Unerwartete Begegnung

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Julian

Der Flur lag still vor mir, als ich langsam zurück in den Aufenthaltsraum ging. Meine Gedanken schwirrten um das, was gerade mit Kai passiert war. Warum war er einfach gegangen? Er war so plötzlich abgehauen, ohne eine wirkliche Erklärung. Es machte keinen Sinn. Alles, was ich getan hatte, war, mit den anderen Jungs zu reden, zu lachen und ein paar Witze zu machen – nichts, was ungewöhnlich war.

Aber irgendwas hatte Kai gestört. Sein Blick hatte mir das deutlich gezeigt.

„Alles okay mit Kai?", fragte Robert, als ich wieder am Tisch saß und versuchte, mich zurück ins Gespräch einzufinden. Er warf mir einen neugierigen Blick zu, als ob er wusste, dass mehr vorgefallen war, als ich zugeben wollte.

„Ja, er ist nur... keine Ahnung", murmelte ich und zuckte die Schultern. Ich wollte es nicht zu sehr vertiefen. Die anderen mussten nicht wissen, dass da diese Spannung zwischen uns war, die ich selbst nicht ganz verstand.

„Manchmal ist er seltsam", sagte David, ohne es böse zu meinen. „Er ist ein guter Kerl, aber manchmal zieht er sich einfach zurück."

Ich nickte, aber mein Kopf war immer noch bei der Situation. Es war nicht das erste Mal, dass Kai sich in den letzten Tagen distanziert hatte. Seit ich hier im Camp angekommen war, fühlte sich alles anders an. Es war, als ob wir die meiste Zeit umeinander herumschlichen, ohne wirklich zu wissen, wie wir zueinander stehen sollten.

„Vielleicht will er einfach seine Ruhe haben", sagte ich schließlich und zwang mich zu einem Lächeln. Aber selbst ich war nicht überzeugt von dieser Erklärung. Die Wahrheit war, dass ich nicht wusste, was in ihm vorging. Es gab so viele unausgesprochene Dinge zwischen uns, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten.

Die restliche Zeit im Aufenthaltsraum verging ohne besondere Vorkommnisse. Ich lachte mit den Jungs, trank ein paar Softdrinks, aber irgendwie war ich nicht wirklich bei der Sache. Meine Gedanken drifteten immer wieder zu Kai ab, und ich fragte mich, was genau sein Problem war. Ich hatte nichts falsch gemacht, oder? Es war doch normal, mit anderen Leuten zu reden. Warum machte er daraus so eine große Sache?

Als es langsam später wurde, verabschiedete ich mich von den anderen und machte mich auf den Weg zurück zu unserem Zimmer. Die Dunkelheit des Flurs verstärkte das Gefühl der Stille, das in mir aufkam. Ich wollte mit Kai reden, wollte wissen, was los war. Aber gleichzeitig wusste ich, dass ich ihm Zeit geben musste. Er war immer jemand gewesen, der sich zurückzog, wenn er mit seinen eigenen Gefühlen kämpfte.

Vielleicht brauchte er einfach Raum, um sich zu sortieren.

Ich öffnete die Zimmertür langsam, in der Erwartung, Kai schon schlafend vorzufinden. Aber als ich eintrat, hörte ich das leise Geräusch von Wasser, das tropfte. Die Dusche war noch an, und der Dampf, der aus dem Badezimmer kam, füllte den Raum mit einer angenehmen Wärme.

„Kai?", rief ich leise, nur um sicherzugehen, dass er mich gehört hatte. Keine Antwort.

Ich setzte mich auf mein Bett und starrte kurz in die Leere, während das Wasser weiter lief. Meine Gedanken rasten. Warum war alles so kompliziert zwischen uns geworden? Früher hatten wir über alles reden können. Jetzt schienen wir nicht mal mehr in der Lage zu sein, eine normale Konversation zu führen, ohne dass es angespannt wurde.

Nach einer Weile hörte ich das Wasser abgestellt werden, und ich stand auf, um meine Sachen für die Nacht vorzubereiten. Gerade als ich meine Tasche aufmachte, öffnete sich die Badezimmertür, und Kai trat heraus – direkt vor mir. Er war komplett nackt.

Mein Herz setzte für einen Moment aus.

Er hatte kein Handtuch umgebunden, nichts. Seine Haut war noch feucht von der Dusche, und der Dampf, der aus dem Badezimmer kam, ließ seine Haare leicht an seinem Kopf kleben. Die Tropfen auf seiner Brust glitzerten im schwachen Licht des Zimmers.

Ich blinzelte und drehte mich sofort zur Seite, als hätte ich ihn nicht gesehen, aber es war zu spät. Der Anblick von ihm hatte sich in meinen Kopf eingebrannt. Er wirkte überrascht, als er mich bemerkte, aber auch irgendwie... entspannt. Es war, als ob er nicht wirklich damit rechnete, dass ich genau in diesem Moment zurückkommen würde.

„Sorry", murmelte ich und starrte hastig auf den Boden. Mein Herzschlag beschleunigte sich, und ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. „Ich... wusste nicht, dass du gerade rauskommst."

„Kein Ding", sagte Kai schnell, aber seine Stimme klang leicht angespannt. Er drehte sich um und griff nach einem Handtuch, das auf einem Haken hing, wickelte es sich um die Hüften und warf mir dann einen kurzen Blick zu. „Ich dachte, du wärst noch bei den anderen."

„Ja, war ich", antwortete ich und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Die Situation war mehr als unangenehm, und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Es war nicht so, dass ich ihn noch nie nackt gesehen hatte, aber... es fühlte sich jetzt anders an. Viel intensiver.

„Alles gut", fügte ich hinzu, um die Stille zu durchbrechen. Aber die Wahrheit war, dass es alles andere als gut war. Die Spannung in der Luft war greifbar, und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.

Kai nickte und ging zu seinem Bett, während er sich immer noch das Handtuch um die Hüften hielt. Ich versuchte, mich auf meine Sachen zu konzentrieren, aber mein Blick wanderte immer wieder zu ihm zurück. Es war, als ob mein Körper auf jede seiner Bewegungen reagierte, ohne dass ich es wollte.

„Du siehst... ähm, fertig aus für heute", sagte ich und spürte, wie peinlich das klang. Ich versuchte, das Thema zu wechseln, aber es klappte nicht wirklich.

„Ja, der Tag war ziemlich lang", antwortete Kai, während er sich abtrocknete. Sein Blick blieb dabei auf dem Boden, als ob er die Situation genauso unangenehm fand wie ich. „Aber ich denke, morgen wird's besser."

„Hoffentlich", murmelte ich und setzte mich wieder auf mein Bett. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Die Situation war viel zu intensiv, und meine Gedanken drehten sich nur noch um den Anblick von ihm – nackt, entspannt, und so viel zu nah.

Wir redeten nicht mehr. Die Stille legte sich über uns, nur unterbrochen von den leichten Geräuschen, die Kai machte, während er sich für die Nacht vorbereitete. Ich starrte auf meine Hände, unfähig, den Gedanken an das, was gerade passiert war, loszuwerden.

Warum fühlte sich das so anders an? Warum hatte es mich so aus dem Gleichgewicht gebracht?

Als Kai schließlich ins Bett ging und das Licht ausmachte, lag ich still da, die Augen weit offen, und hörte den leisen Atemzügen neben mir zu. Die Dunkelheit des Zimmers konnte die Spannung nicht verdecken.

Etwas zwischen uns hatte sich verändert. Und ich wusste nicht, ob wir jemals wieder zurückkehren könnten.

The last Match- Jule & KaiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt