Der Morgennebel hing tief über den Hügeln rund um das Schloss, als Elena durch die Gänge der königlichen Gemächer schritt. Seit ihrer Ankunft war einige Zeit vergangen, und ihre Rolle als Zofe der Königin hatte sich gefestigt. Doch etwas hatte sich verändert – eine Spannung lag in der Luft, die nicht nur von den politischen Intrigen herrührte, sondern auch von der Nähe, die sie und Isabella zueinander gefunden hatten.Heute hatte Isabella Elena in ihre privaten Gemächer gebeten, ohne eine genaue Erklärung zu geben. Elena wusste, dass es etwas Wichtiges sein musste, denn die Königin war eine Frau, die keine Zeit mit Nichtigkeiten verschwendete. Mit klopfendem Herzen betrat sie den Raum, in dem Isabella bereits am Fenster stand, den Blick in die Ferne gerichtet.
"Elena," sagte Isabella leise, ohne sich umzudrehen. Ihre Stimme war ruhig, aber Elena konnte die leise Schärfe in ihrem Tonfall hören.
„Majestät“, erwiderte Elena und trat näher. „Ihr habt nach mir verlangt?“
Die Königin drehte sich langsam um, ihre kalten Augen musterten Elena, doch in diesem Moment schien es, als läge eine gewisse Weichheit in ihrem Blick, die sonst so gut verborgen war.
„Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann“, begann Isabella und ging an Elena vorbei. „In letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass der Hof nicht mehr so loyal ist, wie er sein sollte.“
Elena wusste, dass am Hof ständig Machtkämpfe tobten, doch dass Isabella ihre Bedenken so offen äußerte, war neu. Es war ein Zeichen des Vertrauens – eines, das sie nicht auf die leichte Schulter nehmen durfte.
„Ich würde alles für Euch tun, Majestät“, sagte Elena leise, während sie den Blick der Königin auffing.
Isabella trat näher an sie heran, so nah, dass Elena ihren Duft wahrnehmen konnte – eine Mischung aus Rosen und etwas Unbeschreiblichem, das sie immer wieder fesselte. „Das hoffe ich, Elena. Denn es gibt Dinge, die nur du für mich tun kannst.“
Ein leises Klopfen unterbrach den Moment. Eine Dienerin trat herein und knickste tief. „Majestät, die Höflinge warten.“
Isabella nickte knapp, ohne den Blick von Elena zu nehmen. „Wir sprechen später .
Während Elena durch die Flure des Schlosses ging, war ihr Kopf voller Gedanken. Was meinte die Königin mit „nur du“? Hatte sie sich tatsächlich das Vertrauen der mächtigsten Frau im Reich erarbeitet, oder gab es mehr dahinter? Die Blicke, die Isabella ihr zuwarf, waren in letzter Zeit intensiver geworden, und Elena spürte eine wachsende Anziehung, die sie nur schwer verdrängen konnte.
Auf dem Weg zurück in ihre Kammer hörte sie plötzlich gedämpfte Stimmen aus einer Nische des Ganges. Sie hielt inne und lauschte.
„Die Königin hat zu viele Feinde“, flüsterte eine Stimme, die sie nicht erkannte. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie fällt.“
„Ja, aber wir müssen vorsichtig sein“, erwiderte eine andere Stimme. „Wenn sie erfährt, dass wir hinter ihrem Rücken planen, sind wir alle des Todes.“
Elena erstarrte. Sie schlich näher, um mehr zu hören, doch als sie um die Ecke blickte, sah sie nur die flüchtigen Schatten von zwei Gestalten, die in den dunklen Gängen verschwanden. Ihr Herz schlug schneller, und sie wusste, dass sie Isabella sofort informieren musste.
Später am Abend, als Elena erneut in Isabellas Gemächern stand, erzählte sie der Königin, was sie gehört hatte. Isabellas Gesicht blieb ausdruckslos, doch ihre Augen verengten sich. „Ich habe es geahnt“, sagte sie kühl. „Es ist immer dasselbe. Aber du hast gut daran getan, mir das zu berichten.“
Die Spannung im Raum war fast greifbar, und als Isabella langsam auf Elena zuschritt, spürte sie, wie sich der Raum um sie herum veränderte. „Du bist eine wertvolle Bereicherung für mein Gefolge“, fuhr Isabella fort, während sie Elena tief in die Augen sah.
Ihre Nähe machte Elena nervös. Sie konnte den Blick der Königin spüren, der sich wie Feuer auf ihrer Haut anfühlte. Ein Moment der Stille verstrich, dann hob Isabella die Hand und berührte sanft Elenas Wange. Ihre Finger waren kühl, doch der Hauch ihres Atems auf Elenas Haut ließ sie erschaudern.
„Ihr seid zu gütig, Majestät“, flüsterte Elena, unfähig, den Blick von den tiefen, blauen Augen der Königin abzuwenden.
Ein leises Lächeln umspielte Isabellas Lippen, als sie sich noch ein Stück näher lehnte. Doch bevor sich die Spannung zwischen ihnen entladen konnte, klopfte es erneut an der Tür. Der Moment war vorbei.
Elena zog sich zurück und ließ Isabella allein mit ihren Gedanken. Doch während sie durch die Flure des Schlosses ging, konnte sie das Gefühl, das dieser kurze Moment hinterlassen hatte, nicht abschütteln. Etwas an Isabella zog sie unaufhaltsam an – etwas Dunkles, Gefährliches, aber auch Verlockendes.
Die nächsten Tage vergingen ohne größere Zwischenfälle, doch Elena merkte, dass Isabellas Verhalten ihr gegenüber sich verändert hatte. Die Königin suchte häufiger ihre Nähe, und die kurzen, intensiven Blicke, die sie ihr zuwarf, wurden zu einem ständigen Begleiter in ihrem Alltag.
Während eines Festes, bei dem der gesamte Adel des Reiches anwesend war, fiel Elenas Blick immer wieder auf Isabella. Sie saß auf ihrem Thron, stolz und unnahbar, und beobachtete die Menge. Elena hielt sich im Hintergrund, doch plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
Ein hochrangiger Adliger stand vor ihr, ein Mann von beeindruckender Statur und strahlendem Lächeln. „Ich habe dich beobachtet“, sagte er mit einem charmanten Lächeln. „Eine Schönheit wie du sollte nicht allein in der Menge stehen.“
Elena zog die Augenbrauen zusammen, aber sie blieb höflich. „Ich danke euch, aber ich bin nicht allein.“
„Ah, eine Frau von Ehre“, erwiderte er, und obwohl er lächelte, konnte Elena die Anspielung in seinen Worten nicht überhören. „Ich hoffe, du verbringst trotzdem einen angenehmen Abend. Solltest du meine Gesellschaft wünschen…“ Er ließ den Satz offen und zwinkerte ihr zu, bevor er sich abwandte.
Elena konnte nicht anders, als zu Isabella hinüberzublicken. Die Königin hatte das Gespräch offensichtlich beobachtet, und ihre Augen funkelten vor Unmut. Doch sie sagte nichts und wandte sich stattdessen wieder den anderen Gästen zu.
Als das Fest sich dem Ende neigte, stand Elena in einer abgelegenen Ecke des Thronsaals und dachte über die letzten Tage nach. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um Isabella und die seltsame Spannung, die sie fühlte. Sie wusste, dass sie sich in Gefahr begab, wenn sie dieser Anziehung nachgab, doch etwas in ihr konnte sich nicht dagegen wehren.
Plötzlich tauchte Isabella an ihrer Seite auf. „Du hast dich gut geschlagen heute“, sagte sie leise, ohne sie anzusehen. „Ich beobachte dich, Elena. Vergiss das nicht.“
Mit diesen Worten ließ sie Elena allein, doch der Schatten ihrer Gegenwart blieb zurück