Vertrautes Lachen

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Kai

Der nächste Tag brach an, und die Sonne war noch nicht ganz über den Horizont gestiegen, als ich mich im Bett umdrehte und die Augen öffnete. Der Abend zuvor hatte viel in mir ausgelöst, mehr, als ich erwartet hatte. Julian hatte sich mir geöffnet, so wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Er hatte mir Dinge gesagt, die mir auf so vielen Ebenen wehtaten – vor allem, weil ich nicht für ihn da gewesen war.

Ich wusste, dass wir uns auseinandergelebt hatten, dass die Zeit und das Leben uns in verschiedene Richtungen gedrängt hatten. Aber dass es ihm so schlecht ging, das hatte ich nicht geahnt. Und jetzt konnte ich nicht aufhören, daran zu denken. Was wäre gewesen, wenn ich mich damals anders verhalten hätte? Hätte ich ihm helfen können?

Ich stieg aus dem Bett, um mich für das Training fertig zu machen, doch die Gedanken ließen mich nicht los. Es tat mir so leid, dass ich nicht gemerkt hatte, wie schwer es für Julian war. Ich hatte ihn damals einfach losgelassen, ohne zu hinterfragen, wie es ihm wirklich ging.

„Du hast es verbockt", murmelte ich vor mich hin, während ich mir die Schuhe schnürte. Aber jetzt war es an der Zeit, es wieder gutzumachen. Wir hatten den ersten Schritt gemacht, aber es lag noch ein langer Weg vor uns.

Beim Frühstück traf ich auf die anderen Jungs, und Julian war schon da, saß zusammen mit Robert und David und lachte laut. Dieses Lachen. Es war dieses Lachen, das ich so lange nicht gehört hatte, und es tat gut, es wieder zu hören. Es war fast, als wären wir zurück in der Zeit, in die Tage, als wir zusammen bei Leverkusen gespielt hatten und das Leben so viel einfacher war.

Ich setzte mich zu ihnen, und sofort ging das Lachen weiter. Julian schien sich auch besser zu fühlen, viel leichter und entspannter. Ich konnte sehen, dass das Gespräch von letzter Nacht ihm gutgetan hatte – und mir auch.

„Na, hast du gut geschlafen?", fragte Julian, während er mir ein schelmisches Grinsen zuwarf.

„Ja, ziemlich gut", antwortete ich und schnappte mir ein Brötchen. Es fühlte sich leicht an, normal. Fast so, als hätten wir nie aufgehört, Freunde zu sein. „Und du? Alles okay?"

„Besser als gestern", meinte er und zwinkerte mir zu. „Aber heute gibt's wieder eine Trainingseinheit, bei der ich dich mal alt aussehen lassen werde."

„Pff", erwiderte ich und schüttelte den Kopf. „Das werden wir sehen."

Der Rest des Morgens war einfach. Wir lachten, machten Scherze und erzählten die üblichen Geschichten. Die Jungs waren in Topform, und es war gut, wieder in dieser Gruppe zu sein, in dieser Dynamik, die uns alle irgendwie zusammenhielt.

Als wir schließlich zum Training gingen, fühlte sich die Atmosphäre leicht und unbeschwert an. Es war, als hätten wir den alten Rhythmus wiedergefunden. Julian und ich liefen nebeneinander, machten Witze und schienen uns gegenseitig immer wieder zum Lachen zu bringen.

„Wenn du heute keinen Ball triffst, weiß ich, dass du alt wirst", stichelte Julian, als wir das Spielfeld betraten.

„Wenn ich keinen Ball treffe, ist das, weil du zu schlecht spielst, um einen ordentlichen Pass zu geben", konterte ich, und wir lachten beide laut auf.

Das Training begann, und obwohl es ernst und intensiv war, konnten wir nicht aufhören, herumzublödeln. Immer wieder warfen wir uns Bälle zu, machten dumme Tricks und versuchten, uns gegenseitig zu übertreffen.

„Kai! Julian! Konzentriert euch mal!", rief Nagelsmann, als er bemerkte, dass wir mehr lachten, als wirklich trainierten. Wir mussten mehrmals ermahnt werden, weil wir einfach nicht aufhören konnten, uns gegenseitig zu necken.

„Sorry, Trainer", rief Julian grinsend, und ich konnte nicht anders, als mit dem Kopf zu schütteln.

Es fühlte sich toll an. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Spaß im Training gehabt hatte. Es war leicht, es war lustig, und es war genau das, was ich gebraucht hatte. Julian hatte immer die Fähigkeit, das Leben leichter zu machen, es weniger ernst zu nehmen, und genau das hatte mir gefehlt.

Natürlich war es auch schön, mit Sophia zu Hause zu sein. Unsere Beziehung war stabil, sie war mein Rückhalt, mein sicherer Hafen. Aber das Leben mit ihr war irgendwie anders – es war ernster, geregelter. Wir hatten unseren Alltag, unsere Routinen, und das war auch gut so. Aber mit Julian war es immer... aufregender, spontaner. Er brachte etwas in mir zum Vorschein, das ich oft vergraben hatte.

„Du solltest dich echt mal konzentrieren, Havertz!", rief Robert plötzlich und warf mir einen Ball zu. Ich fing ihn gerade noch rechtzeitig und grinste. „Sonst wirst du von Brandt noch richtig blamiert."

„Als ob", sagte ich und warf den Ball zu Julian zurück. „Ich lass mich doch nicht von ihm übertrumpfen."

Julian lachte laut. „Wirst du aber."

Der Rest des Trainings verlief genauso – wir blödelten herum, lachten und brachten die anderen Jungs dazu, sich uns anzuschließen. Es war, als hätten wir uns gegenseitig angesteckt, und bald war die ganze Mannschaft in bester Stimmung.

„Also, wenn ihr heute nicht ernsthaft trainiert, müsst ihr morgen doppelt ran", rief Nagelsmann schließlich mit einem Lächeln, das jedoch eine deutliche Warnung beinhaltete.

„Alles klar, Trainer", rief ich zurück und zwinkerte Julian zu. „Wir sind jetzt ernsthaft dabei."

Aber die Ernsthaftigkeit hielt nicht lange an. Es war einfach zu schön, diese Leichtigkeit mit Julian zu spüren, diesen Spaß, den wir so lange nicht gehabt hatten.

Als das Training schließlich zu Ende ging, war ich erschöpft, aber glücklich. Es war einer dieser Tage, an denen alles stimmte. Und während wir vom Platz gingen, konnte ich nicht anders, als Julian anzusehen und zu lächeln.

„Das war gut", sagte ich, als wir zurück in Richtung Umkleide liefen.

„Ja", stimmte Julian zu und grinste. Sein Lächeln war ansteckend. „Hat sich fast so angefühlt wie früher, oder?"

Ich nickte. „Ja, genau das."

Und das war es. Für einen Tag hatten wir all die Spannungen, all die Unsicherheiten vergessen. Wir waren wieder Freunde, wie früher, und es war genau das, was ich gebraucht hatte.

Während wir uns für das Mittagessen fertig machten, konnte ich nicht aufhören, an diesen Tag zu denken. Es war, als wäre die Zeit stehengeblieben. Für einen Moment war alles so, wie es immer gewesen war. Und ich wusste jetzt wieder, warum Julian immer mein bester Freund gewesen war.

Er brachte das Beste in mir zum Vorschein. Das Lachen, den Spaß, die Leichtigkeit. Dinge, die ich in den letzten Jahren oft vermisst hatte.

Und vielleicht, dachte ich, als ich mich duschen ging, war das Leben mit Julian genau das, was ich in meinem Leben mehr brauchte.

The last Match- Jule & KaiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt