Vor der Kamera

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Julian

Nach dem Training hatten wir eine kurze Pause, bevor es weiterging. Die Sonne stand hoch am Himmel, und der Nachmittag versprach, warm und entspannt zu werden. Doch anstatt uns zurückzuziehen, wartete noch eine andere "Aufgabe" auf uns.

„Ihr beide seid dran", rief einer der Social-Media-Verantwortlichen zu Kai und mir herüber, während wir noch auf der Bank saßen und Wasser tranken. Ich war überrascht, als er unseren Namen sagte, aber es war nicht ungewöhnlich. Die Social-Media-Accounts des DFB brauchten immer neue Inhalte, und die Fans liebten die kleinen Videos, die wir zwischen den Spielen drehten.

„Na super", meinte Kai grinsend und warf mir einen amüsierten Blick zu. „Bereit, uns zum Affen zu machen?"

„Immer", erwiderte ich lachend und stellte die Flasche ab. Es war immer lustig, diese Videos zu drehen, auch wenn man danach von den Fans ordentlich auf die Schippe genommen wurde. Aber heute war es anders. Heute würde ich das Video mit Kai drehen. Und irgendwie freute ich mich darauf.

„Ihr beide seid die Fan-Lieblinge, das wisst ihr, oder?", sagte der Verantwortliche, als wir uns auf die vorbereiteten Stühle setzten und das Kamerateam die letzten Vorbereitungen traf.

„Ja, klar", meinte Kai augenzwinkernd. „Ohne uns wäre der DFB YouTube-Kanal verloren."

„Ganz genau", stimmte ich zu und spielte mit. Es war leicht, wieder in diese alte Dynamik zu fallen, in der wir uns gegenseitig mit Witzen überhäuften und immer versuchten, den anderen zu übertrumpfen.

„Okay, Jungs", sagte der Kameramann, „heute habt ihr ein paar Challenges vor euch. Wir machen das übliche ‚Wer würde eher?' und dann noch ‚Wie gut kennst du mich?'. Seid ihr bereit?"

„Bereit, geboren zu gewinnen", antwortete ich mit einem Grinsen, während Kai sich auf seinem Stuhl zurücklehnte und mich anblickte.

„Du weißt schon, dass ich dich in jeder Challenge schlagen werde, oder?", fragte Kai schelmisch und zog eine Augenbraue hoch.

„Pff, in deinen Träumen vielleicht", konterte ich und fühlte, wie sich die Spannung langsam löste. Es fühlte sich gut an, wieder diese Leichtigkeit zu haben, wie früher. Wir saßen nebeneinander, und für einen Moment schien es, als wäre nichts passiert.

„Gut, fangen wir an", sagte der Kameramann und nickte uns zu. „Die erste Challenge ist ‚Wer würde eher?' Ich stelle euch eine Frage, und ihr müsst beide den Namen des anderen sagen, wenn ihr denkt, dass er es eher tun würde."

„Klingt einfach genug", sagte ich und lehnte mich zurück.

„Okay, erste Frage", begann der Kameramann und grinste leicht. Ich konnte sehen, dass er wusste, dass diese Fragen uns zum Lachen bringen würden. „Wer würde eher den Wecker verschlafen und zu spät zum Training kommen?"

Ohne zu zögern, zeigten Kai und ich beide aufeinander. Wir sahen uns an, und für einen Moment herrschte Stille. Dann brachen wir beide gleichzeitig in Lachen aus.

„Hey, du weißt, dass du derjenige bist, der immer verschläft!", sagte ich, während ich versuchte, mich zusammenzureißen.

„Und du bist derjenige, der immer zu spät zum Bus kommt!", erwiderte Kai, während er lachte.

„Okay, Punkt an euch beide", sagte der Kameramann schmunzelnd. „Nächste Frage: Wer würde eher in einem Interview einen peinlichen Moment haben?"

Wieder deuteten wir beide aufeinander, und wieder brachen wir in Gelächter aus. Es war fast, als könnten wir nicht anders. Jede Frage brachte uns mehr zum Lachen, und es fühlte sich so leicht an, so normal.

„Ganz klar Julian", sagte Kai und grinste mich an. „Er redet manchmal einfach ohne nachzudenken."

„Und du etwa nicht?", konterte ich und schüttelte den Kopf. „Du bist der Meister darin, etwas Peinliches zu sagen und es dann charmant wirken zu lassen."

Der Rest der Challenge verlief genauso. Wir scherzten, lachten und machten die üblichen Kommentare, die die Fans wahrscheinlich in den Kommentaren feiern würden. Aber es war mehr als das. Es fühlte sich an, als wären wir wieder in unserer alten Freundschaft. Die Anspannung, die in den letzten Tagen immer zwischen uns gehangen hatte, schien verschwunden.

„Jetzt kommt ‚Wie gut kennst du mich?'", kündigte der Kameramann an. „Ihr müsst Fragen über den anderen beantworten. Wer am Ende die meisten richtigen Antworten hat, gewinnt."

„Oh, das wird einfach", sagte ich und sah Kai herausfordernd an.

„Du denkst, du kennst mich besser als ich dich?", fragte Kai und grinste. „Das werden wir sehen."

Die erste Frage kam: „Was ist Kais Lieblingsessen?"

„Einfach", antwortete ich sofort. „Sushi."

Kai nickte und lachte. „Okay, du kennst mich doch besser, als ich dachte."

„Nächste Frage", fuhr der Kameramann fort. „Was ist Julians größtes Laster?"

Kai schmunzelte, und ich konnte sehen, dass er schon eine Antwort parat hatte. „Er kann einfach nicht aufhören, Süßigkeiten zu essen. Besonders Gummibärchen."

„Hey, das war zu einfach!", rief ich aus, aber ich konnte nicht anders, als zu lachen. Es war seltsam, wie gut er mich immer noch kannte, selbst nach all den Jahren, in denen wir uns voneinander entfernt hatten.

„Wer von euch ist am schlechtesten darin, Texte auswendig zu lernen?", fragte der Kameramann weiter.

Kai zeigte sofort auf mich. „Julian. Definitiv."

„Na klar", sagte ich und hob abwehrend die Hände. „Ich kann einfach nicht gut mit langen Texten umgehen."

„Das wissen wir alle", meinte Kai und grinste mich an. Es war ein ehrliches Lächeln, das mich für einen Moment innehalten ließ. Es fühlte sich so gut an, wieder hier zu sein, mit ihm zu lachen und diese Momente zu teilen. Es war, als wären all die Jahre, die uns getrennt hatten, nicht mehr wichtig.

Die Challenges gingen weiter, und wir machten immer wieder Witze, fingen an, uns gegenseitig kleine anzügliche Kommentare zuzuwirken – nichts Ernstes, natürlich. Aber es war einfach diese alte Chemie, die zwischen uns wieder auflebte. Die Art von Witzen, die wir früher gemacht hatten, als wir noch viel mehr Zeit miteinander verbracht hatten.

„Wenn ich den Ball besser treffe als du, dann nur, weil ich härter arbeite", sagte ich einmal in der Hitze des Spiels.

Kai zwinkerte mir zu und erwiderte: „Oder weil du es nötig hast, mich zu beeindrucken."

Ich lachte laut, während wir weitermachten. Die Leichtigkeit war zurück, und das machte es mir nur noch schwerer, die Gefühle zu ignorieren, die sich immer wieder in mir regten.

Die Dreharbeiten endeten irgendwann, und wir standen schließlich auf, immer noch grinsend und voller Energie. Es war einer dieser Nachmittage, die man nicht so schnell vergisst. Die Chemie zwischen uns war spürbar, und die Zeit, die wir zusammen verbracht hatten, erinnerte mich daran, wie wichtig Kai für mich war – damals und auch heute.

„Das war lustig", sagte Kai, als wir uns von der Crew verabschiedeten und auf den Weg zurück zum Trainingsgelände machten. Sein Lächeln war breit und ehrlich, und ich konnte sehen, dass auch er den Nachmittag genossen hatte.

„Ja, das war es", stimmte ich zu und spürte ein seltsames Gefühl in meiner Brust. Es war ein Gefühl von Nostalgie, von Vertrautheit, aber auch von etwas Neuem, etwas, das ich nicht ganz greifen konnte.

Für einen Moment war es, als wäre die Zeit stehengeblieben. Und in diesem Moment wusste ich, dass das, was auch immer zwischen uns war, noch lange nicht vorbei war.

The last Match- Jule & KaiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt