Die Nähe der Königin

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Der nächste Morgen brach an, und die Sonne strahlte durch die hohen Fenster der königlichen Gemächer. Elena stand früh auf, aufgeregt und nervös über den bevorstehenden Tag. Sie hatte kaum geschlafen, so viele Gedanken waren ihr durch den Kopf gegangen. Der erste Auftrag, den sie für die Königin hatte, ließ sie kaum zur Ruhe kommen. Heute würde sie Isabella helfen, sich für eine wichtige Audienz mit den Adligen des Königreichs vorzubereiten.

Sie trat vor den großen Spiegel und betrachtete sich. Ihre Augen funkelten, ihre Haut war weich und unberührt, und die hellen Strähnen ihres Haares fielen sanft über ihre Schultern. „Ich muss heute mein Bestes geben“, murmelte sie und atmete tief durch, bevor sie sich in Richtung der Gemächer der Königin begab.

Als sie den Raum betrat, war Isabella bereits da und wartete, um sich für den Tag vorzubereiten. Die Königin stand vor einem großen, prächtigen Kleiderschrank, der voller farbenfroher Stoffe und opulenter Gewänder war. Elena konnte den Hauch von Parfüm in der Luft riechen, das Isabella trug – es war berauschend und ließ Elenas Herz schneller schlagen.

„Guten Morgen, Eure Majestät“, sagte Elena höflich, ihre Stimme klang ein wenig schüchtern. Isabella drehte sich um, und das Licht fiel auf ihr Gesicht, das vor Schönheit strahlte.

„Guten Morgen, Elena“, antwortete Isabella mit einem leichten Lächeln. „Ich hoffe, du bist bereit, denn heute wird ein langer Tag.“

Elena nickte, ihre Nervosität schwand, als sie die Königin ansah. „Ich bin bereit, Eure Majestät. Was kann ich für Euch tun?“

„Zuerst musst du mir helfen, das richtige Kleid auszusuchen“, erklärte Isabella und öffnete die Türen des Kleiderschrankes weit. Die Farben der Stoffe funkelten wie Edelsteine. „Ich habe das Gefühl, dass die Adligen heute besonders kritisch sein werden.“

„Welches Kleid möchtet Ihr tragen?“, fragte Elena und trat näher an den Schrank heran. Ihre Finger glitten über die weichen Stoffe, während sie einige der wunderschönen Kleider begutachtete. „Vielleicht das grüne? Es würde Euer Haar so schön zur Geltung bringen.“

Isabella überlegte und nickte dann. „Das könnte gut sein, ja. Hilf mir, es anzuziehen.“

Elena spürte, wie ihr Herz einen Sprung machte. Es war ein intimer Moment, und die Aufregung überkam sie. Sie trat näher und half Isabella, das Kleid über ihren Kopf zu ziehen. Die Berührung des feinen Stoffes, der über Isabellas Haut glitt, ließ Elena stocken.

„Sei vorsichtig“, sagte Isabella mit einem Hauch von Humor, „du bist nicht hier, um mir die Kleider zu ruinieren.“

„Natürlich nicht, Eure Majestät“, erwiderte Elena und versuchte, ihre Nervosität zu verbergen. Sie schloss für einen Moment die Augen und genoss den Duft der Königin, der sie umhüllte.

Als sie das Kleid hinter Isabellas Rücken schnürte, war ihre Hand fast berührt von Isabellas Haut. Der Kontakt war kurz, aber elektrisierend, und Elena spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Sie wusste, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte, aber das Gefühl, Isabella so nah zu sein, war berauschend.

„Du bist talentiert, Elena“, bemerkte Isabella und sah in den Spiegel. „Es ist, als würdest du mit dem Stoff tanzen, während du mir hilfst.“

Elena lächelte schüchtern. „Es ist mir eine Ehre, Eure Majestät.“

„Du hast ein Gespür für Eleganz“, fuhr Isabella fort, während Elena die Ärmel des Kleides zurechtrückte. „Ich hoffe, dass du diese Fähigkeiten nicht nur hier, sondern auch in der Gesellschaft der Adligen zeigen kannst.“

In diesem Moment schien die Zeit stillzustehen. Elena fühlte sich, als wären sie nur sie beide in diesem Raum, abgekapselt von der Welt außerhalb. Die Intimität dieses Moments war elektrisierend, und sie wagte es, Isabella in die Augen zu sehen.

Doch plötzlich wurde die Stille durch ein lautes Klopfen an der Tür durchbrochen. „Eure Majestät, sind Sie bereit? Die Adligen warten!“

Elena sprang einen Schritt zurück, als die Tür aufgerissen wurde. Ein Aufseher trat ein, und die Realität überrollte sie wie eine kalte Welle. Isabella richtete sich sofort auf, ihre königliche Fassade zurückkehrte. Der Moment der Nähe war vorbei, und Elena konnte das Herzklopfen, das sie noch eben verspürt hatte, kaum verbergen.

„Ich komme sofort“, antwortete Isabella, die nun wieder die Autorität und Kälte eines Königs ausstrahlte. Elena sah, wie der Aufseher sie aufmerksam musterte, als könnte er die Spannung zwischen ihnen riechen.

„Komm, Elena. Lass uns zum Thronsaal gehen“, sagte Isabella, und Elena folgte ihr, ihre Gedanken noch immer bei dem flüchtigen Moment, den sie geteilt hatten.

Der Thronsaal war geschmückt mit prächtigen Tapisserien und goldenen Verzierungen, die das Licht reflektierten und dem Raum eine erdrückende Eleganz verliehen. Die Adligen warteten bereits ungeduldig, und als Isabella den Raum betrat, fiel sofort eine Stille über die Menge. Die Blicke waren auf sie gerichtet, und Elena stellte fest, dass sich alle um die Königin scharten wie Motten, die zum Licht flogen.

„Meine Lords und Ladies“, begann Isabella mit einer Stimme, die sowohl autoritär als auch charmant war. „Ich danke Euch für Eure Geduld. Wir haben heute wichtige Angelegenheiten zu besprechen.“

Elena trat einen Schritt zurück und beobachtete die Königin, wie sie sich souverän in den Mittelpunkt des Geschehens stellte. Während Isabella die Anweisungen gab und mit den Adligen sprach, fühlte Elena einen Schauer über ihren Rücken laufen. Sie war stolz darauf, Teil dieser Welt zu sein, und gleichzeitig überkam sie das Gefühl, dass sie sich noch viel mehr anstrengen musste, um wirklich dazugehören zu können.

Die Sitzung zog sich hin, und Elena konnte sich nicht von dem Gedanken befreien, dass sie in der Nähe der Königin war. Die geheimnisvollen, anziehenden Momente zwischen ihnen schienen sich immer wieder zu wiederholen, auch wenn sie in der Öffentlichkeit nicht einmal die Möglichkeit hatte, offen darüber nachzudenken.

Die Diskussionen über Steuererhöhungen und Allianzen waren eindringlich, aber Elena konnte sich nicht konzentrieren. Immer wieder schweiften ihre Gedanken zu Isabella und dem, was zwischen ihnen war. Hatte die Königin auch gespürt, dass etwas Besonderes in der Luft lag?

Die Sitzung näherte sich dem Ende, und die Adligen begannen, sich zu zerstreuen. Isabella nickte Elena zu und gab ihr ein Zeichen, dass sie zu ihr kommen sollte. „Elena“, sagte sie, als die letzten Adligen den Raum verließen, „wir müssen uns heute Abend mit dem Thema der Heiratsallianzen befassen. Das wird eine schwierige Diskussion, und ich brauche deine Hilfe, um die Stimmung unter Kontrolle zu halten.“

„Ja, Eure Majestät“, antwortete Elena, und die Aufregung überkam sie erneut. Es war eine Verantwortung, die sie ernster nahm, und sie spürte, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gab, die weiter wuchs, auch wenn sie immer noch mit vielen Unbekannten konfrontiert war.

Isabella lächelte, und für einen kurzen Moment schien die Kälte zwischen ihnen zu schmelzen. „Ich schätze deine Unterstützung, Elena. Du bist eine wertvolle Bereicherung für mein Gefolge.“

Elena nickte und lächelte zurück, doch während die Königin sich wieder dem Geschäftlichen zuwandte, spürte Elena, dass etwas in der Luft lag – ein Gefühl, das den Raum erfüllte. In diesem Moment wusste sie, dass sie in die Welt der Königin eintauchen würde, und die Geheimnisse, die sie barg, würden bald eine entscheidende Rolle in ihrem eigenen Leben spielen.

Die Königin und ihre ZofeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt