31 | Halte mich

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Kapitel 32 erscheint bei 50 Votes und Kommentaren. 🩵

Viola

Tick. Tack. Tick. Tack.

Das gleichmäßige Ticken der Uhr hallt in meinem Kopf wider wie das eiserne Pochen eines Metronoms, dessen Klang sich tief in mein Bewusstsein frisst. Mit jedem dumpfen Schlag wird der Puls meiner Gedanken intensiver, als ob er an den zarten Fäden meiner Nerven zerrte und sie langsam, aber anhaltend, zerschneiden würde. Es fühlt sich an, als ob der Wahnsinn schleichend in mir aufsteigt, wie eine dunkle Flut, die jeden klaren Gedanken mit sich reißt und mich in einem Strudel aus Angst und Verwirrung zurücklässt.

Tick. Tack. Tick. Tack.

Dieses Geräusch, das mitleidlos Ticken, verfolgt mich wie ein Schatten, der sich nicht abschütteln lässt. Es ist, als würde es mich ständig daran erinnern wollen, dass die Zeit dauerhaft voranschreitet, während ich hier gefangen bin, bewegungslos, als wäre ich in der Zeit erstarrt. Jeder Schlag der Uhr drängt mich, mahnt mich, doch ich bleibe stecken, inkompetent, etwas zu vollenden. Der Plan, den ich einst so fest in meinen Händen hielt, entgleitet mir nun, zerbröckelt und rinnt wie feiner Sand durch meine Finger, bis nichts mehr übrig ist als die Leere.

Tick. Tack. Tick. Tack.

Selbst in diesem Augenblick, in dem alles unerträglich und hoffnungslos scheint, fehlt mir die Kraft, einen endgültigen Schritt zu wagen. Es ist, als hätte ich mich in einer lähmenden Schwäche verloren, die so tief greift, dass selbst der Gedanke daran, mein eigenes Leben zu beenden, unvorstellbar erscheint. Wie konnte es nur so weit kommen, dass ich in diesem Abgrund stecke, unfähig, mich selbst zu retten?
Plötzlich durchdringt ein schrilles Piepen die erdrückende Stille, ein scharfer, stechender Ton, der meine Augenlider unwillkürlich zucken lässt. Meine Pupillen weiten sich, als die brutale Klarheit der Realität mich mit voller Wucht trifft.

Ich konnte es nicht tun.

Nein, ich konnte es einfach nicht. Der Gedanke, dass es wirklich vorbei sein könnte, dass es für immer enden könnte, schnürt mir die Kehle zu und lähmt meine Glieder. Ich wollte es, so verzweifelt wie nie zuvor, doch etwas in mir hielt mich zurück. War es Angst? War es vielleicht ein Funken Hoffnung? Ich weiß es nicht. Doch was bleibt, ist die bittere Erkenntnis, dass ich nicht stark genug war, das Unumkehrbare zu vollziehen.

Ich sitze noch immer auf den kalten Fliesen meines Badezimmers, den Rücken gegen die Wand gelehnt, während die Stille um mich herum wie eine schwere Decke liegt. Das Blut, das zuvor auf den Boden getropft war, habe ich mit einem Tuch weggewischt, als könnte ich damit auch die Spuren meiner Verzweiflung tilgen. Ich habe gewartet, reglos, bis meine offenen Wunden endlich aufgehört haben, unaufhörlich zu bluten.

Mit beiden Händen greife ich fest an meinen Haaransatz, spüre die Wurzeln meiner Haare gegen die Haut ziehen, während ich meinen Kopf wild hin und her schüttle. Es ist, als könnte ich die wütenden Gedanken, die in meinem Kopf toben, einfach abschütteln, als konnten sie mit der Bewegung verschwinden. Doch sie sind wie ein Sturm, der immer heftiger wird, der sich in meinem Inneren festkrallt und mir den Atem raubt.

"Ich bin so dumm. Ich bin so dumm. Ich bin so dumm," murmele ich immer wieder, die Worte verlassen meine Lippen fast unbewusst, wie ein Mantra, das ich nicht abstellen kann. Der Gedanke daran, was ich beinahe getan hätte, trifft mich mit voller Wucht. Ich hätte mein Leben beendet. Einfach so. Ich stelle mir vor, wie mein Bruder, meine Mutter, mein Vater zurückbleiben würden, ohne eine Erklärung, ohne ein Abschieds-wort. Sie hätten mich begraben müssen, hätten mein lebloses Gesicht sehen müssen, die Kälte meiner Haut spüren. Dieser Gedanke schneidet durch mich hindurch, wie ein Messer, das tief in meiner Brust steckt und mich fast um den Verstand bringt.

𝐊𝐢𝐬𝐬 𝐦𝐞 𝐬𝐥𝐨𝐰𝐥𝐲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt