33 | Das blutgetränkte Geschenk

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Viola

Was war mein Traum – mein wahrer, einziger Traum?

Was lässt mein Herz wild schlagen, mit einer Leidenschaft, die wie Feuer durch meine Adern rauscht?

Was treibt mich an, den Tag zu beginnen, als könnte nichts mich aufhalten, als wäre die Welt voller endloser Möglichkeiten?

Was zwingt dieses unausweichliche Lächeln auf mein Gesicht, auch wenn die Dunkelheit um mich herum erdrückend ist?

Vor fünf Jahren hätte ich keine Sekunde gezögert. Die Antwort wäre klar und einfach gewesen.

Ballett.

Prima Ballerina zu sein. Auf den größten Bühnen der Welt zu tanzen, das Publikum mit jedem Schritt zu verzaubern, Kunst und Leidenschaft in jedem Bewegungsfluss zu verkörpern. Jede Geste, jede Pirouette zu einer Geschichte werden zu lassen – Schmerz und Lust durch meine Muskeln, durch meinen Körper, direkt auf die Bühne zu tragen.

Damals war das mein Leben.

Oder Menschen zu helfen. Als Kind wollte ich Ärztin werden. Meine Mutter nannte mich immer Sonnenschein, weil ich die Menschen zum Lachen brachte und glaubte, dass ich das Licht in den dunkelsten Momenten finden konnte.

Was für eine Ironie.

Jetzt ist es meine Aufgabe, das Leben anderer zu beenden. Früher wollte ich Leben retten – jetzt bin ich der Grund, warum es Menschen gibt, die das Leben anderer retten müssen.

Deshalb stehe ich jetzt vor diesen zwei großen Augen, die mich mit nackter Angst anstarren. Der Bastard hat versucht, eine unserer Kellnerinnen im Club zu vergewaltigen. Sie konnte entkommen, wie ich aus den Videoaufnahmen entnehmen konnte, die mir mein Bruder gezeigt hat. In letzter Zeit hatten mein Bruder und ich wenig Kontakt, und ich hatte schon damit gerechnet, dass er mich wieder mit endlosen Kommentaren über meinen langwierigen Auftrag bombardieren würde. Doch seine einzige Bemerkung war, dass ich bald unsere Eltern besuchen sollte. Was ich natürlich vermeiden möchte, weil mein Hund dann auch mitkommen würde. Ja, mein Hund ist mein Ehemann. Seit dem Abend davor bin ich noch wütender auf ihn als je zuvor. Wütender, als ich es je gewesen bin. Doch am meisten bin ich wütend auf meinen eigenen Körper.

Mein eigener Körper, der mich verraten hat. Ich dachte, ich wäre stärker, viel stärker, doch ich wurde für einen kurzen Moment schwach. Ganz kurz. Er konnte meinen Körper austricksen, aber nicht meinen Verstand.

Denn heute kam ein vielversprechendes Paket an - Arsenmetallpulver. Perfekt für meinen Plan, denn es löst sich vollständig auf und ist im Getränk unsichtbar.

Ich stehe in der großen, modernen Küche, die nach Essen duftet, und beobachte ihn, wie er das Glas in seiner Hand dreht. Der Moment dehnt sich, als wäre jede Sekunde von Bedeutung. Der Cocktail, den ich mit größter Sorgfalt gemixt habe, ist weitaus besser gelungen als mein jämmerlicher Versuch zu kochen. Es fühlt sich an wie die perfekte Tarnung – eine Kunst der Täuschung inmitten eines normalen Abends. Alexandro hatte zuerst angeboten, mir zu helfen, doch ich habe darauf bestanden, es selbst zu machen. Er darf keinen Verdacht schöpfen.

Jeder Schluck bringt mich dem Ziel näher, doch ich muss ruhig bleiben.

Jetzt sehe ich zu, wie er das Getränk in seiner Hand mustert. Es ist das erste Mal, dass ich ihn in einer Jogginghose sehe, dazu ein locker sitzendes T-Shirt. Seine dunklen Haare sind noch feucht, wahrscheinlich vom Duschen, während in meinem Inneren alles vibriert. Jede Faser in mir ist gespannt. Das Pulver ist bereits im Glas – unbemerkt, still, wie ein lautloser Feind. Ich bete, dass ich genug hineingetan habe. Zu wenig, und es bleibt harmlos, nicht tödlich. Und das darf auf keinen Fall passieren. Kein Raum für Fehler.

𝐊𝐢𝐬𝐬 𝐦𝐞 𝐬𝐥𝐨𝐰𝐥𝐲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt