Schweigen gefangen. Stattdessen gehe ich zur Kommode und lege die Uhr, die ich gerade von meinem Handgelenk abgenommen habe, vorsichtig auf die Oberfläche. Der Klang des Metalls, das auf das Holz trifft, hallt in der stillen Dunst wider, während ich meine Gedanken ordne.

𝐊𝐢𝐬𝐬 𝐦𝐞 𝐬𝐥𝐨𝐰𝐥𝐲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt