Eiskaltes Feuer

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Kai

Nach dem intensiven Training war der nächste Punkt auf unserer Tagesordnung klar: das Eisbad. So sehr ich das Training genoss, so sehr hasste ich diese eiskalten Bäder. Doch sie waren notwendig, um die Muskeln zu regenerieren und den Körper wieder fit für den nächsten Tag zu machen.

„Kai, beweg dich!", rief mir Niclas Füllkrug zu, während er bereits mit einem Bein im Becken stand und sich offensichtlich gegen die Kälte wappnete. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände – keiner von uns war wirklich ein Fan davon, aber es musste sein.

„Ich komme ja schon", antwortete ich und zog mein Shirt aus, bevor ich zum Becken ging, wo sich die anderen bereits sammelten. Die kalte Luft traf sofort auf meine Haut, und ich verspürte den typischen Schauder, der sich über meinen Rücken zog. Aber es war nicht nur die Kälte, die mich in diesem Moment aus dem Gleichgewicht brachte.

Als ich zu Julian hinübersah, der gerade dabei war, sich ebenfalls für das Eisbad vorzubereiten, blieb mein Blick unweigerlich an ihm hängen. Sein Oberkörper war frei, und ich hatte ihn schon oft in solchen Situationen gesehen. Wir waren schließlich jahrelang zusammen im selben Team gewesen, hatten zahllose Trainings und Regenerationseinheiten durchlaufen. Aber diesmal war es anders.

Julian hatte sich verändert. Sein Körper war definierter, muskulöser geworden, und ich konnte nicht anders, als zu bemerken, wie gut er aussah. Ich versuchte, meinen Blick abzuwenden, aber es war, als wäre ich für einen Moment festgefroren, genauso wie das Wasser, in das wir gleich steigen würden.

Was war los mit mir? Das war doch Julian, mein alter Freund, mein alter Teamkollege. Ich hatte ihn schon unzählige Male so gesehen, warum also fühlte es sich jetzt so anders an?

„Alles klar, Havertz?" Die Stimme von David Raum riss mich aus meinen Gedanken, und ich blinzelte, als würde ich aus einem Traum aufwachen.

„Ja, klar", murmelte ich, während ich mich schnell abwandte und mich auf das Becken konzentrierte. Ich wollte nicht, dass jemand bemerkte, wie seltsam ich mich gerade fühlte. Vor allem nicht Julian.

„Hast du kalte Füße, oder warum stehst du da noch?", fragte Julian grinsend, als er sich neben mich stellte. Sein Blick war, wie immer, voller Schelmerei, und ich wusste, dass er mich aufziehen wollte.

„Pff, als ob ich Angst vor einem Eisbad hätte", erwiderte ich und versuchte, das Gefühl von Verwirrung zu verdrängen, das sich in mir ausbreitete. Es war leichter, in die alte Routine zurückzufallen, in die Witze und die gegenseitigen Neckereien. „Du bist doch derjenige, der nach fünf Minuten anfängt zu jammern."

„Ich jammere nie", sagte Julian mit gespielter Empörung und ließ sich ins eiskalte Wasser gleiten. Sein Gesicht verzog sich sofort zu einer Grimasse, aber er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. „Aber dir wette ich, dass du es diesmal nicht länger als ich aushältst."

„Challenge accepted", erwiderte ich, ohne groß nachzudenken, und folgte ihm ins Becken. Die Kälte traf mich wie ein Schlag, aber ich biss die Zähne zusammen und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Der eiskalte Schmerz durchzog meine Muskeln, doch der Wettbewerb mit Julian half, mich abzulenken.

Die anderen Jungs sprangen nacheinander ins Wasser, und bald war das Becken voller Spieler, die alle über die Kälte jammerten oder lachten, um sich gegenseitig aufzumuntern.

„Das ist verdammt kalt!", rief Robert Andrich, während er sich auf die Lippen biss. „Ich dachte, das hier soll uns regenerieren, nicht umbringen!"

„Jeder, der sich beschwert, muss noch eine Runde länger drin bleiben", rief Julian grinsend und stieß mich leicht mit dem Ellbogen an. Er war in seinem Element, scherzte und machte Witze wie immer.

„Dann musst du definitiv länger bleiben, Brandt", erwiderte ich lachend. „Du bist der größte Jammerlappen hier."

„Na, na, wer wird denn hier frech werden?", sagte Julian und grinste breit. „Das kommt von dem Typen, der bei der letzten Einheit kaum noch laufen konnte."

Die Neckereien gingen weiter, und immer wieder warfen wir uns diese kleinen, zweideutigen Kommentare zu, wie wir es früher oft gemacht hatten. Es war unsere Art, miteinander umzugehen, und es war völlig normal.

Oder zumindest war es das gewesen. Jetzt fühlte es sich irgendwie anders an. Die Art, wie Julian lachte, die Blicke, die er mir zuwarf – es brachte mich durcheinander, auch wenn ich nicht genau sagen konnte, warum. Vielleicht lag es daran, dass wir uns so lange nicht mehr so nahe gewesen waren, dass diese alten Witze jetzt eine neue Bedeutung bekamen.

„Na, Havertz", meinte Julian plötzlich und sah mich herausfordernd an. Sein Blick war spielerisch, aber da war auch etwas anderes, etwas, das mich unruhig machte. „Wenn du noch länger so zitterst, solltest du dich vielleicht bei mir anlehnen."

„Sehr witzig", antwortete ich und versuchte, das Gefühl in meinem Magen zu ignorieren. Es war, als würde sein Kommentar einen Nerv bei mir treffen, auch wenn ich wusste, dass es nur ein Scherz war.

Aber trotzdem.

Warum machte mich das so nervös? Es war, als ob mein Körper auf eine Art und Weise reagierte, die ich nicht ganz verstand. Ich wollte nicht, dass es so war, aber ich konnte nicht leugnen, dass es da war.

Die Jungs um uns herum lachten laut über die üblichen Witze, und ich versuchte, mich zu entspannen, mich auf die Gespräche zu konzentrieren und nicht auf die Gedanken, die in meinem Kopf kreisten. Julian und ich hatten immer solche Kommentare gemacht, es war normal, es war unsere Dynamik. Warum also fühlte es sich jetzt anders an?

„Kai, du wirst ja richtig rot", sagte Julian grinsend und sah mich an. Seine Augen funkelten amüsiert, und ich wusste, dass er es nicht ernst meinte. „Soll ich dir vielleicht wirklich helfen?"

„Du spinnst doch", sagte ich schnell und schüttelte den Kopf. Mein Herz schlug schneller, als ich wollte, und ich wusste, dass ich mich zusammenreißen musste. „Ich bin doch nicht der, der hier am Jammern ist."

„Na klar, wer's glaubt", antwortete er und stieß mich erneut leicht mit dem Ellbogen an. Die Berührung war nur flüchtig, aber es reichte, um mich kurz innehalten zu lassen.

Die Gespräche um uns herum wurden lauter, und die anderen Jungs machten weiter ihre üblichen Witze. Doch ich war plötzlich abgelenkt, verwirrt von den Gedanken, die mir durch den Kopf gingen. Ich wollte Julian nicht anstarren, wollte nicht, dass es so offensichtlich war, dass ich auf ihn achtete. Aber es war schwer, meinen Blick abzuwenden.

Es fühlte sich falsch an, vor allem, weil ich eine Freundin hatte. Mit Sophia war alles gut, und trotzdem... Warum konnte ich Julian nicht aus meinem Kopf bekommen?

Ich warf ihm noch einen kurzen Blick zu, bevor ich mich zwang, wieder ins Gespräch mit den anderen einzutauchen. Doch die Verwirrung blieb.

The last Match- Jule & KaiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt